GOLF TIME 2/2016

GÖTZ ZITAT

Schützenhilfe für Martin K. A nfang 2014 stellte ich Martin Kaymer in der Überschrift meiner Kolumne die Frage „Quo vadis, Martin?“. Anlass war der damals besorgniserregende Umstand, dass Deutschlands bester Golfer drei Jahre nach seiner achtwöchigen Regentschaft als Weltranglistenerster im Frühjahr 2011 nicht länger in den Top 50 der Welt zu finden war.

als die Golffachwelt den Deutschen endgültig abschreiben wollte, folgte der Sensationssieg bei der Players Championship. Und was soll ich Ihnen sagen, 2016 sieht es so aus, als wollte Martin seine Erfolgstaktik erneut anwenden. Seit Jahresanfang spielt er wieder eine ordentliche Grütze zusammen, kommt entweder „unter ferner liefen“ ins Ziel oder er nimmt sich gleich das ganze Wochenende frei. Auch seine Chancen, 2016 ein Teil des Ryder Cup-Teams zu werden, sind (Zitat von 2014) „in etwa so gut wie die der Borussia aus Dortmund, dieses Jahr die deutsche Meisterschaft feiern zu können“. In dieser sensiblen Gemengelage ist es wichtig, dass man seinen Beitrag leistet, und ich möchte definitiv nicht als der Spielverderber dastehen, der am Ausbleiben von Martin Kaymers zweitem Mega-Comeback schuld ist. Deshalb stelle ich ihm hiermit ganz offiziell (und wie 2014 erneut in der zweiten Ausgabe des Jahres) die Frage, wie er sich das so vorstellt mit dem weiteren Verlauf seiner Karriere? Sollte meine Theorie stimmen, müsste Martin eigentlich kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe erfolgreich sein. Doch rechnen Sie nicht mit einem banalen 08/15-Turniersieg, denn Kaymer war schon immer ein Mann für die besonderen Momente. Welcher Weltklassegolfer außer ihm kann insgesamt zwar nur drei Siege auf der PGA Tour vorweisen, diese jedoch in Form von zwei Majortiteln und der Players Championship, dem höchstdotierten Golfturnier der Welt? Dass er beim Ryder Cup 2016 erneut einen oder sogar den entscheidenden Punkt zum Sieg Europas holen wird, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Doch zuvor darf ich nicht vergessen, mit einem weiteren Zitat aus der Vergangenheit zu schließen: „Vielleicht benötigt Martin genau dieses existen- zielle Druckszenario, um seine Fans jubeln und seine Kritiker verstummen zu lassen.“ GT

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Autor des essenziellen Leitfadens durch die Welt des Golfwahn- sinns in Buchform „Golf oder gar nichts!“ und Kaymer-Fan der ersten Stunde. Spielte letztes Jahr ein Par-3-Loch mit dem zweifachen Major-Sieger und würde das Match gerne fortsetzen. Es steht 1Up für den Autor...

Nur wenige Wochen, nachdem ich Martin u. a. als vermeintliches „One Hit Wonder“ bezeichnet hatte, erhielt ich seine durchaus beeindruckende Antwort auf meine Frage. Er gewann erst die Players Championship und kurz darauf mit der U.S. Open seinen zweiten Majortitel. Zwischen Mai und Juni 2014 verbesserte er sich von Rang 61 auf Position elf der Weltrangliste. Dank seines hochkarätigen Doppelschlages stand Kaymer plötzlich wieder im Ryder Cup-Team und im Fokus der Golfwelt. Seither erinnert(e) Martin jedoch wieder allzu sehr an ein anderes Zitat aus meiner damaligen Kolumne: „Ist Martin Kaymer nüchtern betrachtet vielleicht doch nichts anderes als ein recht guter Tourspieler, der eine Saison über seinen Verhält- nissen scoren konnte?“ Kaymers bestes Turnier- ergebnis seit dem Majorsieg in Pinehurst war ein zweiter Platz bei der Open d‘Italia und ein (traumatisierender) dritter Platz bei der Abu Dhabi HSBC Golf Championship, als er im Verlauf der Finalrunde einen Vorsprung von zehn Schlägen einbüßte. Aktuell rangiert Martin noch innerhalb der Top 50 der Welt, was jedoch trügerisch ist, da seine beiden großen Siege im Mai bzw. Juni nach zwei Jahren ihre Relevanz für seine Weltranglistenposition verlieren werden. Doch der aufmerksame Beobachter weiß die Zeichen der Zeit zu deuten und sieht die Parallelen zum Erfolgsjahr 2014. Damals stellte ein geteilter 18. Rang bei zehn Starts in den Monaten Januar bis April Kaymers Saisonbestleistung dar. Gerade

»Der aufmerksame Beobachter weiß die Zeichen der Zeit zu deuten und sieht die Parallelen zu 2014, denn es sieht so aus, als wollte Martin seine Erfolgstaktik erneut anwenden«

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