GOLF TIME 2/2016

INTERVIEW | BUBBA WATSON

je zweimal gewonnen. Auf der anderen Seite wird die Open Championship oft auf Plätzen abgehalten, auf denen es viele blinde Schläge zu meistern gilt. Deshalb habe ich dort meist eher schlecht abgeschnitten. Ich muss den Platz im Blick haben, um erfolgreich zu sein. Wann warst du das letzte Mal ratlos, wie du den Ball spielen sollst? Das passiert nur, wenn der Ball direkt an einem Baum oder im tiefen Rough liegt. Vom Baum chippe ich zur Seite weg. Aus dem dichten Gemüse lege ich vor. Ansonsten finde ich immer einen Weg, den Schlag zu machen, den ich möchte. Was war der kreativste Schlag, der dir je in einem Turnier gelang? Mein persönliches Highlight hatte ich auf dem Old Course in St. Andrews 2009. Ich puttete den Ball aus 80 Metern Entfernung vom Fairway auf das Grün der 18 bis auf wenige Zentimeter ans Loch. Für mich war das der Höhepunkt des kreativen Linksgolf. Aus meiner Lage hätte ich den Ball hoch oder flach pitchen können – auch ein Chip and Run wäre denkbar gewesen. Ich entschied mich jedoch für den Putt. Kein Golfplatz in den USA würde dem Spieler so viele sinnvolle Optionen bieten. In den letzten Jahren scheinst du mehr zu reisen. Siehst du dich schon als inter- nationaler Spieler? Der Golfmarkt wächst weltweit, deshalb wollte ich unbedingt einmal außerhalb der Staaten gewinnen. Das gelang mir in China 2014 (WGC-HSBC Champions). Das ist einer der Gründe, warum ich viel reise.

Dein PGA Tour-Debüt war 2002, doch erst 2010 warst du erstmals siegreich. War es enttäuschend, so lange auf den Erfolg warten zu müssen? Nicht wirklich. Aus der eigenen Perspek- tive heraus möchte man so früh wie möglich gewinnen. Aber heute bin ich älter und durch meine großartigen Kinder und meine schöne Frau geerdet, deshalb kann ich mit Erfolg besser umgehen. Wer weiß, was der Erfolg und das Geld in so jungen Jahren aus mir gemacht hätten? Ich wäre wahr- scheinlich noch irrer gewesen als heute. Was ist der größte Nachteil daran, berühmt zu sein? Es ist viel schwieriger als früher, einfach ungestört rauszugehen und Spaß zu haben. Am Anfang meiner Karriere, als mich noch niemand kannte, spielten mein Caddie und ich immer irgendeinen öffentlichen Golfplatz in der Nähe des Turnierortes – völlig egal, ob es das erste Event des Jahres oder das Masters war. Wir sind einfach die Straße runtergefahren und haben irgendwo angehalten. Das geht heute nicht mehr so ohne Weiteres. Kommen wir nochmal auf deinen Kopf zurück. Was denkst du vor dem Schlag? Den Augenblick vor dem Schwung widme ich der Visualisierung des Ball- fluges (siehe Kasten). Deshalb bevorzuge ich Plätze wie den Augusta National (Masters), den TPC River Highlands (Travelers Cham- pionship) oder den Riviera Country Club (Northern Trust Open). Auf diesen Anlagen kann man fast bei jedem Schlag die Lande- zone sehen und auf allen drei Plätzen habe ich

Der andere ist, dass ich mich als Golfer und als Mensch weiterentwickeln will, indem ich die unterschiedlichsten Golfplätze in aller Welt spiele. Deshalb mag ich es mehr als manch anderer, außerhalb der USA an Turnieren teilzunehmen. „ICHHABE JEDEN SCHLAGDRAUF, DEN IRGENDJEMAND SPIELENKANN. IN PUNCTO SHOTMAKING BEEINDRUCKTMICH DESHALB KAUMJEMAND SO LEICHT“ Haben die modernen Golfprofis eine Ver- pflichtung, das Publikum zu unterhalten? Alle Sportstars sollten den Fans, die angereist sind, um sie zu unterstützen, eine gute Show bieten. Doch mein Haupt- augenmerk liegt natürlich darauf, besser als alle anderen Spieler zu sein. Aber da ich es liebe, zu unterhalten, versuche ich dabei auch, denkwürdige Augenblicke zu schaffen. Wenn ich sieben Birdies in Folge spiele oder Schläge ausführe, die sich kaum jemand vor- stellen kann.

An welche Schläge denkst du da?

Bei Pro-Am-Turnieren will immer jeder sehen, wie ich meinen Driver schlage,

HEILIGER ODER TEUFEL? DIE ZWEI SEITEN DES BUBBA Von wahnsinnig nett bis wahnsinnig ätzend... SPENDENGELDER Im März 2011 spendete Bubba 50.000 CHARITY HILFE Bubba hat Millionen Dollar

GROSSZÜGIGKEIT Nach der zweiten Runde der WGC- Bridgestone Invitational 2013 ging Bubba in eine Filiale der „Chipotle“- Restaurantkette und lud 60 Gäste zum Abendessen ein. Die Rechnung belief sich auf fast 500 Dollar.

Dollar für die Opfer der Erdbeben bzw. des Tsunamis in Japan. „Wir können vielleicht nicht selbst mithelfen, die Trümmer auf- zuräumen. Aber wir sind finanziell gesegnet, also warum sollen wir nicht helfen?“, erklärte Bubba sein Engagement.

zugunsten karitativer Organi- sationen im Umfeld des U.S. Militärs gesammelt und selbst gespendet. Im September 2015 allein stiftete er einen seiner Oldtimer, der zuguns- ten der Stiftung „Birdies for the Brave“ für über 400.000 Dollar versteigert wurde.

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