GOLF TIME 2/2016

CLUBS | GOLFREGELN TEIL 2

DON JALY UND DER AUSZAUN D ies ist eine wahre Geschichte. Sie ereignete sich in diesem Frühjahr auf einer Professional Tour. Namen und Handlungs­ ort wurden geändert. Es war an einem

Da es jedoch unmöglich war, ihn rechts­ herum zu schlagen, hätte der Spieler den Ball lediglich linksherum bewegen kön­ nen. Die zweite Möglichkeit hätte einen Strafschlag gekostet und den Unglücks­ raben zurück zum Abschlag geführt, ent­ sprechend Regel 28a. Denkbare Varianten: innerhalb von zwei Schlägerlängen drop­ pen (Regel 28c) bzw. den Ball in direkter Linie zur Fahne droppen (Regel 28b). Es blieb nur die Chance, innerhalb von zwei Schlägerlängen zu droppen. Dazu präsentierte sich der Hang jedoch als so steil, dass der Ball ins Aus springen würde. Da der bedauernswerte Don Jaly mitt­ lerweile völlig verunsichert war, fragte er den Regelfachmann: „Was passiert, wenn mein Ball beim Droppen ins Aus springt?“ Ortiz Ortega, der spanische Referee, staunte nicht schlecht ob der mangelhaf­ ten Regelkenntnis des Pros. Er antwortete: „Dann musst du noch einmal droppen. Rollt der Ball dann wieder ins Aus, hast du ihn zu platzieren“ – entsprechend Regel 202c, „Wann erneut fallen lassen?“ Endlich droppte Jaly seinen Ball, der prompt ins Aus sprang – beim ersten wie beim zweiten Anlauf. Daraufhin platzierte der Spieler den Ball an der Stelle, auf die der Ball beim zweiten Drop auf einen Teil des Platzes getroffen war. Der Untergrund erwies sich als derart steil, dass er einige Mühe darauf verwenden musste, um sei­ nen Ball hinzulegen. Dann unterlief Jaly ein fataler Fehler. Er überlegte zu lange, welchen Schläger er spielen sollte. Just in dem Augenblick, als er schlagen wollte, fing der Ball an zu rol­ len und bewegte sich ins Aus (Regel 20­ 2c/3.5). Höchststrafe! Der Ball befand sich nun im Aus – und war bereits im Spiel. Also hieß die Devise: zurück zum Ab­ schlag. Der nächste Schlag war nun schon der vierte – absolute Höchststrafe! GT

sonnigen Dienstagmorgen. Die Uhr zeigte 9.50, als der Spieler Don Jaly zum Abschlag schritt. Sein Drive, der in der Mitte des Fairways landen sollte, flog dank des ausgeprägten Quick Hooks in Richtung Auszaun. Ein Start wie im Bilderbuch… Ein provisorischer Ball musste her. Der landete genau Mitte Fairway. Wo sonst? „Mit dem zweiten kann’s ja jeder“, dachte nicht nur der spanische Referee. Endlich war er gefragt. Der Regelexperte erwachte aus seiner vermeintlichen Lethargie und fuhr mit dem Cart in Richtung Auszaun. Dort lag der Ball nun – tot am Zaun. Da die innere Linie der Zaunpfosten die Aus­ linie bildet, ermittelte er anhand seiner schleunigst gespannten Schnur, dass der Ball „in bounds“ war: der Ball berührte noch einen Teil des Platzes. Glück gehabt! Doch Don Jaly hatte keine Chance, den Ball zu spielen. Jedenfalls nicht so, wie er

DR. ULRIKE GARTZ UND HOLGER GARTZ

lag. Denn er befand sich schlicht und ein­ fach zu nah am Zaunpfosten. Nun wandte er sich an den Referee: „Was kann ich tun?“ Damit stellte er die beste Frage, die man einem Referee stellen kann. Denn der hat die Optionen aufzuzählen. Da der Ball unspielbar erschien, kam Regel 28 ins Spiel. Die erste Option konnte lauten, den Ball so zu spielen, wie er lag. veranstalten und organisieren seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Nieder- sachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden.

REGELFRAGE Was passiert, wenn der Ball beim Droppen ins Aus springt?

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