BayernDach Magazin 1-2018 OEB

EDITORIAL Auf ein Wort Baukostensteigerungen durch Dachdecker?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

Wer gestern noch Holz geschnitzt hat, wird von einigen Fachme- dien und Herstellern unterstützt und begibt sich munter ans Werk der Abdichtungen. Und das Dachdeckerhandwerk schaut zu? Wollen wir uns nach dem Steildach wirklich auch noch das Flach- dach nehmen lassen? Die Antwort muss ein klares „Nein“ sein. Und wir müssen uns sofort gegen diesen „Trend“ wehren. Vielerorts wird auch gejammert, dass die technischen Vorschriften immer mehr werden. Dieser Aufwand sei einfach nicht mehr zu bewältigen. Aber warum muss es eigentlich technische Regeln geben? Würde eine gute Qualität auf Dächern geplant und ausgeführt, wären keine tiefgreifenden Regulierungen durch technische Re- gelwerke nötig. Das aber ist, wie die tägliche Praxis zeigt, nicht immer der Fall. Also muss mit Fachregeln reguliert werden. Damit wird der auf Qualität bedachte Dachdeckerbetrieb unterstützt. Und der Bauherr wird vor selbst ernannten Experten geschützt. Den Planern ist vorzuwerfen, dass es keine bodenständige Bau- kunst mehr gibt. Statt dessen wird oft nur noch Baudesign zu Pa- pier gebracht. Detaillösungen werden meist nicht mehr geplant. Die Detailausführung vor Ort ist heute inzwischen leider Alltags- geschäft. Das öffnet der Improvisation Tür und Tor. Das Ergebnis ist in vielen Fällen eine mangelhafte Ausführung. Um bauen zu können, braucht der Bauherr heute Planer, Projekt- steuerer, Bauüberwacher und Baubegleiter. Und dazu am Besten auch gleich noch Juristen. Wer wundert sich da noch, wenn die Baunebenkosten sich mittlerweile zwischen 20 und 30 % der Bau- kosten eingependelt haben? Mit der Aufgabe, sich auch dieser Probleme anzunehmen, wün- sche ich Ihnen für Ihr Tagesgeschäft 2018 funktionstaugliche Aus- führungsplanungen, damit Sie auch weiterhin mangelfreie und kostengünstige Dächer bauen können. Sollten Sie anderer Meinung sein: Lassen Sie es mich wissen.

erfreulich: Die Sanierung des Flachdaches der Werkhallen am Be- rufsschulzentrum in Waldkirchen hat begonnen. Nach der Dach- sanierung werden Sanierung und Umbauten der Werkstätten für die Dachdeckerausbildung folgen. Die Vertreter des KPZ Dach- technik Waldkirchen e. V. sind hier mit dem Bauherren – dem Landkreis FRG – und mit den Planern in enger Abstimmung. Da der Winter 2017/2018 bis jetzt weitgehend ausgeblieben ist, lie- gen der geplanten Inbetriebnahme unseres neuen Wohnheims im September 2018 wohl keine Steine mehr im Weg. Große und bis dahin unbekannte Steine hatten wir trotz des Bodengutachtens ja schon genug zu beseitigen. Jetzt aber zur Baukonjunktur in Deutschland. In den Medien wer- den zu diesem Thema zum Teil nur Halbwahrheiten verbreitet. Da heißt es z. B., die Baukosten würden exorbitant steigen und seien inzwischen der Wahnsinn. Ich will eine Baukostensteigerung nicht bestreiten. Doch dass sich Baufirmen dumm und dämlich verdienen, ist falsch. Höhere Baukosten bedeuten zwar mehr Um- satz, nicht aber automatisch auch mehr Ertrag. Personal-, Mate- rial- und Geschäftskosten sind vom Umsatz abzuziehen. Am Rest, der übrig bleibt, bedienen sich Finanzamt und Kommunen. Das zulassungspflichtige Handwerk erwartet 2017 gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung von ca. 3,8 %. Doch was bleibt davon übrig, wenn allein Material- und Lohnkosten jeweils um ca. 2 - 3 % zugelegt haben? Für den Bauherren bedeutet das na- türlich eine Preissteigerung. Für das auführende Unternehmen ist es jedoch meist eine Nullnummer. Natürlich gibt es Gewerke mit Umsatzsteigerungen von 4,6 - 7 %. Dachdecker gehören da eher nicht dazu. Von 20 zulassungspflich- tigen Gewerken liegt das Dachdeckerhandwerk mit einem Um- satzrückgang von –2,0 % an letzter Stelle der „Gewinner“. Über die Ursachen muss nicht mehr spekuliert werden. Immer mehr Ungelernte und alle möglichen Gewerke tummeln sich auf dem Dach. Der Verbraucher hat nichts dazu gelernt: Für ihn ist noch immer der Billigste auch gleichzeitig der Beste.

Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

2

Made with FlippingBook HTML5