engelberg magazin nummer16 sommer

Das Plakat zur Ausstellung «Dreiecksgeschichte Engelberg- Nidwalden-Obwalden».

The poster for the exhibition

ALD ALD DREIECKS GESCHICHTE SZENEN 1-4 ENGELBERG NIDWALDEN OBWALDEN

Eine «Dreiecksgeschichte» imTalMuseum A historical threesome Text: Jürg Spichiger/Nicole Eller Risi

Das Jahr 2015 bringt der Schweiz eine ganze Reihe von Jubiläen: 700 Jahre Schlacht bei Morgarten, 500 Jahre Schlacht bei Marignano, 200 Jahre Wiener Kongress und Anerkennung der Schweizer Neutralität. Gibt man der bisheri- gen Berichterstattung in den Medien Recht, wird dies zweifellos einen Boom des kollektiven Erinnerns auslösen. Die Ausstellung im Tal Museum Engelberg und die zahlreichen Anlässe rund um das Jubiläum «200 Jahre Engelberg bei Obwalden» könnten dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Die Jahre von 1798 bis schmerzhaft. Ausgelöst von Napoleon Bonaparte brachte 1798 eine kleine helvetische Revolution das Ancien Régime zum Sturz. Der Klosterstaat Engelberg wurde aufgehoben, und die Franzosen wollten die Geistlichen sogar zur Aufgabe des Klosters drängen. Die Nidwaldner stürzten sich in einen aussichtslosen Kampf gegen übermäch- tige französische Truppen. Allein 400 Nidwald- nerinnen und Nidwaldner starben. 1803 war es erneut Napoleon, welcher der Schweiz nach einigen innenpolitischen Wirren den Mediati- onsvertrag aufzwang. In Unterwalden herrsch- ten für kurze Zeit klare politische Verhältnisse, wobei Engelberg zu Nidwalden gehörte. Doch bereits 1814 geriet Unterwalden abermals in hef- tige Turbulenzen: Der Beitritt zum helvetischen Staatenbund war gefordert, wobei wiederum Nidwalden dagegen opponierte und schliess- lich 1815 zum Anschluss gezwungen wurde. Die Folgerung, dass die Nidwaldner eben stur, unbelehrbar und zu keiner Realpolitik fähig seien, greift allerdings zu kurz. Sowohl 1815, als sich Engelberg von Nidwalden löste und Obwal- den anschloss, waren tur- bulent. Nicht nur die Inner- schweizer Kantone erlebten den damaligen Umbruch

die Engelberger wie auch die Obwaldner gerie- ten in den Jahren 1798 und 1815 ebenfalls stark in Bedrängnis. Dank einem taktisch klugen Verhalten gelang es ihnen jedoch beide Male, den Sturz ins Chaos, wie ihn die Nidwaldner erlebten, zu vermeiden. Trifft das Klischee der bedäch- tigen, zurückhaltenden Obwaldner vielleicht hier zu? Wohl kaum. Die Realitäten im dama- ligen Unterwalden waren viel komplexer, und so sind sie es auch heute. Mit einer kritischen Betrachtung der Geschichte und ihrer Bedeutung für die Gegenwart sollen die Sonderausstel-

lungen «Dreiecksgeschichte Engelberg-Nidwalden-Ob- walden» die Verhältnisse in Unterwalden ausleuchten. Da geht es etwa um die Stel- lung Engelbergs, bis 1798 ein mächtiger Klosterstaat mit

Engelberg gehört zu Obwalden, doch das Selbstverständnis, etwas Eigenes zu sein, blieb.

einem Sonderstatus in der ganzen Eidgenos- senschaft. Seit 1815 gehört Engelberg zwar zum Kanton Obwalden, doch das Selbstverständnis, etwas Eigenes zu sein, blieb seither. Wie steht es heute um das Verhältnis zwischen Engel- berg und den anderen Kantonsteilen Obwal- dens, wie zum Kanton Nidwalden? Kann man von einem Spezialfall Engelberg sprechen? In der Ausstellung im Tal Museum, die in anderer, unterschiedlicher Form auch in Sach- seln, Sarnen und Stans gezeigt wird, geht nicht nur der historisch gewachsenen Konkurrenz der Nachbarkantone nach. Es wird auch auf aktuelle Fragen eingegangen, die das regionale Zugehö- rigkeitsgefühl, Veränderungen der Orte durch Bautätigkeit, Steuervorteile oder die Solida- rität unter Nachbarn betreffen. Dazu äussern sich zahlreiche Menschen aus Engelberg, Sar- nen, Stans usw. Vielleicht ein Grund mehr, ins Thema der Ausstellungen «Dreiecksgeschichte Engelberg-Nidwalden-Obwalden» einzutauchen.

26 Museum Bruder Klaus Sachseln 21.6.–1.11.15 Ausstellungen z m Jubiläum «Engelberg 200 Jahre bei Obwalden» www.engelbergbeiobwalden.ch kultur | arts+culture Historisches Museum Obwalden, Sarnen 17.5.–29.11.15 Nidwaldner Museum, Salzmagazin Stans 31.5.–1.11.15 Tal Museum Engelberg 31.5.–11.10.15

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kultur | arts+culture

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