1 2015

GEMEINDEPORTRÄT

Der Ortskern von Marbach ist im Bundesinventar der schützenswerten Objekte aufgeführt.

zusammengelegt, die Spitex gemein- sam organisiert. «Schliesslich stellte sich die Frage nach der demokratischen Le- gitimität», sagt Gemeindeammann Kauf- mann und erklärt anhand des Beispiels der Oberstufe, was er damit meint: «In der einen Gemeinde steht die Schule, und dort werden die Entscheidungen getroffen. Die andere Gemeinde zahlt, kann aber nicht mitreden.» In einer fusi- onierten Gemeinde könnten hingegen alle mitentscheiden. Mit ausschlaggebend für das Gelingen der Fusion waren die Berührungspunkte, die es neben der Politik gab. Kaufmann: «Escholzmatt und Marbach liegen zwar aufgrund der grossen Gemeindefläche recht weit voneinander entfernt, nicht aber in Bezug auf das gesellschaftliche Leben. Das hat eine wichtige Rolle gespielt.» Bei- spielsweise hatten die beiden Orte schon vor der Fusion einen gemeinsamen Fuss-

ballklub, und der SchützenvereinMarbach schoss imStand in Escholzmatt. Die Landi Escholzmatt, Marbach, Wiggen (ein Orts- teil von Escholzmatt), Schangnau, Trub- schachen ist gemeinsam organisiert, ebenfalls die landwirtschaftliche Bauge- nossenschaft. Die gemeinsame Orientie- rung Richtung Emmental (Kaufmann: «Als Bub war für mich Langnau näher als Schüpfheim») hat Escholzmatt und Mar- bach ebenfalls verbunden und das Zusam- mengehen bis zur Fusion begünstigt. Finanzielle Anreize Escholzmatt und vor allemMarbach stan- den finanziell unter Druck. Vor allem die Neuausrichtung des innerkantonalen Fi- nanzausgleichs verschärfte die finanzielle Lage in den beiden Gemeinden. Sie er- hielten zusammen pro Jahr 690000 Fran- ken weniger aus dem Finanzausgleich und hätten deshalb die Steuern erhöhen

oder Leistungen abbauen müssen. Ein grosser Anreiz für die Fusion war die Be- sitzstandswahrung, mit welcher der Kan- ton finanzielle Verluste, die durch die Fusion entstehen, ausgleicht. Daraus fliessen nun während zwölf Jahren 7,9 Millionen Franken in die fusionierte Gemeinde. Darüber hinaus erhielt die Ge- meinde Escholzmatt-Marbach einen Fusi- onsbeitrag von 5,8 Millionen Franken, um die unterschiedlichen Gebühren, die Steuerkraft und die Verschuldung auszu- gleichen. Mit einem Teil dieses Beitrags wird der Radweg Marbach−Wiggen, der derzeit imBau ist, finanziert. «Dieses Pro- jekt konnten wir in den Verhandlungen mit demKanton über den Fusionsbeitrag mit Erfolg einbringen», sagt Lötscher. Mit der Besitzstandswahrung und dem Fusionsbeitrag hat Escholzmatt in den nächsten zwölf Jahren rund eine Million Franken mehr zur Verfügung pro Jahr.

14

SCHWEIZER GEMEINDE 1 l 2015

Made with