BayernDach Magazin 2-2019 OEB

EDITORIAL Auf ein Wort Sie habendie (Europa-)Wahl

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

können. Mit den globalen Mächten USA und China kann einzig die Europäische Union – und nicht die einzelnen Mitgliedstaaten – auf Augenhöhe über Außen-, Sicherheits-, Handels- und Um- weltpolitik sowie über Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Men- schenrechte verhandeln. Deshalb können wir nur mit und innerhalb der EU die globalen und langfristigen Herausforderungen lösen. Vor allem auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Deutschland bald weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung stellt. Ich empfehle, einen Blick auf die Weltkarte zu werfen: Niemand möge bitte glauben, dass wir global unsere Interessen anders und besser als mit unseren eu- ropäischen Nachbarn durchsetzen können. Die EU bringt auch immense materialle Vorteile mit sich. Die EU ist der größte Wirtschaftsraum der Welt und ausgerüstet mit den weltweit besten Sozialstandards. Mit nur 7 % der Weltbevölke- rung und 22 % des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) leisten die EU-Mitgliedstaaten 40 % der weltweiten Ausgaben für soziale Sicherung. Unser durchschnittlicher Lebensstandard zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 30.000 € zu den höchsten welt- weit. Im Binnenmarkt profitieren Zehntausende deutsche Unterneh- men und Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern tagtäglich von Europa. Allein 2018 exportierten deutsche Unter- nehmen Waren im Gesamtwert von annähernd 780 Milliarden € in die anderen 27 Mitgliedstaaten der Union. Das entspricht fast 60 Prozent des Gesamtexportes der Bundesrepublik. Trotz dieser unbestrittenen Vorteile erleben wir, dass die EU keine Selbstverständlichkeit ist. Sie wird von einigen auch in Frage ge- stellt, die nicht mehr diese Vorteile sehen. Vielleicht, weil die Vor- teile so selbstverständlich oder weil die politischen Prozesse zu kompliziert geworden sind. „Europa, das sind doch diese Bürokraten da in Brüssel“. Ein Satz, den wir alle oft hören. Und in der Tat: Auch ich ärgere mich über die eine oder andere bürokratische Richtlinie und Verordnung aus Brüssel, die unsere Arbeit behindert und uns überflüssigen Papierkrieg beschert. In Brüssel verliert man sich gerne im Klein-Klein. Das muss in Zu- kunft besser werden. Denn vieles, was für die Gesellschaft oder einen Staat sehr wichtig ist, kann besser auf kommunaler, regio-

l liebe Leserinnen und Leser, die Europawahl ist für uns alle von herausragender, wenn nicht sogar von existentieller Bedeutung. Ich sehe das europäische Projekt in ernster Gefahr. Nationalisti- sche und populistische Kräfte stellen die Einheit Europas in Frage und greifen unseren erfolgreichen Binnenmarkt an. Das Brexit- Chaos führt uns das jeden Tag vor Augen. Deshalb: Wir dürfen unser Schicksal nicht denen überlassen, die Europa destabilisieren und spalten wollen. Dies sind wir nicht nur der Zukunftsfähigkeit und dem Erfolg unserer Unternehmen, sondern vor allem unseren nachfolgenden Generationen schuldig. Ich bin überzeugt: Ohne den gemeinsamen Binnenmarkt würden die deutsche Wirtschaft und unsere Betriebe nicht dastehen, wo wir heute sind. Wir sind auf unsere europäischen Nachbarn ange- wiesen, wie nie zuvor. Vergessen wir nicht, dass Europa über weite Strecken des vergan- genen Jahrhunderts durch zwei Weltkriege entzweit oder durch den Eisernen Vorhang geteilt wurde. Heute zählt die EU mehr als 500 Millionen Einwohner, die friedlich zusammenleben, den wachsenden Wohlstand im Binnenmarkt genießen und sich frei im Schengen-Raum bewegen können. Die EU steht für gemein- same Werte und Freiheiten. Das sind Stärken, von denen unsere Wirtschaft und unsere Betriebe leben. Beispiel Euro: In den weniger als 20 Jahren nach seiner Einführung hat sich der Euro zur zweitwichtigsten Währung der Welt entwi- ckelt. 60 Länder haben ihre Währung direkt oder indirekt an den Euro gebunden. Damit ist der Euro eine weit über die Grenzen hi- naus anerkannte Währung und ein Garant für Stabilität und Wäh- rungssicherheit. Selbst eine starke D-Mark hätte diese Bedeutung nie erlangen können. Neben Frieden und wirtschaftlicher Stärke ist die EU aber auch ein Garant für politische Stabilität. Dies schafft verlässliche Rah- menbedingungen, die eine Grundlage für jede wirtschaftliche Ak- tivität und den Wohlstand sind. Nur mit einer starken Euro- päischen Union können Deutschland und unsere Betriebe die Zu- kunft meistern. Dies ist umso wichtiger, da wir auf globaler Ebene nur mit einer starken Europäischen Union den Herausforderungen begegnen

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