Cellitinnen 3_2018_finale_Version 30.7.2018

Idee | Einsatz

shops im offenen Dialog. Im genau- en Hinsehen, Einschätzen und Be- nennen haben die Klinikmitarbeiter ein Gefühl dafür entwickelt, welche Situationen, Strukturen, Abläufe so sind, dass sie potenziellen Über- griffen Gelegenheit geben könnten. All diese Erkenntnisse fließen ein in das unternehmenseigene Schutz- konzept, das in den Händen der Steuerungsgruppe inzwischen Form annimmt. Im Dialog mit den Mitarbeitern wird sich herausstel- len, ob es wirkt und Schutz genug bietet. Keine leichte Aufgabe: Das Cellitinnen-Forum hat die Mitglieder der Steuerungsgruppe nach ihrer Motivation gefragt: Christine Becker, Stationsleitung der geriatrischen Rehabilitationsklinik im Petrus-Krankenhaus, Wuppertal Ich dachte zuerst, „ Oh, das ist ein schwieriges Thema.“ Bei meinen Überlegungen stellte ich fest, dass sich das Krankenhaus sehr wenig mit sexualisierter Gewalt ausein- andersetzt. Eines hat es mir nach sieben Monaten gezeigt: Das The- ma geht uns alle an. Deshalb finde ich die Herangehensweise prima. Es werden alle Mitarbeiter ins Boot geholt: Wichtig ist mir, dass wir er- kennen, dass auch imKrankenhaus die sexualisierte Gewalt kein Ta- buthema sein darf. Wir entwickeln Strukturen, um Patienten und Mit- arbeiter zu schützen und Betroffe- nen im Schadensfall zu helfen.

wichtig: Auf allen Ebenen und in den verschiedenen Situationen ge- winnen wir mehr Sensibilität, die allein schon der Prävention dient. So wird das Erarbeitete tatsächlich zu einem Schutzkonzept, das sei- nen Namen verdient. Wir müssen entschieden dafür eintreten, dass Menschen möglichst vor Leiderfah- rungen bewahrt werden. Jede Ver- letzung der personalen Integrität ist eine zu viel. Lorenz Auweiler, ehrenamtlicher Mitarbeiter und Pflegedirektor im Ruhestand, St. Marien-Hospital Köln Mir wurde bewusst, wie viel ver- steckte Gewalt, auch sexualisierte Gewalt, in unserem Alltag zu finden ist. Viele so dahin gesagte Sätze sind schon sehr verletzend. Da- bei unterstelle ich nicht in jedem Fall Absicht. Oft ist Oberflächlich- keit und mangelndes Wissen im Spiel. Es ist sehr wichtig, Probleme transparent zu machen und Lösun- gen anzubieten. Diesen Bewusst- seinsprozess halte ich für dringend nötig. Sachgerecht geschulte und gut informierte Mitarbeiter tragen zu einem Klima bei, in dem Gewalt erst gar nicht aufkommt. Angela Kauffmann, Strategische Personalentwicklung bei der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria Zunächst habe ich gedacht, dass die Eingrenzung auf ‚sexualisierte Gewalt‘ zu eng ist, da Mitarbei- ter und Patienten verschiedenste Formen von Gewalt erleben. Inzwi- schen bin ich aber überzeugt, dass wir über die Bearbeitung des The- mas sexualisierte Gewalt eine sehr

gute Grundlage schaffen können, damit Gewalt in unseren Häusern keinen Raum hat. In den Work- shops hat sich gezeigt, dass die verbalen Übergriffe einen großen Raum einnehmen. Das hat mich besonders betroffen gemacht und auch hier müssen wir konsequent handeln. Eine Kultur der Acht- samkeit zu schaffen und so allen Sicherheit geben zu können, wird eine große Herausforderung für die nächsten Jahre. Ein schweres Thema: Wir müssen dazu erst eine Sprache finden! Doch es wird unsere Wahrnehmung ver- ändern. Kein Papier kann Gewalt verhindern: Wo aber Menschen achtsam in einem Cellitinnen-Haus arbeiten und leben, können wir eine schützende Atmosphäre gestalten, in der Täter keine Chance haben: Null Toleranz gegen Gewalt! Anselmo Knoblauch, Leiter des Cellitinneninstituts für Qualitätssicherung, Düren-Niederau Qualität muss jeden Tag erarbeitet werden und ist kein Selbstläufer. Gewaltprävention muss jeden Tag betrieben werden, da Gewaltfreiheit ebenfalls kein Selbstläufer ist. Als Qualitätsmanager freue ich mich, Maria Adams, Mitarbeiter-Seelsorgerin der Stiftung der Cellitinnen

auch dieses sehr wichti- ge Thema intensiv mit- zugestalten.

Wolfgang Allhorn, Diakon und Leiter Kirchliche Unternehmenskultur

Ich finde diesen Auftrag in seiner kombinierten Wirkungsweise sehr

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CellitinnenForum 3/2018

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