MB_1-2015_20022015

01 / 2015

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APOTHEKENBETRIEB

Notfallsortiment nach § 15 Apothekenbetriebsordnung Diese Arzneimittel und Medizinprodukte müssen vorrätig gehalten werden

In letzter Zeit ist deutlich geworden, dass Informations- bedarf darüber besteht, welche Arzneimittel und Medizin- produkte in der öffentlichen Apotheke vorrätig gehalten werden müssen. Aus diesem Anlass stellen wir nachfol- gend die Anforderungen der Apothekenbetriebsordnung zum Thema Notfallsortiment noch einmal ausführlich dar. Mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung im Juni 2012 ist die Bevorratung mit Präparaten gegen diverse In- toxikationen und Überdosierungen (z. B. Naloxon, Atro- pin, DMAP, Natriumthiosulfat, Toloniumchlorid) sowie mit Emetika (z.B. Apomorphin, Ipecacuanha-Sirup) nicht mehr erforderlich. Im Hinblick auf eine bessere Versorgung von ambulanten Palliativpatienten hingegen ist die Vorratshal- tung von Betäubungsmitteln in der öffentlichen Apothe-

ke konkretisiert worden. Neben den üblichen Analgetika sind nun auch Opioide zur Injektion und zum Einnehmen mit unmittelbarer sowie mit veränderter Wirkstofffreiset- zung vorrätig zu halten. Die erforderliche Mindestmenge an Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinpro- dukten, die der Apotheker vorrätig halten muss, ist nach Apothekenbetriebsordnung auf den durchschnittlichen Bedarf für eine Woche festgelegt. In Anlehnung an die Präparate-Empfehlungen der Arz- neimittelkommission der deutschen Apotheker sowie an die Empfehlungen des Berufsverbandes der Palliativme- diziner in Westfalen-Lippe und dem Landesverband NRW der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin haben wir nachfolgende Übersicht aufgestellt:

§ 15 ApBetrO Abs. 1

Beispiele für Arzneistoffe und Handelspräparate Anmerkungen

1. Analgetika

Nicht-Opioidanalgetika sowie niederpotente Opioidanalgetika in peroraler Darreichungs- form, wie z. B. Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol, Tramadol, Tilidin/Naloxon oder Dihydrocodein z.B. Morphin 10mg/ml 5 Ampullen; z.B. Oramorph® 10 EDB Trinkampullen oder Morphin Merck 2% Tropfen (50ml) oder Sevredol® 10mg 20 Filmtabletten; z.B. Morphin 10mg 20 Retardtabletten/- kapseln

Je eine Packung (N1/N2, 10-20 St.) von z. B. Paracetamol (500mg), Ibuprofen (600 mg), Metamizol (500 mg) und Tramadol (50mg)

t Applikationsform und Dosierung werden individuell gewählt t Applikationsintervall und Tageshöchstdosis sowie BtMVV sind zu beachten

2. Betäubungsmittel, darunter t Opioide zur Injektion; t Opioide zum Einnehmen mit unmittelbarer Wirk- stofffreisetzung; t Opioide zum Einnehmen mit veränderter Wirkstoff- freisetzung

z.B. Fentanyl 25 μg Pflaster 5 St. z.B. Fentanyl Pfl. in anderen Stärken

Für diese Opioide würde es auch ausreichen, wenn sichergestellt wäre, dass sie jederzeit, also 24 Stunden am Tag an 7 Tagen der Woche kurzfristig (innerhalb von ca. 2 Stunden) aus einer anderen Apotheke inner- halb desselben Filialverbundes zuverlässig beschafft werden könnten. Dosierung je nach Indikation (akut lebensbedrohlicher Zustand, anaphylaktischer Schock oder schwerer Asthma- anfall) gemäß Fachinformation t Intravenöse H1-Antihistaminika zur Akuttherapie schwerer allergischer bzw. anaphylaktischer Reakti- onen (nach Epinephrin) t Dosierung: 1 Ampulle i.v. 400 μg Beclometasondipropionat unmittelbar nach Rauchgasexposition. Wiederholte Gabe möglich. Nach Ablauf von weiteren 2 h erneut 400 μg. Bei weiterhin auftretenden Symptomen (Husten, Dyspnoe) Fortsetzung der Therapie mit 400 μg alle 2 Stunden bis zum Abklin- gen der Beschwerden

t Opioide in transdermaler Darreichungsform

t Opioide in transmucosaler Darreichungsform

z.B. Abstral 100 μg Sublingualtbl. 10 St. z.B. Instanyl 100 μg Nasenspray 1,8 ml oder z.B. Pecfent 100 μg Nasenspray 8 Sprühstöße

3. Glucocorticosteroide zur Injektion

Dexamethason 8 mg Amp. 3 St. und Dexamethason 8 mg Amp. 10 St.

4. Antihistaminika zur Injektion

z. B. Dimetinden (z.B. Fenistil®) oder Clemastin (z.B. Tavegil®) Injektionslösung (5 Ampullen)

5. Glucocorticoide zur Inhalation zur Behand- lung von Rauchgas-Into- xikationen

1 Dos.-Aerosol Ventolair® oder Junik® oder Beclometason-CT oder -ratiopharm® oder anderes

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