YOLO 1-2020

UNTERHALTUNG

ALLE STEHEN AUF STREET ART

Wer sie live erlebt, wird Joy Crookes so schnell nicht mehr vergessen. Im vergangenen Jahr spielte die Sängerin in einem Berliner Club und auf Hamburgs Reeperbahn. Kaum einer kannte sie dort, viele gaben ihr wahrschein- lich auch keine Chance. Und dann? Überzeugte sie ihre Gäste in Sekundenschnelle und nahm sie mit ihrer Stimme, aber auch mit ihrer ein- zigartigen Persönlichkeit den ganzen Auftritt lang gefangen. Wer ist Joy? Die junge Künstlerin ist in London aufgewach- sen, aber nicht nur die pulsierende Millionen- stadt prägt ihre Person: In ihr schlummern auch irische und bengalische Wurzeln, die sowohl in ihrer Stimme als auch in ihrer Ge- schichte und ihrer ganzen Persönlichkeit stark durchschimmern. Erst vor einiger Zeit besuch- te sie zum ersten Mal die bengalische Heimat ihrer Mutter und bekam so von ihrer Familie und ihrer Herkunft eine ganz neue Sichtweise. „Alles machte Sinn, es brachte mich dazu, die Schönheit meiner Mutter zu verstehen (...), nicht wie sie aussieht, sondern wie sie sich selbst trägt“, erzählt sie und ist stolz auf die Frauen in ihrer Familie. Sie hat gelernt, sich nicht nur als starke Frau zu präsentieren, son- dern sich auch wie eine zu fühlen. Wortstark und leidenschaftlich – so ist sie Schon mit 12 Jahren fing die junge Londonerin an, ihre ersten Texte selbst zu schreiben. Mal geht es darin um Liebe, mal um Jugend oder auch um Politik, aber immer sind ihre Texte ehrlich, bestechend und klar. So zart und ge- diegen ihre Musik oft wirkt, bringt sie in ihrer Sprache oft einen fast derben Ton an den Tag. Doch nicht nur ihre Songtexte sind einpräg- sam, Joy hat schon jetzt eine langjährige Lei- denschaft für Musik. Sie erinnert sich an ihre Grundschulzeit: „Meine Freundin, die die bes- te Schule in der Gegend besucht hat, (…) ist mit einem riesigen schwarzen Koffer an mei- nem Haus verbeigegangen.“ Joy fragte sie, was darin sei, und die Freundin zeigte ihr ihre Posaune. Joy hatte zuvor noch niemals so ein Blechblasinstrument gesehen. Sie war sofort fasziniert davon und wünschte sich nichts so sehr, wie es zu spielen. Keiner aus der Familie machte ihr damals Mut, diesen musikalischen

DIE AKTUELLE SINGLE „EARLY“ FT. JAFARIS IST ALS DOWNLOAD ERHÄLTLICH.

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Weg tatsächlich einzuschlagen. Aber sie glaubte an ihre Passion und fand ihren Weg.

Joy sagte „Nein“ zum Musiklabel In England wird sie mittlerweile als eine der größten Pop-Entdeckungen gefeiert. Mit „Influence“ und „Reminiscence“ erschie- nen zwei sehr emotionale EPs, dagegen ist „Power“ eine feministische Kampfansage. Erfahrungen, ihre Kindheit und Jugend sind es, die sie verarbeitet. Ihr Vater verließ schon früh die Familie, sie selbst lebt, seit sie 16 Jahre alt ist, alleine. Das machte sie stark und selbstbewusst – und das muss sie auch sein. Denn als ihre erste Plattenfirma alles über sie hinweg bestimmen wollte, ging sie ihren ei- genen Weg. Sie lernte, Nein zu sagen, und entschied, schon so jung, selbst über sich und ihre Musikkarriere. Ein mutiger Schritt in einer schwierigen, männerdominierten Branche. Hat sie den Sound der Zukunft? Ihr Mix aus Soul, Trip-Hop und R & B kommt in England richtig gut an, und ihre Stimme dazu macht das Ganze einzigartig. Musikken- ner loben außerdem die Mischung aus Per- cussions, Gitarren und Blechbläsern. Manch einer vergleicht sie mit Amy Winehouse oder Lauryn Hill, aber in deren Stil bleibt Joy nicht stecken: Sie entwickelt die Musik weiter und bastelt am Sound der Zukunft. Der nächste wichtige Meilenstein in ihrer jungen Karriere ist bereits in Sicht: Im Mai erscheint ihr erstes Album – und wir sind jetzt schon sicher, es wird nicht ihr letztes sein.

Graffiti ist out? Von wegen! Künstler wie Banksy haben Urban Art beziehungsweise Street Art international nicht nur legal, sondern auch richtig hip werden lassen. Häkelkunst oder kreative Gartenprojekte sind ebenfalls ein wunderbares Zeichen gegen Eintönigkeit. In Deutschland gibt es beachtenswerte Street Art etwa von Various & Gold, Nevercrew und Jan-David Ducks. Finden wir gut!

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