Cellitinnen 2_2015_final

Medizin | Betreuung

gehörigen zu verbessern und die Lebensqualität für den Erkrankten in den Vordergrund zu rücken. Mit den Bewohnerfallbesprechungen und ethischen Konsilen in den Häusern haben wir die Möglichkeit geschaffen, Probleme und offene Fragen zu diskutieren und gemein- same Lösungen zu finden.“ Dass die Empathie der Mitarbeiter ein Hauptkriterium für eine gute Pflege demenziell Erkrankter ist, steht für die Experten des For- schungsprojektes außer Frage. Genau hier liegt allerdings auch die Schwierigkeit für die wissen- schaftliche Beschäftigung mit dem Thema: Anders als die Naturwis- senschaften, ist Einfühlungsver- mögen schwer zu fassen. Es zu systematisieren ist schwierig, doch mit der Arbeitshilfe wird erstmals ein Versuch unternommen, alle bisheri- gen Erkenntnisse zu sortieren und miteinander zu verknüpfen. Auch in der Forschung macht es Sinn, einen Blick über den Teller- rand zu werfen. Der Blick über die deutschen Grenzen zeigt, wie un- terschiedlich das Thema ‚Palliative Care‘ und Demenz alleine in den europäischen Nachbarstaaten be- urteilt wird. Auf dem letzten Treffen der Forschungsgruppe in Berlin nahmen Experten aus dem Aus- land teil. Dabei stellte sich heraus, dass Deutschland den Vergleich auf internationaler Ebene nicht scheuen muss. „In der Auseinandersetzung mit dem Thema sind wir schon sehr Blick über den Tellerrand

weit, wobei auch deutlich wurde, dass unsere Nachbarn zum Teil einen anderen Blickwinkel auf das Thema haben oder einen anderen Ansatz verfolgen. Die Niederlande gehen das Problem zunächst sehr medizinisch an, wir dagegen stellen das Verhalten in den Mittelpunkt. Einige Länder verstehen Demenz als anerkannte Krankheit, andere als einen Gemütszustand“, er- läutert Anselmo Knoblauch einige Unterschiede. Und das zeigte die Tagung auch: In Deutschland stehen die stationären Einrichtun- gen vor einem Dilemma. Sie sind bemüht, ein System zu bedienen, das dem Anspruch der Bewohner auf höchstmögliche Lebensqualität, den Anforderungen der Pflege- und Krankenkassen, den Ansprüchen der Angehörigen und der Gesell- schaft gerecht wird. Das ist ein hehres Ziel, tatsächlich stoßen die in der Pflege Tätigen dabei schnell an ihre Grenzen. Beispielsweise ist das Bedürfnis nach allumfassender medizinischer Versorgung für den Demenzerkrankten nicht zwangs- läufig deckungsgleich mit dessen Bedürfnis nach möglichst hoher Lebensqualität. Den Pflegenden in solchen Fällen mit dem Leitfaden eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, ist ein weiteres Ziel der Forschungsgruppe. Zusätzlich kön- nen die Ergebnisse dazu beitragen, verunsicherten Angehörigen, Ver- tretern von Kostenträgern, externen Qualitätsprüfern und interessierten Bürgern Informationen über die Be- dürfnisse von Demenzerkrankten zu liefern, damit alle zum Wohle des Bewohners an einem Strang ziehen.

Literaturrecherche, die Gruppen- diskussionen der vergangenen Treffen und die Beobachtungen der Wissenschaftler im Lebensumfeld von Demenzerkrankten in Senio- renhäusern, unter anderem in der Cellitinnen-Einrichtung St. Monika, wissenschaftlich ausgewertet und zusammengefasst. „Die Spiegelung unserer Arbeit tut uns sehr gut“, meint der Leiter des Cellitinneninstituts für Qualitäts- sicherung Anselmo Knoblauch. „Die bisherigen Ergebnisse des Projekts zeigen uns, dass wir nicht nur auf dem richtigen Weg sind, sondern seit Jahren schon vieles von dem umsetzen, was wir hier erarbeitet haben. Bereits vor zehn Jahren haben wir beispielsweise das mäeutische Modell eingeführt, das die Intuition der pflegerisch Tätigen stärkt und hilft, die Kom- munikation zwischen Demenz- erkrankten, Pflegenden und An- Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ

CellitinnenForum 2/2015 21

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