Cellitinnen 2_2015_final

Glauben | Leben

Meditation Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! (Lk 6,36)

In Leid und Elend der Menschen hören wir immer wieder den Ruf nach Barmherzigkeit. Das Wort ‚B- arm-herz-igkeit‘ sagt ‚den Armen von Herzen‘ zugetan sein. Inner- lich berührt, betroffen sein, das ist der Weg, auf dem Barmherzigkeit gelingen kann. Dann kann man mit- fühlen, mitleiden, umarmen. Barm- herzigkeit wird oft mit Liebe ver- bunden, liebende Hingabe. Die Barmherzigkeit Gottes ist un- endlich. Sie wird vor allem imGleich- nis Jesu vom ‚barmherzigen Vater‘ (Lk 15,11ff.) erläutert: Der Sohn hat sein Vermögen durchgebracht. Er wird zum Schweinehüter, verliert seine Sohnschaft. In seiner Not sagt er: „Ich will umkehren und zu mei- nem Vater gehen.“ Der Vater weist den Sohn nicht zurück. Er eilt ihm vielmehr entgegen, umarmt ihn und lässt ihm ein Festgewand anlegen. Er gibt ihm eine neue Chance, gibt ihm die Sohnschaft zurück. Schon im Alten Testament hören wir von der Barmherzigkeit Gottes, der dem Volk Israel, das immer wie- der in Schuld verfällt, vergibt. Er ist ‚Jahwe-Gott‘, der Gott, der ‚für die Menschen da ist‘ (vgl. Ex 3,14). In den Psalmen hören wir: „Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.“ (Ps. 103,13) Die Menschwerdung Jesu Christi entspricht der Liebe Gottes, seiner Barmherzigkeit, seinem ewigen

Heilsplan. Jesu Leben ist Barm- herzigkeit: Er heilt Kranke, Blinde, Lahme, Aussätzige. Jesus sagt den Menschen, dass sie einen ‚Vater‘ im Himmel haben und lehrt sie das ‚Vater unser‘. Jesus vergibt Schuld. So heißt es am Ende einer Heilung: „Geh hin und sündige nicht mehr“. Dies wird uns im Bußsakrament zugesagt. Es ist der ‚Ort der Barm- herzigkeit‘. Jesu Kreuz und Auferstehung ist Hingabe für uns Menschen. Jesus erlöst von Sünde, Schuld und Tod, denn: Wie er auferstanden ist, so werden auch wir auferstehen“, so heißt es. Immer wieder taucht an- gesichts der Barmherzigkeit die

barmherzigen Samariter (Lk 10,25- 37) als ihn die Gesetzeslehrer nach dem Nächsten fragen. Der Samariter als Fremdling versorgt den Ausgeraubten. Er bringt ihn in die Herberge, zahlt den Wirt auch für die nächsten Tage. Der Nächste für den Samariter war der Verletzte, dem er ‚Barmherzigkeit erwies“. In der Bergpredigt (Mt 5,7) sagt Je- sus: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.“ An anderer Stelle (Mt 25,40) heißt es: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Papst Franziskus sagt: „Wir müssen sie (die Menschen) mit Barmherzigkeit begleiten.“ Dr. Marianne Breuer

Frage nach der Gerechtig- keit Gottes auf. Papst Jo- hannes Paul II. sagt: „Gottes Gerechtigkeit sei mit seiner Treue, Hilfe, Güte, mit seiner Barmherzigkeit verbunden. Die Gerechtigkeit dient der Barmherzigkeit.“ (Enzyklika ‚Über das göttliche Erbar- men‘ 1980). Immer wieder haben Men- schen voller Barmherzig- keit einander geholfen. Die Fähigkeit dazu ist uns vom Schöpfer ins Herz gelegt. So gehen wir auf den nächsten Notleidenden zu – mit- leidend, mitfühlend,

umsorgend. Jesus er- zählt das Gleichnis vom

28 CellitinnenForum 2/2015

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