Cellitinnen 2_2015_final

wohl vor einer Lungenentzündung gerettet.

Demokratische Republik Kongo

Danach musste es dann aber doch mal wieder ein deutlich intensiverer chirurgischer Hilfseinsatz sein. Aus einem ‚Ärzte ohne Grenzen‘-Einsatz 2007 im ‚Centre Hospitalier de Ruts- huru‘, Provinz Nord-Kivu, wusste ich, dass meine Erwartungen in Afri- ka sicher erfüllt würden. Der damals noch tobende Bürgerkrieg hat sich zwar seit einigen Monaten offiziell beruhigt, tatsächlich ist die Situation in der extrem rohstoffreichen Krisen- zone aber nur vergleichbar so ruhig wie in der Ost-Ukraine Mitte März 2015. Mehr oder weniger uniformiert gekleidete Männer mit Kalaschni- kows und anderen Kleinwaffen ge- hören zum alltäglichen Straßenbild. Regelmäßig gibt es Raubüberfälle auf Privatunterkünfte und auf Fahr- zeuge, auch Kidnapping gehört mittlerweile zum Tagesgeschäft. Das alles bedeutete zwangsläufig, dass ein freies Bewegen nur in sehr geringer Entfernung zum stachel- drahtbewehrten Basislager erlaubt war. Schlimm war das nicht, da schließlich die Arbeit im Kranken- haus im Mittelpunkt stand. Die chi- rurgischen Aufgaben dort waren mit zwei weiteren Kollegen in einer Art Schichtdienstmodell zu teilen, wobei wegen der aus Sicherheits- gründen verbotenen Nachtfahrten zwischen Unterkunft und Hospital immer einer von uns 24 Stunden im Krankenhaus bleiben musste. Dort hat sich seit 2007 die Betten- bzw.

Nepalesischer Krankentransport

Ellenbogens. Meine größte Leis- tung war wahrscheinlich, dass ich den Krankenhausdirektor in den frühen Morgenstunden dazu über- reden konnte, seine Angehörige, eine Krankenschwester, mit wirk- lich lebensbedrohlicher Nachblu- tung nach einem Kaiserschnitt, von mir operieren zu lassen. Es wurde sogar diskutiert, sie per Hubschrau- ber in die Hauptstadt Katmandu zu fliegen. Eine irrwitzige Idee, welche die Patientin sicher nicht überlebt hätte. Außerdem bestand in dem extrem schwierigen Gelände nicht die geringste Landemöglichkeit, selbst für einen Kleinhubschrauber. Neben meinen diversen Aufgaben in Sprechstunde, Anästhesie und bildgebender Diagnostik sowie einigen Assistenzen bei Eingriffen, habe ich insgesamt nur 21 nepa- lesische Patienten selbst operiert. Nicht das, was ich mir von dem Einsatz versprochen hatte, aber vielleicht auch gut so, zumal un- sere ärztliche Arbeitserlaubnis sei- tens der nepalesischen Autoritäten irgendwie nicht ganz in trockenen

Tüchern war – immerhin konnte ich die Versorgungskontinuität für ein paar Wochen sicherstellen. Neben der Freundlichkeit der feinfühligen nepalesischen Bergbevölkerung haben auch andere Dinge unver- gessliche Eindrücke hinterlassen: Die Zähigkeit und Leidensfähig- keit der nepalesischen Frauen, die auf Badelatschen mindestens das Doppelte ihres eigenen Kör- pergewichtes als riesige Brenn- holzbündel auf ihren horizontal ge- krümmten Rücken durch die steilen Berge schleppen. Aber auch der 120-minütige Weihnachtsgottes- dienst der christlichen Minderheit in einer ganz bescheidenen Berghütte, den wir im Schneidersitz bzw. auf dem Fußboden hockend feierten. Und schließlich die Erfahrung, wie sehr man bei 13 bis 15 Grad Innen- temperatur in der Unterkunft und in den zugigen Sprechstundenräu- men und Krankenstationen ohne Heizung frieren kann. Mein Fleece- Pullover während der Arbeit und mein Daunenschlafsack mit der mit kochendem Wasser gefüllten Trink- flasche als Wärmflasche haben mich

38 CellitinnenForum 2/2015

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