Blickpunkt Schule 5/2024
Grube Messel überhaupt kam. Durch den örtlichen Bergbau an der heutigen Grube Messel begann man Mitte des 19. Jahrhun derts zunächst mit dem Abbau von Erz, stieß dann auf braun kohleartiges Material und darunter auf den Ölschiefer. Damit begann die industrielle Gewinnung von Öl aus dem Ölschiefer, was bis 1971 stattfand und dann als nicht mehr konkurrenzfä hig beendet wurde. Große Anteile des Ölbedarfs Deutschland wurde bis in die 1940er-Jahre von hier aus abgedeckt. Die aufwendigen Apparaturen sind im hiesigen Heimatmu seum maßstabsgetreu nachgebaut worden und hier zu be staunen. In diesem Ölschiefer fanden sich zahlreiche Fossilien, von denen wir hier eine größere Auswahl und auch größere Exemplare bestaunen konnten: Ur-Krokodil und Krokodilkopf, das Ur-Pferdchen, eine Schildkröte, ein Fisch, großes Nagetier und Insekten. Interessant war die Gegenüberstellung der Hufe des damaligen Ur-Pferdes und des heutigen Pferdes. Anhand von Mageninhalten, die auch noch in den vom Ölschiefer ein geschlossenen Tieren zu finden waren, fand man heraus, dass sich die Ur-Pferde zum Beispiel nicht von Gras, sondern von Laubblättern ernährten; Gras gab es vor 48 Millionen Jahren noch nicht. In Miniaturformat ist die damals tropische Land schaft als Modell gebaut worden und gibt einen schemati schen Einblick in das damalige Leben. Nach einer Mittagspause beim ortsansässigen Italiener (Ristorante ‘L’Olive’) fuhren wir dann in unseren Privat-Pkw zur Grube Messel und gingen in diese ein gutes Stück hinun ter, einige von uns benutzten den eigens dafür entwickelten offenen Minibus der Einrichtung. Hier erfuhren wir durch eine versierte Expertin (Diplom-Biologin) zuvor und beim Erkun den an verschiedenen Stationen, wie das Ganze sich entwi ckelt hat. Vor 48 Millionen Jahren gab es hier einen Vulkan ausbruch, der einen großen Krater und ähnlich wie bei den Dauner Maren in der Vulkaneifel einen See entstehen ließ. Wasser muss hier übrigens regelmäßig abgepumpt werden. Wie kam es zu den Fossilienfunden von Pflanzen und Tieren in dem Ölschiefer? Schwefelhaltige Dämpfe versetzten am Uferrand tränkende Tiere, zum Beispiel das Urpferd, in die Be wusstlosigkeit, sodass sie ins Wasser fielen und so starben; in tieferen Schichten bekamen Fische und Schildkröten etc. kei nen Sauerstoff und erstickten. Mit den vielen Millionen Jahren entstanden durch Absterben von Pflanzen etc. der Ölschiefer (und die darin als Fossilien eingeschlossenen Tiere und Pflan zen) und oben drüber Kohleschichten. Zur Haltbarkeit werden diese Fossilien mit Harz umhüllt, um so ein Zerfallen des Ma terials zu verhindern. An einer dieser Haltestationen hinab in die Grube Messel wurden uns aus einer abschließbaren Box zum Beispiel Laub blätter mit seinen feinen Verästelungen und Kot von einem damaligen Krokodil gezeigt. Als Abschluss rundete Kaffee und Kuchen diesen höchst interessanten Besuch in Messel und an der Grube Messel ab. Dank sei an dieser Stelle auch der damaligen Bürgerinitiative in Messel ausgesprochen, auf deren Betreiben das Verfüllen der Grube Messel als Mülldeponie verhindert und so diese Schätze der Nachwelt erhalten wurden. Heinz Seidel, Seniorenbeauftragter des hphv
» Kot eines Krokodils
Senioren
» Tropenlandschaft
37
» Anlage Ölgewinnung
Infos zur Grube Messel
Die Grube Messel ist ein ehemaliger Ölschiefer-Tagebau etwa neun Kilometer nordöstlich von Darmstadt. Auf einer Fläche von rund 40 Hektar gibt es hier ein Vorkommen bituminöser Tonsteine (»Ölschiefer«), die im Mittleren Eozän – vor etwa 48 Millionen Jahren – am Grunde eines Maarvulkansees abgelagert wur den. In diesem Ölschiefer enthalten ist ein einzigartiges Spektrum an Fossilien. Die Grube Messel wird zu Recht als eines der bedeutendsten Naturdenkmäler der Welt angesehen und steht seit Dezember 1995 in der Welterbe-Liste der UNESCO.
SCHULE
Made with FlippingBook - Online magazine maker