Blickpunkt Schule 1/2021
Das erste Halbjahr ist abgeschlos- sen, die allermeisten Leistungsnach- weise wurden erbracht. Diese Leistung muss auch anerkannt werden, genau- so wie die Leistung, die der Großteil der Schüler im Distanzlernen die nächsten Wochen erbringen wird. Die Mehrheit wird sich auch unter diesen Umständen anstrengen, und man sollte auch der Lehrerschaft nicht un- terstellen, sie wären nicht in der Lage, ihren Schülern im Distanzunterricht Wissen zu vermitteln und dieses auch zu bewerten. Zumal noch gar nicht feststeht, wie lange wir in dieser Si- tuation sind. Die Zusage, dass Schulen die ersten sind, die wieder öffnen, wurde ja gemacht, sodass immer noch die Hoffnung besteht, dass in wenigen Wochen der Präsenzunter- richt weitergeht. Unserer Meinung nach ist eine solche Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt, in der ersten ’richtigen’ Woche Distanz- unterricht, völlig verfehlt, verfrüht und unsäglich. Sollte sich herausstellen,
dass das zweite Halbjahr zumGroßteil imDistanzunterricht stattfindet, kann zum Ende des Schuljahres immer noch über Alternativen und Härtefallrege- lungen diskutiert werden. Es geht si- cher nicht darum, schwächere Schüler ’auszusieben’, aber es muss auch ver- hindert werden, dass Lernrückstände einzelner alle anderen Schüler aufhal- ten und das Ansehen der Schulbildung einer ganzen Generation in ein schlechtes Licht gerückt wird. Die Aussage der GEW zum jetzigen Zeitpunkt ist als Bankrotterklärung des Distanzlernens imVorfeld zu sehen und wird weder den Anstrengungen der Schülerschaft, der Familien als auch der engagierten Arbeit der allermeisten Lehrer sowie der gewaltigen organisa- torischen Leistung der Schulleitungen gerecht. Ganz sicher ist sie nicht im In- teresse der Familien. DieWertung der Leistungen und der in diesem Jahr zu erbringenden Abschlüsse wird damit jetzt schon ein negativer Stempel auf- gedrückt. Für die Zukunft unserer Kin-
der ist es von größter Wichtigkeit, dass die Qualität der Schulbildung bestehen bleibt und Zeugnisse und Schulab- schlüsse gleichwertig zu anderen Jah- ren sind. Schülernmit Unterstützungs- bedarf muss natürlich verstärkt genau diese Unterstützung geleistet werden, damit auch sie beimDistanzlernen den Anschluss nicht verlieren. Dabei darf aber auch nicht die große Mehrheit der Schüler und deren qualitative Schulbil- dung aus den Augen verloren werden. Vor allemaber darf der Schülerschaft nicht die Motivation genommen wer- den, sich auch in diesem schwierigen Jahr in der Schule anzustrengen. Eine Versetzung und auch Schulabschlüsse müssen immer erarbeitet werden und es darf sie eben nicht umsonst geben, vor allemnicht zwei Schuljahre in Folge. (…) Für Rückfragen stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung. Thomas Gensert, Martina Plieske und Stephanie Christoph, der Vorstand des SEB der Schule auf der Aue
8 Klartext SCHULE
Lernrückstände sind im regulären Unterricht aufzuarbeiten – wenn nötig mit Hilfe von zusätzlichen Schulstunden! F achliche Defizite von Schülerinnen und Schülern und Lernrückstände aufgrund der Corona-Pande- mie müssen im laufenden Schuljahr (und daher
Statt sich schon jetzt über ein Angebot imAugust 2021 Gedanken zu machen, sollte sofort gehandelt werden! Zudem haben die Angebote im Sommer 2020 gezeigt, dass • in der Regel nicht die schwachen Schülerinnen und Schüler teilnahmen, • die Angebote von Eltern häufig zur Abdeckung von Betreuung genutzt wurden, • das Personal teils die notwendige Qualifikation nicht besaß und • die Unterrichtsmaterialien oft aufgrund fehlender Passung nicht einzusetzen waren. Die kampagnenartige, mit großem bürokratischem Auf- wand verbundene Durchführung von ’Camps’ und ’Akade- mien’, die eher an Spiel und Spaß denn an ’Kopfarbeit’ denken lassen, ist im Sinne eines Aufarbeitens von Lern- rückständen aus Sicht des hphv grundsätzlich ungeeignet. Ebenso wurde damals das Versprechen, die komplette Organisation würde durch die Staatlichen Schulämter er- folgen, nicht eingelöst, sodass die Mehrarbeit wieder ein- mal bei den Schulleitungen lag. Hier ist die Belastungsgrenze schon lange überschritten! Pressemeldung des hphv vom 25. Januar 2021
zeitnah!) aufgearbeitet werden und nicht in den Ferien! Lehrer- und Schülerschaft brauchen eine Erholungspause vom derzeit stark angespannten Schulgeschehen. Deshalb lehnt der Hessische Philologenverband regelmäßige Ange- bote von Akademien oder Camps in Schulferien an hessi- schen Schulen ab! Sinnvoll zum Aufarbeiten von Lerndefiziten sind Förder- kurse (oder besser Unterstützungskurse) • begleitend zum Regelunterricht, • in kleinen Lerngruppen, • gezielt in Rückkopplung mit der Fachlehrkraft, • streng ausgerichtet am Lehrplan, • durchgeführt durch Lehrkräfte der Schule, • aus einer Sonderzuweisung für das zweite Schulhalbjahr 2020/2021, • gegebenenfalls digital organisiert. Auch die Aufstockung der Stundentafel im zweiten Schul- halbjahr (zum Beispiel im Hauptfach eine Unterrichtsstun- de pro Woche mehr) mit Hilfe einer Sonderzuweisung ist eine gute Möglichkeit, um das Ziel zu erreichen.
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