Cellitinnen 1_2015

Vorwort

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

„Mein Haus, mein Auto, mein Boot!“ – Wer kennt sie nicht, die Sparkassen- Werbung, mit der vor einigen Jahren für eine geschickte Geldanlage geworben wurde. Die Botschaft war klar: Wer richtig hart arbeitet, sich abrackert, wer Karriere macht, der kann sich mit fachkundiger Unterstützung alle diese Statussymbole leisten. Der hat es ‚zu etwas gebracht‘. Ich möchte hier an dieser Stelle nicht die Statussymbole in den Fokus nehmen, sondern den Begriff ‚Karriere‘. Was heißt ‚Karriere machen‘ und was ist eigentlich eine ‚erfolgreiche‘ Karriere? Wenn ich mich in unserer Stiftung umschaue, dann kann ich viele ‚Karrieren‘ entdecken. Aber woran messe ich ‚Karriere‘? Am Einkommen, an der Zahl der Mitarbeiter, für die ich verantwortlich bin, an der Position, die ich in diesemGefüge bekleide? Ist das Abitur oder die akademische Ausbildung eine Grundvoraus-

setzung, um Karriere machen zu können? Jedes Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern ‚Karrierechancen‘. Wir sind selbstverständlich stolz auf unsere Angestellten, die diese Chancen ergreifen, die sich weiterqualifizieren und andere Aufgaben übernehmen. Es gibt viele verschiedene Beispiele dafür, einige stellen wir Ihnen in diesem Heft vor. Aber gibt es nicht auch eine andere Form von Karriere? Man könnte sie vielleicht ‚persönliche‘ Karriere nennen? Wir haben im CellitinnenForum immer wieder von Menschen berichtet, die nach einer längeren Arbeitslosigkeit den Wieder- einstieg geschafft haben, die vielleicht keinen Schulabschluss oder die eine körperliche Beeinträchtigung haben. Sie sind wertvoll für unser Gesamtunternehmen, tragen sie doch zum Gelingen des großen Ganzen bei. Macht also eine Pflegemitarbeiterin, die sich bewusst gegen eine Bereichsleitung entscheidet, weil sie lieber mit Patienten arbeitet und darin ihre Berufung findet, keine Karriere? Was ist mit dem Mitarbeiter, der seine Arbeitszeit verkürzen möchte, um sich mehr um seine Familie kümmern zu können? Ist seine Karriere zu Ende, obwohl er während seiner Dienstzeit Top-Leis- tungen bringt? In den ersten Wochen des Jahres sind einige Artikel erschienen, die auf Umfragen basieren und das Thema ‚Karriere‘ in den Blick genommen haben. Der Grundtenor ist bei allen: Die jüngere Generation möchte weniger Karriere, dafür mehr Lebensqualität. Statussymbole rücken immer mehr in den Hintergrund zugunsten von Selbstbestimmung, Freizeit, Pri- vatleben. Heißt das, dass unsere Arbeit zwangsläufig schlechter wird, weil immer weniger Mitarbeiter Wert auf Karriere legen? Ich denke, das bedeutet es nicht. Es heißt für uns als Dienstgeber, dass wir uns den Bedürfnissen und Wünschen unserer Mitarbeiter anpassen müssen. Die Herausforderung ist, für unsere Patienten und Bewohner qualifizierte Be- handlung und Betreuung sicherzustellen, mit Mitarbeitern, die an der Position, an der sie eingesetzt sind, genau ‚richtig‘ und zufrieden sind. Wir sollten mehr über Erfolg – persönlichen und unternehmerischen –, weniger über Karriere reden.

Hans Mauel Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

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