Cellitinnen 1_2015

Glauben Leben

Wegbegleiter des Lebens XVIII. Teil Der heilige Kunibert von Köln

Ich kann mich noch gut daran er- innern. In den 1980er-Jahren saß ich in recht regelmäßigen Abstän- den im Zug nach Köln, der von Norden kommend langsam nach dem Passieren der Hohenzollern- brücke in den Kölner Hauptbahnhof einlief. Damals interessierte mich vor allem der Blick nach rechts. Dort steht nicht weit von Dom und Hauptbahnhof die romanische ehemalige Stiftskirche St. Kunibert. Sie gehört zum ‚Kranz‘ der zwölf romanischen Kirchen innerhalb des alten Stadtgefüges. Der markante Kirchenbau war wie alle bedeuten- den mittelalterlichen Gotteshäuser von schwersten Zerstörungen des Bombenkrieges betroffen. Ich hatte meine Freude daran, wenn ich im- mer wieder kurz den Baufortschritt beimWiederaufbau von Westquer- haus und Turm betrachten konnte. Die Schäden an Chor und Lang- haus waren bereits in den 1950er-

Jahren behoben worden. Fertig wa- ren die Arbeiten schließlich im Jahr 1993. Seitdem hat das grandiose Kölner Rheinpanorama neben dem alles beherrschenden Dom auch wieder an dessen Nordseite einen attraktiven Blickpunkt in Gestalt der restaurierten Kunibertskirche. Der Sakralbau ist in vielerlei Hinsicht dem heiligen Kunibert verbunden, der nach gängiger Überlieferung von 623 bis 663 n. Chr. Bischof von Köln war. An dieser Stelle hatte Kunibert eine dem heiligen Clemens von Rom geweihte Kirche entwe- der bauen oder erneuern lassen, in der er vermutlich auch begraben wurde. Dieser Bau ist komplett ver- schwunden, die romanische Kirche ist ein Neubau aus späterer Zeit. Die Weihe im Jahr 1247 markiert sozusagen den Endpunkt des ro- manischen Kirchenbaus in Köln. Denn im Folgejahr 1248 wurde der

Grundstein des gotischen Domes durch Erzbischof Konrad von Hoch- staden gelegt.

Frühmittelalterliche Strukturen

Wer sich mit dem Leben des hei- ligen Kunibert beschäftigt, muss dann wieder mehr als ein halbes Jahrtausend in die fränkische Zeit des frühen Mittelalters zurück- schauen. Das Ende der römischen Herrschaft am Rhein war auch in geistlich-kultureller Hinsicht ein ge- waltiger Umbruch. Vom Rückgang der Zivilisation in allen Lebensberei- chen war die christliche Kirche zwar betroffen, aber zugleich blieb sie ein wesentlicher Faktor zur Fort- führung des antiken Erbes, zumal auch die Ausbreitung des Christen- tums unter dem Einfluss der frän- kischen Könige weiter voranging. Allerdings sind die Schriftquellen zur Lage der Kölner Kirche dieser

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