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Wie fühlt sich das Alter an? Stimmen aus der Generation 65plus

Das CellitinnenForum wollte von Bewohnern der Seniorenhäuser, Ehrenamtlichen und ehemaligen Mitarbeitern wissen, wie sie mit dem Ruhestand umgehen und hat einige von ihnen befragt.

Dr. Werner Simon , eh. Chefarzt Radiologie, *1941

Ingeborg und Kuno Härtenstein Sie, eh. Erzieherin, *1941 Er, eh. Leiter Technik, Vertriebsverwaltung *1939 Langeweile? Nein, die kennen wir nicht. Unsere Tage sind gut gefüllt: Seit 40 Jahren engagieren wir uns ehrenamtlich im Seniorenhaus St. Josef, wir sind im Meckenheimer Gemeinde- und Vereinsleben tief ver- wurzelt, sind viel in Bewegung, ob zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto, singen im Chor (sie), pflegen unsere verschiedenen Freundeskreise und sind Familienmen- schen (zwei Söhne, fünf Enkel). Schon zweimal bin ich den Jakobsweg von Frankreich bis Santiago de Compostela gelaufen (er). Die zweite Etappe erst vor einigen Wochen, 14 Tage lang mit mei- nem 16-jährigen Enkel. Doch auch für andere Wallfahr- ten sind wir immer zu haben. „Wer rastet, rostet“ – So beginnt unser Tag früh am Morgen mit Gymnastik (sie) oder einem Dauerlauf (er). Wir ernähren uns gesund und strukturieren die Tage. Das hat uns auch gehol- fen, meine Krebserkrankung vor einigen Jahren gut zu überstehen (er). Auf das Altern sind wir vorbereitet: Das Haus ist seniorengerecht eingerichtet und barrierefrei. Mit den Kindern ist alles besprochen und geregelt. Das Weitere nehmen wir an, wie es kommt, und danken dem Herrgott für jeden Tag, den er uns schenkt.

Als ich 2006 die Abteilung Radiologie im Heilig Geist-Krankenhaus nach 25 Jahren in die Verantwor- tung meines Nachfolgers legte, war es eine glückliche Fügung, nahtlos das anonyme Fehlermeldesystem für Mitarbeiter (CIRS) an der Klinik aufbauen und begleiten zu dürfen. Dadurch blieb ich in Kontakt zu den Kolle- gen, lernte neue Mitarbeiter kennen und brachte meine Sach- und Fachkenntnisse sinnvoll ein. Im Gegenzug profitierte ich von den Kenntnissen der anderen und ‚blieb am Ball‘. Erst im Frühjahr dieses Jahres gab ich den Staffelstab weiter. Ich kann nur jedem empfehlen, den Ruhestand aktiv zu gestalten, denn Rente und Nichtstun vertragen sich nicht. Mit aktiv meine ich die körperliche Aktivität – Muskel- und Ausdauertraining – und die geistig-spirituelle Beweglichkeit. Ich interessiere mich für die Astrophysik, lese viel darüber und schätze die Vorträge des Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln. Meine Frau und ich sind Stammgäste der Kölner Theater. Wir machen viel gemeinsam wie zum Beispiel wandern und reisen, haben aber auch getrennt von- einander Hobbies und Freundeskreise – das Geheimnis einer guten Ehe. Das Alter(n) muss man akzeptieren. Setzen Sie sich Ziele, suchen Sie sich Vorbilder, wie den über 90-jährigen Mediziner Professor Wildor Hollmann, der regelmäßig an der Sporthochschule Köln viel be- achtete Vorlesungen hält. Bleiben Sie flexibel und offen für neue Dinge.

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CellitinnenForum 4/2018

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