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Medizin | Betreuung

Trauer um Cora van der Kooij Die m eutische Pflege lebt weiter

für das Finden von gegenseitigen positiven Kontaktmomenten, um dem Klienten ein möglichst hohes Wohlbefinden zu ermöglichen. Van der Kooij war seit 2003 mit der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria verbunden. Sie hat das Projekt ‚Wohlbefinden und Sicher- heit – trotz Demenz‘ (2003–2006) begleitet und auch danach war es ihr immer sehr wichtig, zu er- fahren, wie es mit der Mäeutik in den Einrichtungen weiterging. Die Expertin ließ es sich trotz schwerer Erkrankung nicht nehmen, den ers- ten Trainerkurs bei den Cellitinnen persönlich zu leiten. Und zu der Zer- tifikatsverleihung nach dem zweiten Kurs kam sie eigens aus den Nie- derlanden angereist, um sich die Präsentationen anzuschauen und den ‚neuen‘ Trainern die Urkunden zu überreichen. Van der Kooij war immer neugierig und offen für an- dere Denkweisen. Fachliche und konzeptionelle Anregungen, die ihr Modell bereichern konnten, nahm sie dankend auf. Der persönliche Zugang zu ihr war immer ‚barriere- frei‘. Sie war eine Lehrende, die sich auf eine Stufe mit den Pflegenden und Betreuenden stellte; sie war an jedem Einzelnen, seinem Denken, Fühlen und seinen Erfahrungen in- teressiert. Cora van der Kooijs Gedanken und Werke begleiten die Einrichtungen der Seniorenhaus GmbH in dank- barer Erinnerung weiter.

Im August 2018 starb Dr. Cora van der Kooij im Alter von 72 Jahren. Die gelernte Krankenschwester, Histori- kerin und Begründerin der Mäeutik, deren Kern die erlebensorientierte Pflege und Betreuung ist, setzte sich seit den neunziger Jahren für ihr Modell ein, das sich in den Nie- derlanden, Österreich, Polen und Deutschland schnell verbreitete. Die mäeutische Pflege setzt voraus, dass man sich mit dem Bewoh- ner, seiner Biografie, seinen Vor- lieben und Abneigungen intensiv beschäftigt. Dabei verwenden die Pflegenden eine Sprache, die so- wohl intellektuell als auch emotional anspricht und so die vielen Facetten in der Pflegebeziehung deutlich und verstehbar macht. Besonders zu Menschen mit demenziellen Ver- änderungen bekommt man mithilfe des Modells einen guten Zugang. Van der Kooij war es wichtig, dass diese Seniorenhausbewohner in

das ‚normale‘ Leben eingebunden werden. Die Kommunikation ist dabei ein wichtiger Schlüssel. Sie nutzt dafür die komplette Bandbrei- te der kommunikativen Möglichkei- ten. Ihr Modell nimmt das Erleben der Mitarbeiter, die verschiedenen Spannungsfelder, mit denen sich die Mitarbeiter konfrontiert sehen und auch die Zusammenarbeit in den Teams in den Blick. Die Mäeutik möchte die Pflegenden dazu befähi- gen, das eigene Tun zu hinterfragen. Die Reflexion des eigenen Handelns als auch die reflexive Sicht auf die Zusammenarbeit im Team ist die Grundlage dafür, dass der Bewoh- ner in den Mittelpunkt rückt. Einrichtungen, die nach diesem Modell arbeiten, müssen den Mit- arbeitern aber auch Zeit einräumen, Fragen zu stellen und erfahrungsbe- zogen zu lernen. Eine emphatische Grundhaltung ist die Voraussetzung

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CellitinnenForum 4/2018

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