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ORGANISATION

Papierloses Parlament Wetzikon hat seit 2014 ein Parlament. Von Anfang an wurde im Ratsbetrieb auf Papier verzichtet. Dafür haben die Parlamentsdienste virtuelle Arbeitsräume geschaffen und die Website ausgebaut. Davon profitiert auch die Bevölkerung.

Tablet und Laptop statt stapelweise Papier: Das Parlament der Stadt Wetzi- kon (ZH) setzt seit seiner Einsetzung im Mai 2014 auf digitale Dokumente. Und folgt damit einemTrend. Denn das In- teresse an der Digitalisierung in Exeku- tiven und Legislativen nimmt zu. Das Walliser Kantonsparlament zum Bei- spiel funktioniert bereits weitgehend papierlos. Der Freiburger Grosse Rat will dem Staatsrat, der Kantonsregie- rung, folgen und ab 2017 ebenfalls auf Papier verzichten. Doch manchmal

oder ein Tablet zur Verfügung stellen sollte», sagt Michael Strebel, Ratssekre- tär des Wetzikoner Parlaments. Eine Mehrheit der designierten Parlamenta- rier wollte dies nicht. Stattdessen erhal- ten die Parlamentsmitglieder nun jähr- lich einen Betrag von 350 Franken, den sie für den Kauf von elektronischen Ge- räte einsetzen können. Umstellung braucht Zeit «Ein papierloser Ratsbetrieb macht nur Sinn, wenn er von Anfang an konse-

mentarische Arbeit weiterhin in Papier- form zu erhalten.

Auf vorhandene Struktur gebaut Das papierlose System in Wetzikon be- ruht im Wesentlichen auf zwei Kompo- nenten: Einerseits verfügen alle Gre- mien des Parlaments jeweils über einen eigenen, jedoch ähnlich strukturierten virtuellenArbeitsraum im Intranet. Beim Einrichten der virtuellen Arbeitsräume konnte auf die IT-Struktur der Stadtver- waltung zurückgegriffen werden. «Wir konnten die vorhandenen Ressourcen effizient nutzen», sagt Strebel. Damit entsteht kein Mehraufwand, wenn die Parlamentsmitglieder wechseln oder wenn sich die Zusammensetzung der Kommissionen ändert. Andererseits sind die Parlamentsgeschäfte und alle weiteren relevanten Parlamentsinforma- tionen vollumfänglich online abrufbar. «Zu diesem Zweck haben wir unsere Website und dieWetziker App stark aus- gebaut.» Die Umstellung auf den papierlosen Ratsbetrieb sei jedoch nur «ein halber Schritt», betont Strebel. «Die grosse He- rausforderung liegt darin, die elektroni- schen Dokumente so aufzubereiten und in den virtuellen Arbeitsräumen abzule-

bleibt auch alles beim Alten: ImOstermundiger Gemeinde- parlament wurde im vergan- genen Jahr eine Motion «betreffend Einführung des papierlosen Rats-und Kom- missionsbetriebs» mangels Erfolgsaussichten zurückgezo- gen, wie die «Berner Zeitung»

quent umgesetzt wird», sagt Strebel. Dies war in Wetzikon vergleichsweise einfach zu be- werkstelligen, weil das Parla- ment neu gegründet wurde und die Parlamentarier sich auch darauf einliessen. Der Wechsel im laufenden Ratsbe- trieb ist hingegen herausfor-

«Die Audiodatei kommt bei der Bevölkerung gut an.»

berichtete. Einige Parlamentarier be- grüssten zwar die «interessante Stoss- richtung», man wolle aber nicht Perso- nen, die über kein Notebook oder Tablet verfügten, vom Ratsbetrieb aus- schliessen, lautete eines der Argumente. Darüber wurde auch in Wetzikon disku- tiert. «Es stellte sich die Frage, ob die Stadt den Parlamentariern ein Notebook

dernd. DieÄnderung der Gewohnheiten erfordert Zeit. Besonders bei grösseren Parlamenten braucht es in der Regel eine Übergangsphase, in der parallel elektro- nisch und mit Papier gearbeitet wird. Mehrere Walliser Kantonsparlamenta- rier äusserten im Rahmen einer Befra- gung der Parlamentsdienste jedoch den Wunsch, die Unterlagen für die parla-

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SCHWEIZER GEMEINDE 3 l 2015

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