Engelberg Magazin Nr. 19

Eineuntrennbare Einheit One big Abbey family Text: Mike Bacher; Fotos: Engelberg-Titlis

Engelberg und sein Benediktinerkloster – oder das Kloster und sein Tal? Seit fast neun Jahrhun- derten bilden beide eine untrennbare Einheit. Nachdem 1120 das Kloster gegründet worden war, begannen die Mönche, das wilde und abgelegene Tal bewohnbar zu machen. Zugleich sorgten sie dafür, dass das Tal besiedelt wurde. Eine Besonderheit Engelbergs war dabei, dass das Kloster über das Hochtal die Herrschaftsrechte besass. Somit bildete sich ein eigenständiges Staatswesen heraus – die Freie Herrschaft Engelberg. Unter der Leitung des selbstbewusst als Talleute auf, die ein Mitspra- cherecht forderten. Bereits 1422 konnten sie eini- ge Erfolge erzielen. In der Folge entwickelte sich zwischen den Mönchen und den Talleuten ein bemerkenswertes Miteinander, indem sie wäh- rend der nächsten knapp 400 Jahre die Rechtsset- zung und Rechtsprechung gemeinsam ausübten. Von zentraler Bedeutung war dabei das Talge- richt, das für das tägliche Leben prägend war. Ein Höhepunkt in der Beziehung zwischen Kloster und Tal bildete die Amtszeit des Abtes Barnabas Bürki (im Amt 1505-1546). Mitten im Zeitalter der Reformationskonflikte gelang es ihm, das Tal zu reorganisieren. Neue Gesetze wurden erlassen, die Klosterschule gestärkt, Alpstreite mit den Nachbarn geschlichtet und das Flussbett der Engelberger Aa verlegt. Somit konnten die regelmässigen Hochwasser zurück- gedämmt werden. Schwieriger war dagegen das Verhältnis mit Abt Jakob Benedikt Sigrist (im Amt 1603-1619). Als energischer Reformer geriet er mit den Talleuten und den umliegenden Kan- Abtes (Vorsteher) führte das Kloster die Geschicke der Tal- schaft. Allerdings sahen sich die Bewohner des Tals schon bald nicht mehr als reine Untertanen, sondern traten

tonen in Konflikt. Sein Versuch, Engelberg als absolutistischen Klosterstaat zu führen, schei- terte. Anschliessend beruhigte sich die Situation wieder. Der Klosterbrand 1729 schweisste Kloster und Talleute wieder enger zusammen, sodass der Wiederaufbau gemeinsam gemeistert wur- de. Das Kloster war dabei für die Bevölkerung nicht nur die politische Führungsfigur, son- dern sorgte sich auch um die wirtschaftlichen Bedürfnisse. Unter Abt Leodegar Salzmann (im Amt 1769-1798) wurde etwa die Seidenkämmlerei eingeführt, um den Talleuten weitere Verdienst- möglichkeiten zu schaffen. Mit dem Einmarsch zu verzichten und übergab den Talleuten die Souveränitätsrechte. Damit hörte der Kleinstaat auf zu existieren. Nach einigen Wirren schlossen sich Kloster und Tal 1815 dem Kanton Obwalden an. Dank ausgehandelter Sonderrechte und der geographischen Distanz zum Kanton konnte Engelberg eine gewisse Eigenständigkeit bewah- ren. In der Folge zeigte sich das Kloster weiterhin als enger Partner der Talbevölkerung. Es küm- merte sich um arme Talleute ebenso wie um die Förderung des Tourismus. Sei es beim Bau neuer Hotels, der Eisenbahn nach Engelberg oder beim Bau von Bergbahnen: Als Liegenschaftseigen- tümer oder gar Aktionär unterstützte es diese Bestrebungen. Mit der Stifts- und Sekundar- schule förderte es die Bildung im Tal. Ein Einsatz, der von der Talbevölkerung geschätzt wird und zeigt, dass die enge Bindung auch im 21. Jahr- hundert weiterhin besteht und gepflegt wird. der französischen Revoluti- onstruppen 1798 änderte sich allerdings die Ausgangslage. Das Kloster erklärte sich bereit, auf seine Herrschaftsrechte

Auch heute besteht eine wichtige Bindung zwischen Kloster und Tal.

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