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FUNDAMENT

sind wir gefragt zur Mitarbeit an ethischen Themen, zum Beispiel einer Handlungsempfehlung zur Triage, bei ethischen Fallbespre- chungen. Wir suchen nach sinn- vollen Regelungen für Besuche, bei sterbenden Patienten, gebä- renden Müttern, bei Menschen mit demenzieller Veränderung. „ES WIRD VIEL AN DIE SEELSORGE HERANGETRAGEN.“ Die Krankenhausseelsorger be- gegnen Menschen mit großen Ängsten und sie fragen sich manchmal, ob sie wirklich helfen können. Sie erleben auch Men- schen, die mit Mut und Zuversicht durch diese Krise und die Isolation gehen, mit viel Lebenserfahrung und einer positiven Grundhaltung. Menschen wünschen sich, dass wir ganz da sind, bei schweren Fällen helfen, mit traumatisierten und überlasteten Patienten reden. Manche Lücke, die durch das Be- suchsverbot entsteht, kann über- brückt werden. So wirkt Seelsorge als Schnittstelle nach außen und innen. Gebete sind sehr gefragt in diesen Zeiten, selbst bei Men- schen, die sie lange nicht mehr praktizieren. Wir besuchen Men- schen, die das Alleinsein nicht mehr aushalten.Wir wollen die Lie- be Gottes zu den Menschen auf-

scheinen lassen und tun das mit Lichtern, die wir in den Kapellen entzünden, indem wir Nachrichten auf das Mobiltelefon senden oder digitale Grüße der Verwandten vorlesen. „DAS IST AUCH FÜR UNS HERAUSFORDERND.“ Wir müssen auf Distanz arbeiten, aber Seelsorge ist eigentlich ein Dienst mit Nähe, mit körperlichen Gesten, Berührungen, mit Segen, mit viel Zeit am Patientenbett. Das ist in der Pandemie nur sehr ein- geschränkt möglich. Dabei ist die Hygiene aufwändig, aber ein ver- lässlicher und notwendiger schüt- zender Akt. Die Pflegenden freuen sich über Solidarität. Unser Umgang mit der Überlastung aller Mitarbeitenden, mit ihrer Frustration, ihrem ver- ständlichen Ärger, der Wut und der Euphorie kostet viel Kraft. Auch die eigene Beklemmung zu spüren, wenn man sich bewusst- macht, wie gefährlich die Arbeit im Krankenhaus für alle ist.

v.li.: Beate Schultes, Quirin Sailer, Schwester Jula, Schwester Suma, Pfarrer Gerd Maeggi (ev.), Anne Kruse und Pfarrer Ulrich Hennes.

„WIR ARBEITEN ANDERS UND NEU.“

Es braucht neue Rituale: Seelsor- ge mit infizierten Patienten heißt Seelsorge in kompletter Schutz- kleidung. Gespräche im Alltag sind für alle durch den Mund-Nasen- Schutz anders; es fehlt die Be- gegnung über Mimik und Augen. Wir stellen uns ein auf die Arbeit mit der Videotechnologie. Gottes- dienste in der Kapelle müssen unter strengen Bedingungen mit durchdachten Hygiene-Standards gefeiert werden. Wir orientieren uns am Kirchen- jahr, nutzen Gottesdienste und Aktionen wie St. Martin oder den Barbara-Tag, um Menschen An- gebote zu machen. Zusätzlich

Sie erreichen die Seelsorger der Kölner Krankenhäuser über die Stationen oder die Zentrale.

CellitinnenForum 01 | 2021 37

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