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MENSCHEN

Wie haben Sie den Übergang ins Krankenhaus erlebt? Schlagartig befand ich mich in einer anderen Welt. Was mir im Heilig Geist-Krankenhaus zu al- ler erst auffiel, war das Wirken der Ordensschwestern. Mir wur- de von ihnen eine derart warme Herzlichkeit entgegengebracht, die mich anfangs irritierte – den- ken Sie an meine Vorgeschich- te. In den ersten Wochen habe ich mich wirklich gefragt: Ist das echt? Alle kamen freundlich auf mich zu, interessierten sich für mich und für meine Arbeit. Die Schwestern sorgten sich um mich – und beteten auch für mich. Ich war angekommen! Es kamnatürlich, wie es kommen musste: Die EDV kam zu meinen Aufgaben dazu, anschließend das Beschaffungswesen, dann das Patientenmanagement … Und dann war es mit dem Vor- satz, keine Führungstätigkeit anzustreben, auch wieder vor- bei. Ich begann, die Strukturen und Abläufe zu modernisieren und wurde Geschäftsführer der Klinik, als mein Vorgänger in den Ruhestand wechselte. Mit einem Startkapital von 50.000 DM gründeten Sie zusätzlich zu Ihrer Aufgabe im Krankenhaus die ProServ. Zu- nächst von Frechen aus belie- ferten Sie ab 1998 die Kunden mit Verbrauchsmaterialien. Wie kam es dazu? Die finanzielle Lage der Kliniken erforderte das Straffen der Be- Wie ging es dann im Heilig Geist-Krankenhaus weiter?

Was mir im Heilig Geist-Kranken- haus zu aller erst auffiel, war das Wirken der Ordensschwestern.

schaffungsstrukturen. Weil wir im Heilig Geist-Krankenhaus auf einem guten Weg waren, woll- ten weitere Kliniken auf unsere Struktur zurückgreifen. Das war die Geburtsstunde der ProServ. Mit dem Unternehmen hielten wir die fachlichen Kompetenzen der Mitarbeiter im Verbund, pro- fessionalisierten sie und bauten sie zu einer eigenen Kernkom- petenz aus. Wir unterhielten nicht mehr irgendein Kranken- hauslager, sondern betrieben die effizienteste Lagerorganisa- tion, die es auf dem Markt gab. Dies ist eine von mehreren un- ternehmerischen Aufgaben der ProServ bis heute. Sie hinterlassen nun in Pulheim ein Unternehmen, dass in naher Zukunft 100 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften wird. Ist die 2018 erfolgte Inbetriebnahme des Versorgungscampus ihr größter beruflicher Erfolg? Man muss sich davor hüten, in Superlativen über sich zu spre- chen. Erfolge werden erst in ei- ner längerfristigen Betrachtung sichtbar. Derartig hoch techno- logisierte Betriebseinheiten wie der Versorgungscampus müs- sen ständig weiterentwickelt werden. Ich hinterlasse also ei-

nen Start in die Zukunft, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

33 Jahre haben Sie die Ge- schicke der Einrichtungen der Verbund der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria mit­ bestimmt. Seit Juni 2020 sind Sie im wohlverdienten Ruhe- stand. Was überwiegt: Freude oder Wehmut?

Eigentlich weder-noch. Das Rei- sen mit dem Wohnmobil haben meine Frau und ich auf die Zeit nach Corona verschoben. Bis da- hin habe ich vieles zu sortieren und aufzuräumen – da ist viel liegengeblieben – oder baue wei- ter an der Holzwerkstatt, um mit meinen Enkeln zu ‚handwerkeln‘. Ob ich mich weiter in der katho- lischen Kirche engagiere, hängt von den dortigen Veränderungs- prozessen (Pastoraler Zukunfts- weg) ab. Vermissen werde ich die tollen Mitarbeiter, mit denen ich im Verbund oder bei der ProServ tätig war. Doch so ganz geht man ja nie: Ich wurde in den Aufsichts- rat der Hospitalvereinigung St. Marien berufen und werde von dort die Geschicke der Einrich- tungen begleiten.

Herr Peglow, vielen Dank für das Gespräch! (S.St.)

CellitinnenForum 01 | 2021 63

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