Blickpunkt Schule 3/2022

rell verankert sind, in den Stundenta- feln auftauchen, von Fachlehrerinnen und Fachlehrer unterrichtet werden, auf curricularen Grundlagen beruhen. Wir arbeiten daran, allen Schülerin- nen und Schülern die Möglichkeit zu geben, ins Theater zu gehen und selbst Theater zu spielen. Nur wenn allen Grund- und Mittelstufenschulen die Möglichkeit gegeben wird, Thea- terunterricht anzubieten, haben alle Schülerinnen und Schüler nieder- schwelligen Zugang zu diesem so wirkmächtigen Möglichkeits-, Reso- nanz- und Erfahrungsraum in der Schule. Um das Fach Darstellendes Spiel an einer Schule einzuführen, sind notwendig: mind. zwei Lehrkräfte, die eine Weiterbildungsmaßnahme be- legt haben oder belegen sowie Räu- me und Zeiten. Das Fach sollte in Ab- sprache mit den Kolleginnen und Kollegen des Aufgabenfelds I, insbe- sondere der Fächer Kunst und Musik, kontinuierlich aufgebaut werden. Als Kursgröße empfehlen sich achtzehn bis zwanzig Schülerinnen und Schü- ler. Zahlreiche Veröffentlichungen des Kultusministeriums wie auch ver- schiedener Schulbuchverlage unter- stützen Lehrkräfte bei der Vorberei- tung und Durchführung des Unter- richts. Das Land Hessen bietet be- reits seit 1994 Weiterbildungsmaß- nahmen für Lehrkräfte an mit der Möglichkeit, Erweiterungsprüfungen abzulegen und damit das Unter- richtsfach Darstellendes Spiel zu er- werben. Die nächste Ausschreibung des zweijährigen Kurses wird voraus- sichtlich im Frühjahr 2023 im Amts- blatt veröffentlicht 17 . Die Teilnahme setzt grundlegende theaterpädago- gische Vorerfahrungen voraus. Diese können entweder aus dem berufli- chen Werdegang abgeleitet werden oder in theaterpädagogischen Grundkursen, wie der einjährigen LSH-Fortbildungsreihe im Schul- theater-Studio Frankfurt 18 , im Schul- theaterzentrum Nordhessen in Kas- sel 19 oder beim Fortbildungsteam Mittelhessen, erworben werden. 20 Als Landesverband setzen wir uns zudem für die Etablierung eines Lehramts-

Kulturelle Bildung

meinschaft nutzen, umKindern und JugendlichenTheatersehen undThea- terspielen zu ermöglichen. 12 Im hessischen Schulentwicklungs- programm ’Theater für ALLE!’ erpro- ben seit 2017 hessische Grundschulen auf Initiative des LSH und in Koopera- tion mit dem Hessischen Kultusminis- terium die Potenziale von Theater. Ziel des Programms ist es, Grundschulen zu befähigen, Darstellendes Spiel als integrative Methode in allen Fächern und schulischen Bereichen einzuset- zen. Zudem soll jede Schülerin/jeder Schüler die Möglichkeit erhalten, Theater als Spiel- und Kunstform zu entdecken, denn gerade im Grund- schulalter eröffnen spielerische He- rangehensweisen, die den ganzen Körper, Mimik, Gestik, Stimme und den Raum einbeziehen, Kindern die Möglichkeit, sich schulische Lernin- halte leichter und mit mehr Freude zu erschließen. Dabei wird den Bedürf- nissen der Kinder nach Bewegung, nach Eigenaktivität und -verantwor- tung, nach sozialer Interaktion – auch ohne Sprache – und einem ganzheit- lichen Lernen mit allen Sinnen in viel- fältiger Weise entsprochen. Zudem entfaltet Darstellendes Spiel sein in- klusives Potenzial, denn jede Schüle- rin und jeder Schüler kann, unabhän- gig von ihrer/seiner Herkunft, von ih- ren/seinen Deutschkenntnissen und individuellen Begabungen und Beein- trächtigungen aktiv teilhaben und sich einbringen. 13 Auch die Profilschule Kulturelle Bildung Darstellende Künste in Hes-

sen kann zukünftig über die Förde- rung besonders begabter Schülerin- nen und Schüler hinaus das Schul- theater als gelebte Utopie modellhaft erproben. Ihre Schülerinnen und Schüler könnten in forschenden, per- formativen, intermedialen und doku- mentarischen Theaterformen Zugän- ge in allen geistes-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Unter- richtsfächern erhalten. Warten wir gespannt auf die Entwicklung dieser beispielgebenden Referenzschule in Hessen. 14 Die Schule und insbesondere die allgemeinbildende Schule (Primar- stufe, Sekundarstufe I) ist die einzige Einrichtung, die allen Kindern den Zu- gang zu kultureller Bildung eröffnen kann. Sie ist der Ort, wo aufgrund der gesetzlichen Schulpflicht alle jungen Menschen bis mindestens zum 16. Le- bensjahr unabhängig von sozialer Herkunft und Schulart erreicht wer- den 15 . Und dieser Ort sollte ein Er- möglichungsraum sein, der den jun- gen Menschen ihre Wege in ihre Leben eröffnet. 16 Da wir als Theaterlehrerin- nen und -lehrer die Bildungsbedeu- tung des Theaters am eigenen Leib erfahren und uns selbst dabei als wirksame Lehrkräfte und Spielleite- rinnen und Spielleiter erleben, setzen wir uns dafür ein, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler hessischer Oberstufen Theater als Fach belegen dürfen. Wir machen uns stark dafür, dass die Darstellenden Künste auch in den hessischen Grundschulen und al- len weiterführenden Schulen struktu-

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SCHULE

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