Blickpunkt Schule 3/2022

’Das Fliegende Künstlerzimmer’ Ein einzigartiges Artist-in-Residence-Kooperationsprogramm für Schulen in Hessen N atürlich hat ’Das Fliegende Klassenzimmer’ bei der Na- mensgebung dieses Pro-

Die Schulträger (Landkreise) übernehmen die Bauantragstellung, die Vorbereitung der Stellfläche, die Bereitstellung von technischen An- schlüssen und der Wasserversorgung sowie die Reinigung. Die Schulen bewerben sich, wenn ihr Kollegium an einer kooperativen und konstruktiven Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern auf breiter Basis interessiert ist. Schullei- tungen ermutigen ihre Lehrkräfte zur Kooperation mit der Künstlerin/dem Künstler und unterstützen tatkräftig die sich daraus entwickelnden Projek- te. Die teilnehmenden Schulen be- nennen ein bis zwei Lehrkräfte aus ihrem Kollegium, die als schulische Koordinatorinnen/Koordinatoren, die dem Künstler/der Künstlerin zur Seite stehen und eine Brücke zu Schul- leitung und Kollegium bilden. Das Hessische Kultusministerium steuert das Auswahlverfahren der Schulen und begleitet das Programm durch Beratung und Prozessbeglei- tung sowie unterstützende Fortbil- dungsangebote. Künstlerin/Künstler, Koordinations- kräfte und Schulleitung treffen sich einmal im Monat zur Programmsteue- rung mit der Crespo Foundation und der Prozessbegleitung des Hessischen Kultusministeriums, um die Entwick- lungen und Prozesse gut zu begleiten. Jede Konstellation von Schülerin- nen und Schülern, Künstlerinnen und Künstlern, den Lehrkräften und den Schulleitungen ist einzigartig und im- mer wieder neu. Schrill, lustig, sehr sinnlich, bewe- gungsintensiv und nie langweilig – alles was Schulalltag sonst oft nicht sein kann – hier ist es möglich und nimmt die Schülerinnen und Schüler auf Augenhöhe mit. Das macht dieses einzigartige Kooperationsprogramm des Hessischen Kultusministeriums so spannend. Andrea Wandernoth

zu begeistern. Sie wirbelt in vielen Ak- tionen durch das Schulgebäude und stellt sich der Schulgemeinde so auf ih- re Art vor. Vor Corona findet die indus- trielle Revolution im Fliegenden Künst- lerzimmer erneut statt undmacht einer 12. Klasse Geschichte sinnlich erfahr- bar. Teaching in Role heißt die interes- sante Methode, die JaninaWarnk ein- setzt und welche die Lehrkräfte der Georg-Christoph-Lichtenbergschule später auch in einer Fortbildung näher kennenlernen können. Als 2020 wegen der Pandemie die Feier für die neuen fünften Klassen ausfallenmuss, entwi- ckelt die Künstlerin auf dem freien Feld einWillkommensritual für die neuen Schülerinnen und Schüler: das Lama- Orakel inklusive Lama. Diese Schulfeier wirdmit Sicherheit eindrücklich in Erin- nerung bleiben. 2021 kommt das zweite mobile Ate- lier hinzu, das für die Tänzerin Lisa Haucke mit einemTanzboden ausge- stattet wird. Sie tanzt, performt und macht trotzt Corona-Einschränkun- gen tolle Angebote in vielen Kunst- sparten. Das sind nur wenige ausge- wählte Beispiele aus den vielen Erfah- rungen, die Schülerinnen und Schüler durch dieses Programm bereits ma- chen konnten. Seit 2022 gibt es drei Ateliers, die parallel auf hessischen Schulhöfen stehen. Damit das alles erfolgreich ist, müssen alle Kooperationspartner im Projekt zusammenwirken: Die Crespo Foundation hat das Pro- gramm federführend in Zusammenar- beit mit dem Hessischen Kultusminis- terium entwickelt und finanziert die mobilen Atelierräume und derenWei- tertransport. Die Stiftung steuert das Programmmittels einer Projektleitung und stellt jeweils ein Materialgeld von 6000 Euro im Jahr zur Verfügung. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) finanziert das Stipendium für die Künstlerin/den Künstler.

Kulturelle Bildung

gramms Pate gestanden. Anders als in der schönen Geschichte von Erich Kästner ’fliegt’ das mobile Wohnate- lier der Crespo Foundation tatsächlich alle ein bis zwei Jahre von Schule zu Schule und landet als außerschuli- scher Lernort auf dem Schulgelände. Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland können sich für das Resi- denzprogramm bewerben und fordern mit ihren Aktionen, Projekten und künstlerischen Kompetenzen und Ide- en die Schulstrukturen heraus. Kreative Zugänge in allen Fächern sind das Ziel. Und: Ideen von Schülerinnen und Schülern sind willkommen. Von freien, offenen Atelierangeboten bis hin zu in- tensiven Kooperationen mit den Lehr- kräften bei der Umsetzung des Curri- culums in allen Fachbereichen reicht die Bandbreite. Viele verschiedene For- mate bereichern den Schulalltag der ausgewählten Schule im ländlichen Raum unmittelbar und unkompliziert. Die Kulturschaffenden sind mindes- tens drei Tage vor Ort in der Schule. 2018 ist das erste achtzig Quadrat- meter große Atelier mitten auf dem Schulhof in der Wollenbergschule in Wetter im Landkreis Marburg gelan- det. Der bildende Künstler Jan Lotter begeistert die jungen Menschen mit seinen ungewöhnlichen Gestaltungs- und Präsentationsideen und nimmt sie mit Musikmischpult und Tanzper- formances auf breiter Basis ein Schul- jahr lang mit auf eine kulturelle Reise. Nach den Sommerferien zieht das wunderschöne Holzgebäude der Archi- tekten Professor Nikolaus Hirsch und Professor Michel Müller nach Ober- Ramstadt weiter, und Künstlerin Janina Warnk bleibt wegen der Pandemie zwei Jahre. Die Performance-Künstlerin schafft es, die Gesamtschule mit mehr als 1200 Schülerinnen und Schülern bereits bei ihrem fulminanten Opening

9

SCHULE

Made with FlippingBook - Online catalogs