Blickpunkt Schule 3/2021
Referendariat im 3. Lockdown: Belastungen senken, Planungssicherheit steigern! Der Ausschuss für berufspraktische Fragen (BPA) im Hessi- schen Philologenverband (hphv) hatte vor den Osterferien eine Online-Umfrage unter über 300 hessischen Lehrkräf- ten imVorbereitungsdienst (LiV) aller Semester zu deren aktueller Ausbildungssituation durchgeführt. Die Ergeb- nisse und deren Auswertung liegen nun vor: Überwiegend positiv wur- de die Informationspraxis Insbesondere im Prüfungs- semester benötigen wir schnelle und verlässliche Informationen. Wir können über alle Corona-relevanten Entwicklungen informieren würden. Auch würden Nachfragen zügig und ausreichend beantwortet. Allerdings führe nach Angaben der Inter- viewten Überinformation zu Corona-Beschlüssen von vie- len Seiten bei ihnen zu Verdruss und Unübersichtlichkeit, sodass wichtige Mails in der Datenflut untergingen. Heterogen ist hingegen das Bild bei den Unterstützungs- angeboten. Es wird häufig bemängelt, dass Ausbildende und Studienseminare keine Rücksicht auf die veränderten Rahmenbedingungen nehmen und zu wenig auf die Be- dürfnisse und Sorgen der LiV eingingen. Denn zu den nor- malerweise schon hohen Anforderungen des Referendari- ats ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Unterricht ein erhöhter Zeitaufwand hinzugetreten: Distanzunterricht muss aufwendig geplant und Materialien müssen digitalisiert werden. Der BPA-Vorsitzende Boris Krüger kritisiert: »Zwei Drittel der Interviewten müssen re- gelmäßig am kompletten Wochenende für Schule und Se- minar vorbereiten, 20 Prozent sogar während der Woche zwischen 22 und 6 Uhr. Das ist doch Ausbeutung statt Aus- bildung!« Aus den Umfrageergebnissen haben die Jungphilologen folgende Forderungen abgeleitet: • Um die besonders stark von der Corona-Pandemie be- troffenen LiV zu entlasten, fordert der hphv daher, die zeitaufwendige Pädagogi- sche Facharbeit bis zum Herbst 2022 ganz auszuset- zen oder zumindest ihren Umfang zu reduzieren. In ei- nem Jahr soll dann evaluiert werden, ob sich diese be- sondere Maßnahme bewährt haben wird und beibehal- ten werden kann. • Der hphv appelliert an die Ausbildenden, ihren pädago- gischen Spielraum zu nutzen und mehr Rücksicht auf die verschlechterten Rahmenbedingungen zu nehmen, bspw. bei der Bewertung und Gewichtung innerhalb ei- nes Moduls. • Theoretische UB-Entwürfe als Trockenübung dürfen nicht zur Dauerlösung werden. Stattdessen sollen die LiV >> unsere Planungen nicht jede Woche umwerfen. Meine Ausbildungskräfte haben vom Umgang mit digitalen Medien wenig Ahnung … der Ausbildungsschulen und Studienseminare gesehen, die schnell und ausreichend
Allein 30 Prozent fühlen sich trotz der Umstände auf den Lehrerberuf gut vorbereitet . Dennoch ist die Motivation für den Vorbereitungsdienst bei fast der Hälfte der Befrag- ten (47 Prozent) unverändert geblieben, was wiederum auf
eine recht hohe intrinsi- sche Motivation schlie- ßen lässt. Dazu passt auch, dass 84,2 Prozent der Auszubildenden, die an der Umfrage teilge-
Ich fühle mich nicht aus- gebildet. Ich fühle mich ausgebeutet und absicht- lich in Richtung ’Burn-out‘ gedrängt.
nommen haben, ihre Arbeit gern oder eher gern machen. Die Entscheidung für den Lehrerberuf war bei diesen also eine bewusste und gut überlegte, die durch die Corona- Pandemie nur wenig beeinträchtigt wird.
Referendariat & Berufseinstieg
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Die Pressemitteilung
Aus den Ergebnissen der Um- fragen hat der Ausschuss für berufspraktische Fragen For- derungen und Feststellungen formuliert, die am 29. April 2021 als Pressemitteilung
Die stete Sorge und Panikmache mancher Mit-LiV empfinde ich als vollkommen über- trieben.
SCHULE
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