Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2016 (November 2016)

SUCHT UND DROGEN

ABBILDUNG 1: Schwangere sollten während der gesamten Schwangerschaft auf Alko- hol verzichten. Foto: Marco2811/Fotolia.com

DIE MOTIVATIONALE KURZ- INTERVENTION BESTEHT AUS FOLGENDEN SCHRITTEN 9 : • Rückmeldung geben • Alternativen zeigen • Hinweise und

Information

anbieten

• •

Mitgefühl entgegenbringen

Eigenverantwortung

deutlich

machen • Neues Selbstvertrauen geben

angegriffen, wird er sich dem Gespräch verweigern. Als eine Methode hat sich bei dieser Patientengruppe deshalb die moti- vationale Kurzintervention oder die mo- tivierende Gesprächsführung bewährt. Zum einen hat man so die Möglichkeit herauszufinden, in welchem Stadium der Patienten sich gerade befindet, zum an- deren wird der Patient zur Eigeninitiative angeregt. Auch wenn in der Suchtstatistik Men- schen ab 65 Jahre nicht mehr berück- sichtigt werden, existiert das Thema Sucht auch in höherem Alter. Die Zahl Suchterkrankter im Rentenalter, die mit illegalen Drogen Erfahrung haben, ist vermutlich verschwindend gering. Man schätzt jedoch, dass rund zwei Drittel der medikamentenabhängigen Menschen in Deutschland über 65 Jahre sind. 10 Rund 1,1 bis 1,2 Mio. Menschen sind allein von den oben bereits erwähnten Benzodiazepin- derivaten und Z-Substanzen abhängig. 11 Das Thema Suchterkrankungen im Alter wird deshalb auch im Projekt „Gesund älter werden“ (2012) 12 berücksichtigt. Im Ziel 10 „Die psychische Gesundheit älterer Menschen ist erhalten, gestärkt bzw. wie- derhergestellt“ wird auf das Thema aus- führlich eingegangen. Während imPflege- bereich bislang Arzneimittelabhängigkeit nicht weiter thematisiert wird, obgleich viele ältere Menschen Benzodiazepin- oder Z-Substanzen-abhängig sind, werden Alkohol und Tabak – selbst gelegentlicher Genuss – selten bis gar nicht toleriert. Insbesondere Menschen mit einer Dro- genkarriere, die ja zumeist polytoxikoman verläuft und parallel auch zahlreiche (sozi- ale) Lebensbrüche mit sich bringt, haben Sucht im Alter

Foto: Marco2811/Fotolia.com

große Schwierigkeiten im Fall einer Pflege- bedürftigkeit einen geeigneten Heimplatz zu finden. Vereinzelt starten erste Projek- te, die speziell auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe ausgerichtet sind. 13

Studien (bisher) keine fruchtschädigende Wirkung gezeigt. Im Folgenden werden die Auswirkungen in Schwangerschaft und Stillzeit von ausgewählten, häufig konsumierten Suchtmitteln behandelt.

Alkohol

Arzneimittelmissbrauch und Sucht in Schwangerschaft bzw. Stillzeit

Etwa 15 bis 30 Prozent aller Frauen in Europa trinken trotz einer bestehenden Schwangerschaft wiederholt Alkohol. Al- lein in Deutschland werden schätzungs- weise 2.000 bis 4.000 Neugeborene mit einer Alkoholspektrumsstörung (FASD) geboren. 14 Alkohol fördert Fehlbildungen

Eine weitere, sehr sensible Gruppe sind Schwangere und Stillende, da viele Arznei- stoffe und Suchtmittel die Plazenta pas- sieren und in die Muttermilch übertreten. Einige Substanzen können das Kind schä- digen, andere haben in umfangreichen

TABELLE 3: Die häufigsten Symptome der Alkoholembryo bzw. -fetopathie 14

Symptome

Häufigkeit bei Syndromträgern

Prä- und postnataler Minderwuchs

98 %

Kraniofasziale Dysmorphie: fließende, schmale Stirn, tiefer Haaransatz

95 %

Statomotorische und geistige Retardierung

89 % 84 %

Mikrozephalie

verlängertes, konvexes Philtrum

80 – 90 %

Dysproportionierte Verminderung des Fettgewebes

80 % 74 % 68 %

Kiefer: Mikrogenie, Retrogenie

Hyperaktivität

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