Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2016 (November 2016)

DR. SYLVIA PRINZ / DR. CONSTANZE SCHÄFER

TABELLE 4: Folgen des Drogenkonsums von Schwangeren für das Kind 15 Symptome Häufigkeit bei Syndromträgern

und Hirnschädigungen beim Fetus. Hier- bei steigt das Fehlbildungsrisiko mit der Dauer und der Stärke des Alkoholkonsums der Mutter. Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die schwerwiegendste Form der alkoholbedingten Schädigung. Sie äußert sich in Wachstumsstörungen, körperli- chen Missbildungen und geistigen sowie seelischen Behinderungen. Die häufigsten Symptome einer Alkoholembryo bzw. -fe- topathie sind in Tabelle 3 aufgeführt. Da bereits geringe Mengen an Alko- hol das Kind gesundheitlich beeinträchti- gen können, muss während der gesamten Schwangerschaft auf Alkohol verzichtet werden. Ein Schwellenwert existiert nicht. Aber: Frauen, die aufgrund ihres Alko- holkonsums ein Kind mit einem fetalen Alkoholsyndrom geboren haben, kön- nen bei Alkoholabstinenz in einer erneu- ten Schwangerschaft ein gesundes Kind bekommen. Etwa 30 bis 35 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter und ca. 25 Prozent al- ler Schwangeren rauchen. Im Tabakrauch befinden sich eine Vielzahl an Schadstof- fen, wie beispielsweise aromatische Koh- lenwasserstoffe und Alkaloide. Nikotin passiert die Plazenta und wirkt dabei va- sokonstriktorisch. Dies führt zu Durchblu- tungsstörungen der Plazenta und der Fe- tus ist während der gesamten pränatalen Entwicklung gefährdet. Das Rauchen in der Schwangerschaft kann je nach Umfang des Konsums zu ver- schiedenen Schwangerschaftskomplikati- onen führen, wie z. B. Erhöhung des Spon- tanabort- und des Frühgeburtsrisikos, niedriges Geburtsgewicht und Erhöhung der perinatalen Mortalität. 14,15 Wenn Rau- cherinnen in der Frühschwangerschaft das Rauchen aufgeben, können sie nor- malgewichtige Kinder zur Welt bringen. Der Drogenmarkt ist komplex und dyna- misch. Neben pflanzlichen Drogen drän- gen immer mehr synthetische Stoffe auf den Markt. Werden derartige psychoakti- ve Substanzen von Schwangeren konsu- miert, können diese auf das ungeborene Kind mit unterschiedlichen Folgen einwir- ken. Das Neugeborene kann unter Entzug bzw. an einer Intoxikation leiden oder es Nikotin Drogen

• Mikrozephalie • Intrauterine Wachstumsverzögerung • Hirninfarkt • Entzugserscheinungen

Amphetamine

• Kein Einfluss auf Dauer der Schwangerschaft, Geburt und Geburtsgewicht • Keine embryo- bzw. fetotoxische Reaktion • Vasokonstriktorische Wirkung • Durchblutungsstörungen der Plazenta und Minderdurchblutung der fetalen Organe • Spontanaborte, Frühgeburtlichkeit, Totgeburt, Wachstumsrückstand, Mikrozephalie, Verhaltensstörung, Urogenitalfehlbildung • Erhöhte Gefahr der Abortneigung ab einer Menge von über 600 mg pro Tag, der intrauterinen Wachstumsretardierung des Fetus und für eine Frühgeburt • Keine embryotoxische Coffein-Schädigungen • Erhöhtes Risiko einer Frühgeburt und der perinatalen Mortalität, durch Infektionen der Mutter; Häufige Begleiterkrankungen während der Schwan- gerschaft: Venerische und parasitäre Erkrankungen, Abszesse, Thrombophle- bitiden, Hepatitiden, HIV-Infektionen, Gestosen • Hemmung des intrauterinen Wachstums des Feten • Teratogenität wird unter Heroin nicht beobachtet • Problem unter der Geburt: mütterliche und kindliche Entzugserscheinungen • Erhöhung der motorischen Aktivität des Feten • Steigerung der Herzfrequenz

Cannabis (Haschisch, Marihuana)

Cocain

Coffein

Heroin

Lysergsäurediethyla- mid (LSD)

• Eine spezifische embryotoxische Wirkung ist nicht bekannt

Abhängigkeit professionelle Hilfe in An- spruch genommen werden. Ein langsa- mes Absetzen ist bei Opiaten, wie Heroin, Opium und Morphium erforderlich. Bei einer Opiatabhängigkeit wird meist eine Substitutionsmedikation mit Methadon oder Buprenorphin unter medizinischer Begleitung empfohlen. 14 Unter Substitu- tionsmedikation kann im Übrigen gestillt werden, wenn keine anderen Faktoren wie Erkrankung oder massive psychische Pro- bleme der Mutter, die das Säuglingswohl gefährden, bestehen. Psychische Belastungen am Arbeits- platz können eine Sucht begünstigen, vor allem immer dann, wenn Mobbing, unklare Arbeitsstrukturen oder prekäre Arbeitsverhältnisse Stress und Überfor- derung auslösen. Im Zusammenspiel mit der persönlichen Lebenswelt des Einzel- nen – Kindererziehung, Versorgen von Sucht und Arbeitsplatz

kann zu zell- und organtoxischen Wirkun- gen kommen, die zu Missbildungen und Entwicklungsstörungen führen. In Tabel- le 4 sind mögliche Folgen der Drogenein- nahme während der Schwangerschaft für eine Auswahl an gängigen Drogen aufgelistet. Die Drogenabhängigkeit von Schwange- ren birgt mehrere Probleme. Einerseits stellt der Drogenkonsum eine Gefahr für die Gesundheit von Mutter und Kind dar. Andererseits ist der Entzug eine besonde- re körperliche und psychische Belastung für die werdende Mutter, die auch Auswir- kungen auf das Ungeborene hat. Ein Dro- genentzug während der Schwangerschaft muss daher immer unter ärztlicher Kont- rolle durchgeführt werden. Der Entzug von Drogen wie Amphe- tamin, Crack, Ecstasy und Cocain kann sofort ohne starke körperliche Entzugs- erscheinungen durchgeführt werden. Dennoch sollte wegen der psychischen Drogenentzug in der Schwangerschaft

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