normal magazin nummer20 sommer

Nur ein Jahr nach der Aus- bildung hat Marie-Theres Arnold das Glück, einen Hirschstier zu schiessen. Just one year after complet- ing training, Marie-Theres Arnold was lucky enough to bring down a stag.

«Mit Ehrfurcht vor derKreatur» The rules of the game Text: Andrea Hurschler; Fotos: zVg

Immer wieder gerät die Jagd nach Wildtieren in die Kritik. Begnadete Jägerinnen und Jäger wie Marie-Theres Arnold und Patrik Emmenegger beweisen aber, dass sie auch heute noch ihre Berechtigung hat und dass viel mehr dahinter- steckt, als «nur» Tiere abzuschiessen. «Jagd ist nicht nur ein Hobby, sondern eine Passion», sagt Patrik Emmenegger. Von Kindes- beinen an begleitete der Engelberger seinen Vater Franz auf die Jagd – seit 2006 ist er auch selbst in Besitz der Jagdberechtigung. Während 15 Monaten hat er die strenge und breitgefächer-

Frau Marie-Theres Arnold, durch Patrik eben- falls zur begnadeten Jägerin geworden, erklärt die Faszination treffend: «Ein Tier zu schiessen, ist nur der krönende Abschluss der Jagd.» Sie geniesst es einerseits, in den Jagdwochen im Herbst oft draussen in der Natur zu sein und die Tiere zu beobachten. «Ich kann mich auch daran erfreuen, wenn ich nur ein Eichhörnchen sehe.» Anderseits gehören für sie, genauso wie für Pat- rik, das Vereinsleben sowie die Naturerlebnisse während des Jahres zum Hobby dazu. So halten sie stets danach Ausschau, wo sich das Wild aufhält, damit sie im Herbst wissen, wo sie gute Chancen auf einen Abschuss haben. Eine ganz wichtige Aufgabe der Jäger ist zudem die Hege- arbeit. Jeder, der das Patent lösen möchte, muss im Kanton Obwalden pro Jahr zehn Hegestunden vorweisen, in denen er sich bei Projekten für die Lebens- raumberuhigung oder die Lebensraumaufwer- tung engagiert hat. Im Engelberger Jägerverein, den Patrik Emmenegger präsidiert, stehen viele weitere Aktivitäten wie Waldweihnacht, Weiter- bildungskurse rund um das Thema Jagd, Trophä- enschauen und das regelmässige Schiesstraining während der Sommermonate auf dem Programm. 2016 haben laut dem Amt für Wald und Landwirtschaft 36 Engelberger das Jagdpatent gelöst – zwei davon waren Frauen. Schweizweit sind von den rund 30'000 aktiven Jägern rund 1’500 Frauen. Laut der Jagdstatistik Schweiz ist die Tendenz des Frauenanteils steigend. Eine von ihnen ist eben Marie-Theres Arnold. Unter den Engelberger Jägern sei sie kein Thema, sagt sie. «Und wenn jemand ein Problem hätte, dann wäre es mir egal», sagt die 41-Jährige. Für sie sei es ein Hobby, wie für andere das Töfffahren. Kein Problem mit dem Abschiessen von einem herzi- gen Reh? «Klar, es braucht etwas Kaltblütigkeit»,

te Ausbildung absolviert, um den kantonalen Jagdfähig- keitsausweis zu erlangen. Nur damit ist es ihm im Kanton Obwalden erlaubt, ein Patent zu beziehen und im Herbst jagen zu gehen. Neben theore-

Marie-Theres Arnold ist nur eine von zwei Frauen, welche in Engelberg auf die Jagd gehen.

tischem Wissen über die Gesetzgebung, Wildtier- biologie oder die Ökologie eignete er sich auch jagdliches Handwerk wie Distanzschätzen oder Wildbretverwertung an. Und eminent wichtig natürlich: den sicheren Umgang mit der Waffe. «In der Ausbildung soll man aber nicht einfach etwas auswendig lernen, sondern den Bezug dazu bekommen.» So erinnert sich der gelernte Forstwart noch heute an die Namen zahlrei- cher einheimischer Bäume und Blumen, deren Existenz viele von uns nicht einmal kennen. Patrik Emmenegger ist die Klarstellung wichtig, dass die Jagd nicht einfach ein wahllo- ses Abschiessen von Tieren ist. «Die Jäger regu- lieren den Wildbestand. Wir haben einen klaren Auftrag von Bund und Kanton.» So ist vorgege- ben, wie viele und welche Tiere geschossen wer- den dürfen. Wer sich nicht daran hält, wird vom Kanton gebüsst. «Mit Ehrfurcht vor der Kreatur», drückt der 43-Jährige sehr passend aus, wie ein verantwortungsbewusster Jäger vorgeht. «Ohne Gefühl darf man nicht auf die Jagd gehen.» Seine

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natur | nature

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