Unterrichten mit der Rechtschreibwerkstatt

Beratung im Schulalltag

So kann ein konkreter Beratungsprozess aussehen: Max bearbeitet als Lernziel im Lernbereich LB die Schreibung von sp und st am Wortanfang. Ein „+“ imentsprechenden Feld seiner Lernentwicklungs­ tabelle zeigt an, dass er mit den Übungen in die- sem Bereich begonnen hat. Nach einigen Übungsstunden überprüft die Leh- rerin, wie sicher Max in seinem ausgewählten Übungsbereich geworden ist. Sie diktiert ihm aus demModellwortschatz einige Wörter mit dem Laut [ʃ] (z. B. Tasche , schwarz , sparen , Stein , ...), deren Schreibung sie anschließend gemeinsam mit Max kontrolliert. Da er beim Schreiben deutlich mitge- sprochen und bis auf einWort alleWörter richtig ge- schrieben hat, hat Max sein Lernziel erreicht. Daher trägt die Lehrerin im entsprechenden Feld seiner Lernentwicklungstabelle ein zweites „+“ ein („++“). Methodenkompetenz Wenn man Kindern Lernmethoden vermittelt, wer- den sie zunächst extrinsisch motiviert. Erst wenn die Kinder erfahren, dass sie mit den Methoden ertrag- reich lernen, können sie sie in die eigene Lernmotiva- tion integrieren. Zum Aufbau einer Methodenkompetenz müssen die Kinder zu der „Einsicht“ gelangen: „Ich habe eine ganz bestimmte Übung gemacht. Mit dieser Übung war ich erfolgreich.“ Damit das gelingen kann, kommt es darauf an, mög- lichst wenige und möglichst effiziente Methoden auszuwählen und einzuüben. Wenige tragfähige Methoden! Für einen individualisierenden Unterricht wäre es hinderlich, wenn für jeden Lernbereich immer neue Methoden und Übungen erlernt werden müssten. In der Rechtschreibwerkstatt gibt es nur sehr wenige Methoden, die jedoch in allen Lernbereichen tragfä- hig sind (für verschiedene Übungen und mit unter- schiedlichen Materialien). Die grundlegenden Methoden müssen zunächst mit allen Kindern eingeübt werden. Später erfahren und wählen die Kinder selbst, welche Methoden (wie auch Übungen und Materialien) für sie effizient sind.

Die Lehrerin bespricht mit Max auch, wie er sein Lernziel erreicht hat: Im Rechtschreibpass hat er vor allem Übungen mit dem Modellwort - schatz und den Wörterlisten eingetragen. Da Max hiermit erfolgreich war, ermutigt sie ihn, diese Übungsformen beizubehalten. Gemeinsam mit der Lehrerin wählt Max als nächstes Lernziel das Silben trennende h im Lern - bereich LD aus. Die Lehrerin trägt nun wieder im entsprechenden Feld seiner Lernentwicklungsta - belle ein „+“ ein und bespricht mit Max, worauf es bei den Übungen im Lernbereich LD ankommt und mit welchen Materialien er üben kann. Der Kreislauf aus Methodenkompetenz, selbstständi- gem Üben, Kompetenzentwicklung und Beratung beginnt von Neuem.

Methoden vermitteln und einüben Nur vier Methoden

Bei der Methode „ Abschreiben “ kommt es darauf an, dass die Kinder die Wörter nicht kopieren (buchsta- benweise „abmalen“), sondern aus dem Gedächtnis heraus aufschreiben. Es kommt hier außerdemdarauf an, die Aufmerksamkeit auf die richtige Schreibung zu lenken. Daher ist es sinnvoll, dass die Kinder in den abzuschreibenden Wörtern (Texten) Besonderheiten und „ungewöhnliche“ Schreibungen markieren. Beim „ Gruppieren “ wird die Aufmerksamkeit der Kinder immer auf ein bestimmtes Rechtschreibphä- nomen gelenkt. Dazu sammeln sie Wörter oder sor- tieren vorgegebene Wörter des Modellwortschatzes. Die Kriterien hierfür können je nach Lernbereich z. B. bestimmte Buchstaben, Wortarten, Doppelkonso- nanten etc. sein. Eine weitere Methode ist das „ Reflektieren “. Hiermit festigen die Kinder das erworbene Rechtschreibge- spür, indem sie Gemeinsamkeiten und Besonder- heiten entdecken, Eigenregeln aufstellen und über- prüfen und so schließlich ihr Rechtschreibwissen aufbauen. Mit der Methode „ Texte korrigieren “ erlernen die Kinder Korrekturtechniken, um selbst verfasste Texte

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