Unterrichten mit der Rechtschreibwerkstatt

Die Rechtschreibwerkstatt Die Rechtschreibwerkstatt ist ein Unterrichtskonzept, das einerseits einen Weg aufzeigt, wie Schülerinnen und Schülern in der Grundschule und in Schulen der Sekundarstufe Lesen und richtiges Schreiben vermittelt werden kann. Es ist andererseits aber auch ein Konzept, das am Beispiel des Lese- und Rechtschreibunterrichts ganz allgemeine Unterrichtsprinzipien für den Umgang mit heterogenen Lerngruppen aufzeigt. Jedes Kind hat dabei die Möglichkeit, seinen individuellen Lernweg zu beschreiten. Das bedeutet, dass alle Kin- der ihre jeweiligen Vorerfahrungen und Begabungen für ihr Lernen nutzen. Für die einzelnen Lernschritte wird ihnen die Zeit gegeben, die sie benötigen, um erfolgreich die nächsten Stufen zu erreichen.

Lehrerinnen und Lehrer werden in Schülertexten im- mer mit unterschiedlichen Schreibungen von Wör- tern konfrontiert. Um den Kindern dabei zu helfen, ihre Rechtschreibkompetenzen zu erweitern, ist es notwendig zu wissen, welche Kompetenzen die einzelnen Kinder bereits mitbringen und welche als Nächstes angebahnt werden können. Kinder lernen Rechtschreibung – aber wie?

Die unterschiedlichen Schreibungen zeigen, auf welcher Stufe der Rechtschreibentwicklung sich die Kinder jeweils befinden. Die individuellen Schrei- bungen als Fehler abzutun, würde den Kindern also nicht gerecht. Schauen wir uns einmal in folgender Tabelle die Schreibentwicklung von drei Kindern an:

Mögliche Schreibungen von Kindern (in Anlehnung an May, 1990)

Das Wort „Bälle“ wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich verschriftet. Dabei zeigen die Beob- achtungen der Schreibweisen:

l Kinder durchlaufen den Rechtschreiblernprozess zwar unterschiedlich schnell, aber die Lernverläufe unterscheiden sich qualitativ nicht voneinander. Der Rechtschreiblernprozess ist ein qualitativer Ent - wicklungsprozess . ’ Deshalb muss die Rechtschreibung der Kinder unter qualitativen Gesichtspunkten analysiert werden. l Die Kinder konstruieren Schrift immer wieder neu und lernen nicht einzelne Wörter auswendig. Der Rechtschreiblernprozess ist ein hypothesengeleiteter Entwicklungsprozess . ’ Deshalb müssen die Kinder Methoden vermittelt bekommen, mit denen sie die Konstruktionsprinzi- pien verinnerlichen können. l Lernausgangslagen und Lernentwicklungen sind von Kind zu Kind verschieden. Der Rechtschreiblern - prozess ist, wie jede Kompetenzerweiterung, ein individueller Entwicklungsprozess . ’ Deshalb muss der Rechtschreibunterricht die individuellen Lernwege der Kinder berücksichtigen.

Die Rechtschreibwerkstatt trägt dieser Entwicklungslogik Rechnung. Dabei folgt sie der Ordnung, die der Rechtschreibung zugrunde liegt.

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www.rechtschreibwerkstatt.de

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