UdZForschung 1-2019

Leitthema: Industrie & Umwelt – FIR-Forschungsprojekte

Mit diesem Konzept startete DigiTextil Anfang 2018 als IGF -Projekt, begleitet von einem breit aufgestellten projektbeglei- tenden Ausschuss aus Experten aus der IT- Branche, Anlagenbauern und Produzenten aus der Textilbranche, aus produzierenden Unternehmen anderer Branchen und aus Experten mit juristischer Kompetenz, von führenden Kanzleien imDatenrecht. In den ersten Arbeitspaketen wurden die Grundlagengeschaffen,umeinezielgerichte- teDatensammlungund-analysedurchführen zu können. So wurden die Fragen geklärt, welcheDatenüberhauptgesammeltwerden, wieMaschinenangebundenwerden,welche Platt-formfunktionalitäten vorhanden sein müssen, welche Sicherheitsmechanismen sinnvoll sind und welche Analysesoftware eingesetzt werden sollte. Aktuell ver- wandelt sich das ITA -Technikum 4 auf Basis der Ergebnisse zunächst selbst in eine vollvernetzte Produktion. Vom Spinnturm geht es über die Texturierung und die Vliesstoffproduktion zum Endprodukt. Anschließend erfolgt die Validierung des Systems an mehreren Showcases und die ÜbertragungineinGeschäftsmodellinkl.des juristischen Rahmens. Nachdem alle Prozesse mit relevanten Ein- stellungen, Umgebungsbedingungen und Qualitätsparameternineinerumfangreichen

Bild 1: Prozess- und unternehmensübergreifende DigiTextil-Cloud (eigene Darstellung)

auftreten.EinproduzierendesUnternehmen erhielte soalsoeinenVerarbeitungshinweis, mit dem es einen Produktfehler verhindern könnte, bevor dieser überhaupt entsteht. Datenschutz-undSicherheitsaspektespielen beimProjekt eine zentrale Rolle. Somüssen vertraglicheStrukturenundVertragsstrafen für Datenlecks so hart ausgelegt sein, dass der Cloudbetreiber ein großes finanzielles Interesse am Datenschutz und Schutz des geistigen Eigentums der Unternehmen hat.

Wie muss ein solches System strukturell, lo- gisch und juristisch gestaltet sein, damit das Unternehmens-Know-how erhalten bleibt und kein Blaming-Effekt stattfindet? Kurz darauf wurde der erste Lösungsansatz entwickelt undeswurdeeinehypothetische Struktur aufgebaut, in der ein neutraler Dritter als Cloud-Anbieter fungiert, der Daten sammelt und analysiert. So entsteht quasi eine Cloud der Textilbranche, bei der alle Produkt- und Prozessdaten aus vielen Produktionsprozessen zusammenlaufen (s. Bild 1). Aus den anfallendenBigData können damit über vorhandene Cloud-Algorithmen Anomalien erkannt und Zusammenhänge modelliertwerden.EinsolcherCloud-Service könnte zum einen die Analyse der eigenen Unternehmensdaten übernehmen. Zum anderen könnte er aber auch tatsächliche Fehlerrückverfolgung ohne Blaming-Effekt ermöglichen, indem die Rückverfolgung und Offenlegung von Zusammenhängen nur stattfinden, wenn alle Beteiligten zu- stimmen. Aus den so von Big Data zu Smart Data aufbereiteten Daten könnte dann auch ein Lösungsvorschlag für die operative Unterstützung der Produktion abgeleitet werden. Bei ausreichend präzisenModellen könnte prädiktiv auf veränderte Werte rea- giert werden, wenn Prozessabweichungen

4 Das ITA-Technikum in Aachen ist eine voll ausgestattete Ein-richtung der Forschung und Vorproduktion mit ca. 250 Textilmaschinen und Prüfständen über alle textilen Prozessstufen von der Spinnerei bis zum Fügen.

Bild 2: Informationsflüsse der Maschinendaten (eigene Darstellung)

13 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 1/2019

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