Aktuell | April 2018

Pushing Boundaries Können Sie schon Gedanken lesen? „Gedankenlesen!“ Das war als Kind meine Antwort auf die Frage, welche Superkraft ich gerne hätte. Wissen, was andere denken, hinter die Kulissen bli- cken. Was sich wie Science Fiction anhört, ist mittlerweile Realität geworden.

Mit ‚AlterEgo‘ hat das Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein Gerät entwickelt, das Gedankenlesen kann. Die Technologiesprünge werden immer kürzer. Finden smarte Assistenten gerade erst Verbreitung in den Haushalten, arbeiten Forscher und Entwickler schon an ganz etwas ganz Neuem. Aktuell wird ‚AlterEgo‘ noch weiterentwickelt und fieberhaft an dessen Marktreife gearbeitet. Möglich gemacht wurde ‚AlterEgo‘ durch den Einsatz von künstlicher Intelli- genz (KI). Aber was zeichnet Intelligenz eigentlich aus? Dieser Frage werden wir im Folgenden nachgehen. Intelligenz – ein umstrittenes Thema Laut Psychologie ist Intelligenz ein Sammelbegriff für die kognitive Leistungs- fähigkeit des Menschen. Die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, das Lernen und Erinnern stehen hier im Vordergrund. Der Duden definiert Intelligenz als die „Fähigkeit [des Menschen], abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“. Die Forscher sind sich uneins, was Intelli- genz wirklich ausmacht: Ist es nur das logische Denken? Das empathische sich in jemanden Hineinversetzen? Oder das Finden kreativer Lösungsansätze? Künstliche Intelligenz zu definieren, fällt ebenso schwer. Obwohl das Thema die Menschheit seit Jahrzehnten beschäftigt, gibt es bis dato noch keine ein- deutige oder universell akzeptierte Definition für KI. Die meisten Erklärungen beziehen sich auf Denkprozesse und logisches Ableiten. Macht das System entsprechend seiner Kenntnisse das „Richtige“? Es stellt sich die Frage: Was macht Intelligenz aus? Ist es das Schlussfolgern aus vorhandenen Informationen oder das flexible Eingehen auf unerwartete Vorkommnisse? Sind Maschinen dann intelligent, wenn sie fähig sind, nicht nur Informationen zu geben, sondern auch emotional auf uns Menschen eingehen? Gewinnt bei der KI der Schwächere? Zwei Hauptanforderungen an KI-Systeme sind die Fähigkeit zu lernen und die Fähigkeit mit unsicheren Informationen umzugehen. Bei der so genann- ten schwachen KI geht es um die Simulation intelligenten Verhaltens mithilfe

Mensch verhält. Sie handelt nicht mehr nur reaktiv, sondern auch aus eige- nem Antrieb, intelligent und flexibel. Während sich bei der starken KI keine großen Erfolge verzeichnen ließen, konnten im Bereich der schwachen KI in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt werden, wie die Entwick- lung autonomer Fahrzeuge zu Land, Luft und Wasser. Deep Learning Die momentan populärste Methode des maschinellen Lernens ist das so genannte Deep Learning. Es kommt bei Sprachüberset- zungen oder Bildanalysen zum Einsatz. Hier wird die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachempfunden. Künstliche neuronale Netze werden in vielen übereinanderliegenden Schichten modelliert und angeordnet. Diese sind unterschiedlich komplex, so beginnt die erste Ebene mit der Identifizierung von einfachen Mustern. In den weiteren Ebenen kommen zusätzliche Details hinzu. Immer mehr Trainingsdateien fließen durch die neuro- nalen Netze. Die internen Verknüpfungen werden kontinuierlich optimiert und das System laufend intelligenter. Wie man Gedanken liest Aber wie funktioniert das Gedankenlesen eigentlich genau? ‚AlterEgo‘ ist genau genommen kein Gedankenleser, sondern ein sehr guter Zuhörer. Die Funktionsweise beruht auf dem sogenannten Subvokalisieren. So bezeichnet man das innere Mitsprechen beim Lesen, welches etwa zum Einsatz kommt, wenn wir lernen zu lesen. ‚AlterEgo‘ wird ähnlich wie ein Headset getragen und sieht aus wie eine Mischung zwischen Kinnstütze und futuristischer Kommunikationssteuerung (Foto rechts). Das Gerät misst die neuromuskulären Signale, die entstehen, wenn Worte im Kopf gesagt werden. Wir Menschen senden unbewusst Signale an die Gesichtsmuskeln, wenn wir in Gedanken sprechen. Diese Signale werden durch Elektroden aufgezeichnet. Im Bügel befindet sich ein Knocheninduktions-Kopfhörer, der über Schwingungen Töne ins Ohr überträgt. Es wandelt die Signale automatisch in Text um und sendet diese per Bluetooth an das Smartphone oder andere Geräte. Somit können diese geräuschlos gesteuert werden. © MIT Sind wir bald alle Cyborgs? © MIT

der Mathematik und Informatik. Dies kommt bei der Lösung konkreter Anforderungen zum Einsatz. Beispiele dafür sind die Texterkennung und die Autovervollständigung bei Suchvor- gängen. Es geht hier nicht um die Schaffung von Bewusstsein oder ein tieferes Verständnis von Intelligenz. Die starke KI hingegen will eine Maschine erschaffen, die intelligent reagiert oder sich wie ein

Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Eines der bekanntesten Beispiele dafür sind so genannte Chatbots. Diesen begegnen wir häufig auf den Webseiten von Unternehmen. Sie helfen dem Kundendienst in dem sie uns via Chat unsere Fragen beantworten.

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