GOLF TIME 5/2017

TRAINING | SPORTPHYSIO

STRATEGIE ÜBERDENKEN

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

ZWEI GRÜNDE Es geht auch belastungsarm und elegant: In uns sind Bewegungsmuster program- miert, die dazu dienen, einen Gegner niederzuschlagen, aber nicht, um einen Golfball zu schlagen. D ie meisten Golfer versuchen nach der Platzreife, ihren Schwung eigen- ständig zu verbessern. Manche neh- men mit mehr oder weniger Erfolg ELEGANT Fred Couples ist bekannt für seinen rhythmischen Golfschwung

Golfstunden und viele glauben nach eifrigem Bemühen, dass sie es halt nicht besser kön- nen. Man hört Ausreden wie „ich hab es nicht als Kind gelernt“ und letzthin hörte ich den „aufmunternden Hinweis“: „Schauen Sie ein- mal auf Ihre Geburtsurkunde.“ In Wirklichkeit schöpfen die meisten ihr Potenzial nicht aus und bekommen oft auch unzureichende Hin- weise. Es liegt nicht immer nur an falschen Anleitun- gen, wenn unser Golfschwung nicht besser wird. In uns sind Bewegungsmuster program- miert, die dazu dienen, einen Gegner nieder- zuschlagen, aber nicht unbedingt, um einen Golfball auf eine schöne Flugbahn zu schicken. Somit müssen wir unsere Bewegungsstrategie überdenken. Was ist nun eigentlich das Problem? Der Golf- schwung ist nicht so wahnsinnig schwierig. Wir stehen auf beiden Beinen, müssen keinen Handstand beherrschen und schwingen die Arme, während wir unseren Körper drehen. Das machen wir auch ganz ordentlich, jeden- falls solange kein Ball vor uns liegt. Kaum sprechen wir den Ball an, brechen Urinstinkte in uns durch. Wir schlagen zu. Allen Anleitun- gen des Golflehrers zum Trotz ignorieren wir Eleganz und Rhythmus. Wir sehen den Ball und alle guten Vorsätze sind gelöscht. Wir können auch nicht einfach wegschauen, denn es wurde uns eingetrichtert, den

Dann wird die Mundpropaganda wirksam und plötzlich gilt nicht nur „Krankheit als Weg“, sondern, warum sich quälen, wenn es ein- fach auch geht. Was ist nun anders? Man kann den Golfschwung in viele Einzelschritte zerlegen und versuchen, dieses komplizierte Zusammenspiel an Bewegungen anzuleiten. Die an- dere Möglichkeit ist, sich zu über- legen, welche Grundbewegung dominant ist und wie man diese verstärken kann. Somit ergeben sich in meinem Unterricht Anlei- tungen, die Sie anderswo noch nie gehört haben. Der Golfschwung wird aufgebaut in grundsätzliche Bewegungen, in Bewegungsab- folgen und in effizienten Kraftein- satz. Das kann jeder für sich üben, ohne ständig Anleitungen in An-

spruch zu nehmen. Man muss bestimmte Be- wegungsmuster automatisieren, bevor man mit weiteren Anleitungen den Schwung verbessert. Diese Vorgehensweise ermöglicht viel eigenes Training und bringt mit der Zeit jedem einen Bewegungsablauf, den ich dann tatsächlich als Golfschwung bezeichnen möchte. Es macht wirklich Freude, Golfer zu sehen, die nach langen Jahren der Fehlversuche mit der Zeit einen wirklich schönen Golfschwung ent- wickeln. Mit all ihren individuellen Eigen- heiten, aber unter Ausnützung der wichtigen physikalischen Effekte und mit Bandscheiben- schonenden Bewegungsmustern. GT

Unter obigen Gesichtspunkten analysiere ich, weshalb immer mehr Golfer zu mir finden. Es gibt wohl zwei Hauptgründe: Golfer, die wirklich Probleme mit der Wirbelsäule haben, vertrauen auf angeleitete Bewegungsmuster eines Biomechanikers, der auf diesem Gebiet geforscht hat. Auch Ärzte schicken Golfer zu mir, wenn sie sicher sein wollen, dass bestimmte Belastungen nicht ent-

Ball anzuschauen. Dabei bleibt der Ball am selben Ort, auch wenn wir nicht hinschauen. Am besten, wir hinterfagen derartige Anleitungen nicht.

»Allen Anleitungen des Golflehrers zum

stehen. Der zweite Grund, den Weg zu Healthy-Swing.at zu gehen ist, wenn mit der Zeit jene Golfer, die ursprünglich wegen Schmer- zen Golf schon aufhören wollten, besser spielen und weiter schla- gen als ihre gesunden Flightpartner.

Trotz ignorieren wir Eleganz und Rhythmus«

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