Cellitinnen 2_2019

Medizin | Betreuung

Risiko Mundbodenkrebs Motorradpolizist Dirk Rohde kämpfte sich zurück ins Leben

schon bestellt. Die Therapie ver- langte ihm aber vorher einiges ab: Der starke Gewichtsverlust und die starken Schmerzen, die Erschöp- fung und die Appetitlosigkeit ließen ihn mehr als einmal ans Aufgeben denken. Doch er kämpfte sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Therapie und die anschließende Reha, um schnellstmöglich wieder als Polizist auf seinem Motorrad zu sitzen. Hierfür waren körperliche Fitness und Kraft eine der wich- tigsten Voraussetzungen. „Ich bin immer an meine Grenzen gegan- gen, um wieder stark und fit genug zu werden, die schwere Maschine steuern und unter Kontrolle haben zu können“, erinnert sich Rohde. Eisern habe er Tag für Tag trainiert. Zuerst mit 0,33-Liter-PET-Flaschen und Spaziergängen, dann im Fit- ness-Studio. Bevor er grünes Licht bekam, ab- solvierte er mit einem Kollegen eine dreistündige Motorradausfahrt in der Stadt und über Land – dann war der Polizist endlich wieder im Dienst. Und dort ist er bis heute aktiv, in Köln inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. Was ist anders geworden? Neben den körperli- chen Einschränkungen – fehlender Geschmackssinn, Probleme mit der Aussprache, Appetitlosigkeit – ist er laut eigener Aussage ‚weicher‘ ge- worden, verständnisvoller, sensibler im Umgang mit Menschen, denen er in seinem Beruf begegnet. Oft belasse er es auch einmal bei einer

Dirk Rohde ist wieder als Motorradpolizist im Einsatz

Wer Dirk Rohde in voller Montur auf seinem Polizeimotorrad durch die Kölner Innenstadt kurven sieht, ahnt nicht, dass dies für den 54-Jähri- gen tagtäglich sein eigenes kleines Wunder ist: 2015 bekam er die Dia- gnose Mundbodenkrebs, als er mit einem Abszess am Hals zum Arzt ging. Seine Überlebenschancen wurden bei 60 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre eingestuft. Das Leben von Rohde wurde kom- plett auf den Kopf gestellt: „Ich war total geschockt – und fühlte mich erst einmal sehr allein mit meinen Gefühlen und Gedanken.“ In der Folgezeit wurde er insge- samt drei Mal im Kölner St. Fran- ziskus-Hospital von Chefarzt Dr. Christoph Möckel operiert: Neben den Halslymphknoten wurden auch

der Tumor und ein Teil seiner Zunge entfernt. Schlag auf Schlag ging das damals und Rohde wusste kaum, was mit ihm passierte. Auf die Angst um sein Leben folgte die Wut – und daraus entwickelte der leidenschaftliche Polizist einen un- geahnten Lebenswillen: „Ich be- schloss, zu überleben und wieder als Motorradpolizist meinen Dienst anzutreten.“ In der Zeit nach der Operation und während der anschließenden Che- mo- und Strahlentherapien erfuhr er große Unterstützung durch seine Kollegen, die ihn täglich besuchten und ihn motivierten, sein Ziel – die Rückkehr in den Beruf – nicht aus den Augen zu verlieren, schließlich warte sein Motorrad auf ihn und die neue Motorrad-Kombi sei auch

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