Cellitinnen 2_2019

Medizin | Betreuung

kommen, die nach dem ‚wie geht es weiter‘ fragen. Dabei bestimmen nicht selten unterschiedliche Pers- pektiven unterschiedliche Antwor- ten: Die Ärzte oder die Pfleger, die bei allen Möglichkeiten moderner Medizin keinen Nutzen mehr für den Patienten sehen, als nur noch ein Herauszögern des Sterbens und eine damit verbundene Leidensver- längerung. Dem gegenüber stehen eventuell Angehörige, die aus Lie- be wollen, dass alles Erdenkliche unternommen wird, um den Vater, die Mutter, das Kind zu behalten. Umgekehrt wiederum kann es na- türlich auch Situationen geben, in denen Ärzte, die eine reelle Chan- ce für einen Patienten sehen, An- gehörige überzeugen müssen, die sämtliche Maßnahmen ablehnen. Und genau hier wird eine ethische Sensibilität notwendig, die alle Per- spektiven für den Patienten in den Blick nehmen muss: Was nutzt ihm, was schadet ihm? Die ethische Arbeit in den Kran- kenhäusern der Stiftung der Cel- litinnen zur hl. Maria wird in der Hauptsache durch Ethikteams in den jeweiligen Häusern geleistet. Diese Teams sind multidisziplinär, das heißt, in ihnen arbeiten Ärzte, Pfleger, Seelsorger und der Sozial- dienst zusammen. Jeder, der ein ethisch ungutes Gefühl verspürt, kann sich an sein Ethikteam im je- weiligen Haus wenden. Zusätzlich gibt es zu den jeweiligen Teams auf Verbundebene ein ‚Klinisches Ethikkomitee‘, das ethische Fra- gen, die für alle Häuser wichtig sind, bearbeitet. Sowohl die einzelnen Ethikteams

leichter zu verstehen, denn sie be- schäftigt sich mit dem richtigen oder falschen Umgang mit anderen Menschen oder Tieren, oder Din- gen. Wir haben alle unsere eigenen Moralvorstellungen, von dem was richtig oder falsch, gut oder böse ist. Die Ethik dagegen beschäftigt sich auf der wissenschaftlichen Ebene mit den Phänomenen der Moral. Ethik findet überall im zwischen- menschlichen Tun und damit auch im Krankenhaus statt. Praktische Ethikarbeit, die Etablierung von Ethikkomitees in Krankenhäusern ist eine relativ junge Entwicklung. Die Möglichkeiten der Medizin haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt und verändern sich ständig weiter. Mithilfe moderner Medizin und Medizintechnik kann man Leben verlängern, am Leben erhalten, aber auch neues Leben entstehen lassen. Die Frage bei all den Möglichkeiten ist immer nur, zu welchemNutzen, zu welchem Preis und zu wessen Lasten. Im Mittel- punkt der ethischen Arbeit steht der Mensch. Die Freiheit, im Ethischen auch ‚Autonomie‘ genannt, ist ein wesentlicher Aspekt in der Versor- gung kranker und schwerstkranker Menschen. Ein Handeln gegen den Willen eines Menschen, gegen sei- ne Autonomie, ist ethisch nicht ver- tretbar. Nun gibt es imKrankenhaus oft Situationen, in denen Patienten nicht mehr ihren eigenen Willen äußern können. Eine Behandlung muss aber immer im Interesse des Patienten sein. So kann es wäh- rend der Behandlung zu Konflikten Ehtik im Krankenhaus

Teams, als auch das Komitee wer- den von der Stabsstelle für Ethik unterstützt. Als Inhaber dieser Stelle ist es mir ein Anliegen gemeinsam mit dem Ethikkomitee und den Ethikteams dafür zu sorgen, dass ethische Arbeit in den Häusern ge- lebt wird und gelebt werden darf. Dazu gehört es, präsent zu sein, um ethisches Bewusstsein zu schärfen, ethische Fragen zu erfassen und ethisch zu beraten. Die Ethikteams stehen für jeden Ratsuchenden offen. Ethische Kon- sile werden dann anberaumt, wenn eine ethische Frage im Raum steht, die mit allen, die an der Behandlung beteiligt sind, besprochen werden muss. Eine ethische Empfehlung ist für den Arzt nicht bindend, soll aber zum Nachdenken über den weite- ren Verlauf einer Behandlung anre- gen. Neben den ethischen Konsilen gibt es auch die Möglichkeit der ethischen Kurzberatung. Hier wird meist zwischen den Verantwort- lichen beraten. Auch Angehörige können in den Beratungsprozess eingebunden werden, zum Bei- spiel wenn sie unsicher sind oder eine andere Meinung als die Me- diziner vertreten. Auch in Fragen zur Patientenverfügung stehen Mit- glieder der Ethikteams gerne zu Verfügung. Das Kölner St. Fran- ziskus-Hospital bietet dazu diens- tags zwischen 16:00 und 17:00 Uhr eine Beratungsstunde an, zu der man sich unter der Rufnummer 0152 55757904 anmelden kann.

Oliver Knauss Referent für Ethik in Medizin und Pflege

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