Cellitinnen 2_2019

Glauben | Leben

zu machen, tut es klug und nach guter Beratung. Und immer sei eure erste Zuflucht zu den Füßen Jesu Christi.“ Umso mehr mussten sich die Herseler Ursulinen schon wenige Jahre später wiederum neu orien- tieren. Der von ihnen weiterhin bewohnte Klostertrakt stand den Erweiterungsplänen von Gymna- sium und Realschule im Wege. Ein Umstand, der die Fortset- zung der guten und erfolgreichen Arbeit in den Schulen, deren Ruf und Resonanz in der Bevölkerung bis heute sehr hoch ist, proble- matisch machte. Die Schwestern suchten nach einem praktikablen Ausweg. Dabei war es einhelliger Wunsch der Ursulinen, als Konvent weiter zusammenzuleben und am besten auch in Hersel bleiben zu können.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg pro- fitierte man von den Fortschritten in der Frauenbildung. Seit 1908 gab es ein grundständiges Lyzeum von zehn Jahrgangsklassen, dem ein dreijähriges Oberlyzeum mit einem weiteren Seminarjahr für Anwärte- rinnen zum Lehrerinnenberuf folgte. Die Nationalsozialisten verfügten ab 1940 die Schließung, sodass nach stufenweisem Abbau 1942 die vorerst letzten Reifeprüfungen abgelegt wurden. Die Schwestern verließen ihr Kloster zur Übernahme anderer Tätigkeiten wie beispiels- weise zur Krankenpflege in Laza- retten. Nach dem Krieg war neben demMädchengymnasium bis 1973 eine Handelsschule im Angebot. 1963 nahm die Realschule ihren Betrieb auf. Wie alle Ordensgemeinschaften waren auch die Herseler Ursulinen vom Rückgang der Schwestern- berufungen spätestens seit den 1960er Jahren betroffen. Nach 150jährigem Wirken wurden die Schulen 2001 dem Erzbistum Köln übergeben, eine Entscheidung aus praktischer Vernunft und getragen von jenem geisterfüllten Realismus nach dem Vermächtnis der hl. An- gela Merici (um 1470–1540). Sie gründete 1535 unter dem Namen ‚Compagnia di Sant Orsola‘ eine re- ligiöse Frauengemeinschaft neuen Zuschnitts, aus der sich später der Ursulinenorden entwickeln sollte. Lebensklug hatte die Heilige ihren Schwestern anempfohlen: „Wenn es sich gemäß den Zeiten und Be- dürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders Neuorientierung

Seniorenhauses auf dem Grund- stück der Schwestern, in das sie einziehen konnten, und zwar in einen eigens für sie errichteten und in sich abgeschlossenen Wohn- und Ge- meinschaftstrakt. 2008 waren die verbliebenen sechs Ursulinen unter den ersten Bewohnern des neu er- richteten Seniorenhauses St. An- gela, ein architektonisch anspre- chender Neubau direkt am Rhein, harmonisch eingefügt in den hoch ansteigenden Uferbereich und mitt- lerweile ergänzt durch das Gebäude des Seniorenwohnens St. Ursula. Ihr engagiertes Einbringen in das Leben des Seniorenhauses war den Schwestern von Anbeginn wichtig und ist es auch geblieben. So heißt es in einer Selbstdarstel- lung der Herseler Ursulinen: „Vieles von dem, was wir früher in Schule und Internat praktiziert haben, set- zen wir heute im Seniorenhaus fort: Zwar haben sich die Adressaten geändert, aber grundlegende Werte sind geblieben, wie Wertschätzung, Ermutigung und das Fördern von Selbstständigkeit.“

Umzug ins Seniorenhaus

Durch Kontakt mit der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria wurde die Lösung gefunden: Der Bau eines

Die Skulptur der hl. Angela Merici im Garten zwischen Schule und Seniorenhaus

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CellitinnenForum 2/2019

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