Cellitinnen 2_2019

Idee | Einsatz

Humanitärer Einsatz in Eritrea Plastische Chirurgen geben Hoffnung

Krankenhäusern übernimmt des- halb die Pflege. So werden komple- xe und schwierige Eingriffe oft nicht durchgeführt und viele Patienten bleiben unbehandelt.

Ärzteteam im Einsatz

Um diese Situation etwas zu lin- dern, leisten eine Reihe von Hilfs- organisationen einen wertvol- len Beitrag. Zwei von ihnen sind ‚INTERPLAST-Germany‘ und das ‚Hammer-Forum‘. Beide ge- meinnützigen Vereine entsenden mehrmals im Jahr Gruppen von Fachärzten und Helfern in Krisen- gebiete. Spezialisierte Ärzte führen ehrenamtlich plastisch-chirurgische Eingriffe an Kindern und Erwach- senen durch, die beispielsweise unter Fehlbildungen an der Hand und imGesicht, unter Gaumenspal- ten, schwersten Verbrennungen, Tumoren oder anderen Entstellun- gen durch Unfälle oder Kriegsfolgen leiden. Dr. Lijo Mannil, Chefarzt der Kli- nik für Chirurgie V, Plastische und Ästhetische Chirurgie am St. Vin- zenz-Hospital, hat im Januar die- ses Jahres das erste Mal an solch einem Einsatz teilgenommen und zwei Wochen lang am ‚Halibet-Ho- spital‘ in Asmara operiert. Seine langjährige Berufserfahrung, nicht nur in der Plastischen Chirurgie, sondern auch in der Handchirur- gie, machte Dr. Mannil zu einem willkommenen Operateur.

Dr. Lijo Mannil (mitte) und sein OP-Team am ,Halibet-Hospital‘

Eritrea ist ein vergleichsweise klei- ner Staat im Nordosten Afrikas. Dort leben rund sechs Millionen Menschen, rund ein Viertel davon in der Hauptstadt Asmara. Die Ge- burtenrate steigt stetig – fast die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder unter 14 Jahren. Das Gesundheitswesen in Eritrea wird nach 30 Jahren Unabhängig- keitskrieg seit den neunziger Jah- ren zwar staatlich ausgebaut und die Behandlung ist für Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, kostenlos, dennoch ist die medi- zinische Versorgung nach wie vor schwierig. In den großen Städten sind in den vergangenen Jahren einige neue Kliniken entstanden, die

eine gute Regelversorgung leisten. Trotzdem mangelt es vor allem an medizinischen Fachkräften, ins- besondere an Ärzten. Auf 10.000 Einwohner kommen in Eritrea 0,5 Ärzte – zum Vergleich: In Deutsch- land sind es 38. Das mag unter anderem daran lie- gen, dass etwa fünfzig Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schrei- ben können und vielen Menschen so eine akademische Ausbildung verwehrt bleibt. Doch auch dieje- nigen, die das Glück einer guten Schulbildung hatten, studieren und arbeiten lieber im Ausland, weil sie dort langfristig bessere Chancen für sich sehen. Einen Großteil der medizinischen Versorgung in den

44

CellitinnenForum 2/2019

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online