Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Omega-3-Fettsäuren

Was kann ich ab morgen umsetzen?

Welche Neuigkeiten spreche ich auf der nächsten Dienstver- sammlung an?

gen, dass die tägliche Gabe von EPA (200- 2200 mg/d), nicht jedoch von DHA, die depressive Symptomatik messbar redu- ziert. 14 Entscheidend scheint bei kombi- nierten Supplementen neben der Dosie- rung auch das relative Mengenverhält- nis der einzelnen ω 3-Fettsäuren zu sein: So sollte das Verhältnis EPA/DHA >60 % betragen. 14 Die zugrunde liegenden Me- chanismen sind derzeit Gegenstand inten- siver Forschung. Aufgrund dieser positiven Daten für die Therapie der Depression gibt es inner- halb der aktuellen neuropsychiatrischen Forschung nahezu keine Indikation, bei der nicht die Wirksamkeit einer Supple- mentation mit ω 3-Fettsäuren untersucht wird, so beispielsweise bei bipolaren Stö- rungen, Borderline-Störungen, Schizo- phrenie, Autismus, kindlichen Lernstö- rungen oder bei der Aufmerksamkeitsde- fizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Für keine dieser Indikationen ist bisher eine klinische Wirksamkeit einer ω 3-Fettsäure- reichen Ernährung oder einer Supplemen- tation nachgewiesen. Ob sich zukünf- tig tatsächlich ein nutzbares therapeu- tisches Potenzial ableiten lässt, kann auf Grundlage der aktuell vorhandenen Da- ten nicht seriös abgeschätzt werden. Umfassend belegt ist dagegen die Bedeu- tung einer ausreichenden ω 3-Fettsäure- Zufuhr in der Schwangerschaft für die vi- suelle und kognitive Entwicklung des Kin- des, was vor allem die ausreichende Zu- fuhr von DHA betrifft. So wirkt sich eine überdurchschnittliche DHA-Zufuhr wäh- rend der Schwangerschaft positiv auf ver- schiedene Endpunkte wie kindliche Seh- schärfe, kognitive Funktionen, Intelli- genz (IQ), Schlafmuster und Feinmotorik aus. 15‑17 Diese Mehrheitsmeinung in der Ernährungsmedizin wird aktuell teilwei- se in Frage gestellt: So zeigen Langzeitun- Schwangerschaft

tige Untersuchungen zum Stellenwert von ω 3-Fettsäuren bei altersabhängigem kognitivem Leistungsverlust und Alzhei- mer-Demenz werden viel mehr als bisher die multifaktorielle Pathogenese, realis- tische Beobachtungszeiträume und eine pharmakologisch basierte Dosisfindung berücksichtigen müssen. Ähnlich sieht die Studienlage auch für die mögliche Wirksamkeit von ω 3-Fettsäuren bei Morbus Parkinson aus: Zwar konnte in zahlreichen Laborstudien und an Maus- modellen gezeigt werden, dass DHA an dopaminergen Neuronen neuroprotek- tive Effekte besitzt und antiinflammato- risch wirkt, und in tierexperimentellen Parkinson-Modellen kann DHA Dopamin- mangel-Dyskinesien reduzieren. Bislang gibt es aber keine aussagekräftige Stu- die, die einen protektiven oder gar the- rapeutischen Effekt von ω 3-Fettsäure- Supplementen oder ω 3-Fettsäure-reicher Ernährung bei Parkinson-Patienten bele- gen würde. Schwangeren und Stillenden sollte die Supplementation mit DHA empfohlen werden (mindestens 200 mg/d), falls sie nicht entspre- chende Mengen Fisch verzehren. Nicht erforderlich wäre eine DHA- Supplementation erst bei Verzehr- mengen von durchschnittlich 25 g Hering/Tag oder 70 g Lachs/Tag. Morbus Parkinson

tersuchungen zwar einen Vorteil für die kindliche Entwicklung in den ersten Le- bensmonaten durch DHA-Supplementa- tion; im Laufe der nächsten Lebensjahre scheinen sich diese Vorteile jedoch zu ni- vellieren und im Vergleich zu den dann prägenden Umwelteinflüssen vernachläs- sigbar zu sein. 18 Bis zur abschließenden Klärung sollten Schwangere und Stillende für die optimale Entwicklung ihres Kindes jedoch täglich mindestens 200 mg DHA zuführen; wenn dies nicht über regelmä- ßigen Fischkonsum erreicht wird, sollten entsprechende Supplemente verwendet werden. 16,19 Fettsäuren ist weder zur Kardioprä- vention noch zur Prävention von De- menz oder Neurodegeneration sinn- voll. Einen gesundheitlichen Vorteil bietet jedoch die Ernährungsumstel- lung im Sinne der mediterranen Er- nährung, die mindestens zwei Mal pro Woche den Verzehr von See- fisch vorsieht. Die Einnahme von ω 3-Fettsäure- oder Fischölsupple- menten hat bei einer unverändert fleischlastigen Ernährung keinen po- sitiven Effekt. • Die Supplementation von DHA bei Schwangeren und Stillenden ist empfehlenswert für die optima- le Entwicklung des Kindes. Nur bei überdurchschnittlich hohem Fisch- konsum ist diese Supplementation nicht erforderlich. • Die Supplementation von ω 3-

Neuropsychiatrische Erkrankungen

Die beste Datenlage zur klinischen Wirk- samkeit von ω 3-Fettsäuren gibt es für die Verwendung von EPA-Supplementen bei depressiven Erkrankungen: Meh- rere große Metaanalysen von Placebo- kontrollierten Interventionsstudien zei-

Omega-3-Fettsäuren in Lebensmitteln

In der Nahrung sind ω 3-Fettsäuren in pflanzlichen wie tierischen Fetten und Ölen zu finden, allerdings mit recht un- terschiedlichen Substanzmustern (Tab. 1

10 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe – l de Apothek kammer Westfalen-Lippe

Made with