Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Omega-3-Fettsäuren

Zusammenfassung ω 3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, sind für die Entwicklung, die Physiologie und vermutlich auch für die Durchblutung des menschlichen Gehirns von erheblicher Bedeutung. Schwangerschaft und Stillzeit Schwangere und Stillende sollten für die optimale Entwicklung ihres Kindes täglich mindestens 200 mg DHA zuführen. Ist dies nicht über regelmäßigen Fischkonsum möglich, sollten entsprechende Supplemente verwendet werden. Kardioprävention • Die postulierten kardioprotektiven Effekte einer Supplementation mit ω 3- Fettsäuren sind bislang nicht nachzuweisen. Patienten mit Atherosklerose oder weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren, die ohnehin eine leitliniengerechte Arzneimitteltherapie (Statine, ggf. auch ASS, Betablocker, ACE-Hemmer) erhal- ten, haben durch die Supplementation mit ω 3-Fettsäuren bei gleichbleibendem Fleischkonsum keinen Zusatznutzen. • Sowohl Gesunde als auch Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko pro- fitieren von einer Ernährungsumstellung im Sinne der mediterranen Ernährung, die mindestens zwei Mal pro Woche den Verzehr von Seefisch vorsieht. Fisch besteht nicht nur aus ω 3-Fettsäuren, sondern er kann als Bestandteil einer ab- wechslungsreichen mediterranen Ernährung durchaus zur Kardioprotektion beitragen. Die Reduktion von Fleischmahlzeiten zugunsten von Fischgerichten bringt einen ernährungsmedizinischen Vorteil, nicht jedoch die Einnahme von Fischölkapseln bei einem unverändert hohen Fleischkonsum. Kognition, Neurodegeneration und neuropsychiatrische Erkrankungen • Die Studienlage zur protektiven Wirkung von ω 3-Fettsäuren auf den altersbe- dingten kognitiven Leistungsverlust ist nicht aussagekräftig. Ein Vorteil hinsicht- lich einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit oder einer reduzierten De- menzhäufigkeit ist nicht nachweisbar. Epidemiologische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen der Aufnahme von ω 3-Fettsäuren mit der Nahrung und der Alzheimer-Inzidenz liefern keine valide Evidenz. Die Supplementation bei Gesunden ist ohne Einfluss auf die Alzheimer-Neuerkrankungsrate und bei bereits erkrankten Alzheimer-Patienten ohne Effekt auf klinisch relevante End- punkte. Gleiches gilt für Morbus Parkinson. • Bei den neuropsychiatrischen Erkrankungen ist allein für die Indikation der De- pression die Wirksamkeit von EPA-Supplementen belegt. • In nächster Zeit sind zahlreiche Studien zur Rolle von ω 3-Fettsäuren bei neu- ropsychiatrischen Erkrankungen zu erwarten, denn insbesondere Indikationen wie Depression, ADHS und kindliche Lernstörungen eröffnen nicht nur neue Ernährungsaspekte, sondern sie bergen vor allem auch ein erhebliches ökono- misches Potenzial.

erscheint allerdings sehr fraglich. Einen Vorteil besitzt Krillöl gegenüber den mei- sten Fischöl-Supplementen aber dennoch: Es kommt nicht zu dem unangenehmen fischigen Aufstoßen. Referenzen & Literatur Aufgrund der erheblichen Anzahl an Primärstudi- en und Meta-Analysen zu diesem Thema wurde auf die vollständige Angabe der entsprechenden Quel- len verzichtet. Das Literaturverzeichnis beschränkt sich auf die 20 wichtigsten Quellenangaben. Ein detailliertes und vollständiges Literaturverzeichnis kann jedoch gerne beim Autor angefordert wer- den (m.smollich@mhrheine.de). 1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). DACH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 4., korrigierter Nachdruck. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a.d.W. 2012 2 Kwak SM, Myung SK, Lee YJ et al. Korean Meta- analysis Study Group. Efficacy of omega-3 fatty acid supplements (eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid) in the secondary preven- tion of cardiovascular disease: a meta-analysis of randomized, double-blind, placebo-controlled trials. Arch Intern Med. 2012, 172: 686-694. 3 Hooper L, Harrison RA, Summerbell CD et al. Omega 3 fatty acids for prevention and treat- ment of cardiovascular disease. Cochrane Data- base Syst Rev. 2004, CD003177. 4 Bang HO, Dyerberg J, Nielsen AB. Plasma lipid and lipoprotein pattern in Greenlandic West- coast Eskimos. Lancet. 1971, 1: 1143-1145. 5 Fodor GJ, Helis E, Yazdekhasti N et al. Fishing for the origins of the Eskimos and heart disease story. Facts or wishful thinking? A review. Can J Cardiol, e-pub ahead of print 14.04.2014, doi. org/10.1016/j.cjca.2014.04.007. 6 Janssen CI, Kiliaan AJ. Long-chain polyunsa- turated fatty acids (LCPUFA) from genesis to senescence: the influence of LCPUFA on neural development, aging, and neurodegeneration. Prog Lipid Res. 2014, 53: 1-17. 7 Haast RA, Kiliaan AJ. Impact of fatty acids on brain circulation, structure and function Prosta- glandins Leukot Essent Fatty Acids. 2015, 92C: 3-14. 8 Haass C. Initiation and propagation of neurode- generation. Nat Med. 2010, 16: 1201-1204. 9 Petursdottir AL, Farr SA, Morley JE et al. Ef- fect of dietary n-3 polyunsaturated fatty acids on brain lipid fatty acid composition, learning ability, and memory of senescence-accelerated mouse. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2008, 63: 1153-1160. 10 Bowman GL, Silbert LC, Howieson D et al. Nutri- ent biomarker patterns, cognitive function, and MRI measures of brain aging, Neurology. 2012, 78: 241-249. 11 Sydenham E, Dangour AD, LimWS. Omega 3 fat- ty acid for the prevention of cognitive decline and dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2012, 6: Art. No.: CD005379. 12 Soderberg M, Edlund C, Kristensson K et al. Fat- ty acid composition of brain phospholipids in aging and in Alzheimer’s disease. Lipids. 1991, 26: 421-425. 13 Freund-Levi Y, Eriksdotter-Jönhagen M, Ceder- holm T et al. Omega-3 fatty acid treatment in 174 patients with mild to moderate Alzheimer disease: OmegAD study: a randomized double- blind trial. Arch Neurol. 2006, 63: 1402-1408. 14 Sublette ME, Ellis SP, Geant AL et al. Meta-analy- sis of the effects of eicosapentaenoic acid (EPA) in clinical trials in depression. J Clin Psychiatry.

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12 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe F rtbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 12 – as r al de Apothek k mmer Westfalen-Lippe

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