Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Dr. Verena Stahl

Kein alter Hut: Problemfall Teilbarkeiten Fast jeder Patient ist betroffen

Arzneimitteltherapierisiken lauern „an jeder Ecke“, damit aber die Arzneimit- teltherapiesicherheit (AMTS) nicht zum Schreckgespenst wird, sollten Apotheker die für den Patientenalltag wichtigsten, allgemeinen Aspekte kennen. Gerade weil das Gebiet AMTS sehr umfangreich ist und auch sehr speziell sein kann, fragt man sich zu Recht, wie und wo man an- fangen soll oder ob man mit seinen bis- herigen Bestrebungen und Tätigkeiten auf dem richtigen Weg ist. Man sollte sich zunächst auf ganz wesentliche Din- ge oder ein bestimmtes Themengebiet konzentrieren. In diesem Artikel soll der Anreiz gegeben werden, sich einmal in- tensiver mit den (Nicht-)Teilbarkeiten von Arzneimitteln zu beschäftigen. Es handelt sich keinesfalls um ein triviales Problem, sondern hat für den Patientenalltag und die Arzneimitteltherapiesicherheit ho- he Relevanz. Besonders tückisch: Die Tei- lung von Tabletten ist mit vielfältigen Ri- siken verbunden, welche nicht als solche vom Arzt oder Patienten wahrgenom- men werden. Hier sind Apotheker gefor- dert, durch Aufklärung Abhilfe zu schaf- fen. Wichtig ist: Jeder Schritt in die rich- tige Richtung kann dazu beitragen, die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbes- sern! Als Hauptziel der AMTS wurde die Ge- währleistung eines optimalen Medikati- onsprozesses zur Vermeidung von Medi- kationsfehlern formuliert. 1 Folglich kann der Medikationsprozess als Orientierung dienen, um sich dem Thema AMTS zu nä- hern. Ziemlich am Ende des Medikations- prozesses steht die Einnahme durch den Patienten. Wenn bis hierhin alles „gut ge- gangen“ ist, kann leider an dieser Stelle Risikoanfälliger Medikationsprozess

des oft durchgeführten Teilens von Arz- neimitteln lässt sich sehr schön verdeut- lichen, dass alle am Medikationsprozess Beteiligten, also Ärzte, Apotheker, PTA, Pflegekräfte, Angehörige und der Pati- ent selbst, die Arzneimitteltherapie sicher und erfolgreich gestalten aber auch Me- dikationsfehler mit weitreichenden Kon- sequenzen verursachen können. Beispiel- hafte Fehlermöglichkeiten der einzelnen Akteure beim Teilen von Arzneimitteln sind: • Ärzte könnten unkritisch die Teilung eines Präparates anordnen, ohne zu überprüfen, ob das Arzneimittel über- haupt teilbar ist. • Apotheker und PTA könnten verges- sen, bei einem Präparate-/Hersteller- wechsel zu hinterfragen, ob die Anfor- derung „Teilbarkeit“ an das neue Prä- parat besteht. • Pflegekräfte könnten missachten, dass bei der Teilung bestimmter Arzneimit- tel gesundheitsgefährdende Stäube eingeatmet werden können, weshalb

Dr. Verena Stahl (Herdecke) wurde an der University of Florida als Semi-Resi- dent im landesweiten Drug Information & Pharmacy Resource Center ausgebil- det. Dazu berufsbegleitende Dissertati- on zu einem Thema der AMTS, Autorin für die DAZ, Referententätigkeit, medi- zinische Entwicklung RpDoc® Solutions GmbH.

noch eine Menge schief gehen. Anhand

Tabelle 1: Aus galenischer Sicht nicht teilbare feste orale Darreichungsformen und Auswirkungen bei unsachgemäßer Teilung. Nicht teilbare Darreichungsform Teilung führt zu Weichgelatinekapseln Entleerung des flüssigen/pastösen Inhalts Hartkapseln mit Pulver- oder Granulat- füllung Ungleichförmig aufgeteiltem Inhalt Magensaftresistent überzogene Tablet- ten Zerstörung des magensaftresistenten Überzugs Tabletten mit Retard-Überzug Verlust des Retardierungsprinzips, Dose- Dumping

Retardtabletten auf der Basis oraler osmotischer Systeme (OROS, Push-Pull- Technologie), z. B. Jurnista®, Concerta®, Cardular® PP Manteltabletten, Manteldragees, Zwei- schichttabletten, z. B. Adalat® SL 20 mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffrei- setzung

Verlust des Retardierungsprinzips, Dose- Dumping

Gleichzeitiger Freisetzung von Mantel und Kern, Verlust der zeitverzögerten Freisetzung der Einzelkomponenten

Dragees

Ungleichen Bruchstücken

Sublingual-, Bukkaltabletten

Zersetzung der Tablette unter Einfluss von Feuchtigkeit

13 Fortbildung aktuell – Das J urnal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lipp Fortbildung ktuell – D s Journal

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