Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Dr. Helge Prinz

Der Chemie(un)fall in der Apotheke Zum praktischen Umgang mit ausgewählten Gefahrstoffen im Apothekenbetrieb

pöen und damit eine größere Anzahl ver- mutlich nicht mehr benötigter Substan- zen. Aufbewahrung und Handhabung bergen bei bestimmten Chemikalien ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpo- tenzial. Eine kleine Auswahl solcher Alt- bestände, basierend auf Aufnahmen des Verfassers, zeigt Abb. 1. Neben größeren Mengen an Quecksilber- salzen, Arsenit-haltiger Lösung (Liquor Kalii arsenicosi, Fowlersche Lösung) fan- den sich in einer Apotheke aus den fünf- ziger Jahren selbst einige mit Blausäure- Lösung gefüllte Glasampullen (Abb. 2). Das Herstelleretikett (Fa. Bengen & Co., Hannover) lässt in diesem Fall auf eine ehemals veterinärmedizinische Verwen- dung der Ampullen schließen, vermutlich zum Zwecke der Euthanasie bei Tieren. Das Blausäure-Präparat wurde offenbar schon 1976 vom Markt genommen. 1 Eine Auswahl ganz unterschiedlicher „apothe- kenüblicher“ Stoffe mit Gefahrenpoten- zial zeigt die folgende Aufstellung: • Aceton Ph. Eur. -- Pharmazeutische Analytik, Labora- torien, Lösungsmittel -- Ausgangsstoff Arzneimittelherstel- lung • Kaliumdichromat Reag. Ph. Eur. -- Reagenz Ph. Eur. • 2-Propanol reinst Ph. Eur. (Isopropa- nol) -- Lösungsmittel, Flächendesinfektion • Glycolsäure -- in Gelform zur Aknebehandlung • Benzin DAB (Wundbenzin), Petrol­ ether 40/65 • Ammoniaklösung 25 % techn. (Salmi- akgeist), Ammoniak-Lösung 10 % DAB -- Reinigung von Oberflächen, Fen- stern

Zum Apothekenalltag gehört der Um- gang mit gefährlichen Stoffen unter- schiedlichster Art. Dazu gehören z. B. Ausgangsstoffe und Reagenzien zur Her- stellung und Prüfung von Arzneistoffen, entzündbare Flüssigkeiten oder auch di- verse Chemikalien für gewerbliche An- wender (Labore, Ärzte, Handwerker) oder Privatpersonen (Freizeit, Hobby etc.). Mit der vierten Verordnung zur Än- derung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) aus dem Jahr 2012 wurden de- taillierte Vorgaben zur Laborausstattung gestrichen und Apothekenleiter können mittlerweile weitgehend selbst entschei- den, welche modernen und dem Stand von Wissenschaft und Technik entspre- chenden Prüfgeräte und Prüfmittel an- geschafft werden. Infolgedessen wer- den vermehrt alte Ausgangsstoffe so- wie Reagenzien, die nicht benötigt wer- den oder geminderte Qualität aufweisen, entsorgt. Der Reagenziensatz nach der alten ApBetrO von 1987 umfasste 63 Ge-

rätschaften, 258 Prüfmittel und 14 Maß- lösungen. In vielen, insbesondere älteren Apotheken findet man die Reagenzien und Ausgangsstoffe früherer Pharmako- Dr. Helge Prinz (Münster) ist Apotheker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazeutische und Me- dizinische Chemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In Mainz studierte er Pharmazie und promovierte an der Uni Regensburg.

Abbildung 1: Gefahrstoffe in der Apotheke – eine Auswahl.

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21 Fortbildung ktuell – Das Journal

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