Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Dr. Helge Prinz

ler zu Hersteller unterschiedlich. Die Aus- wahl des Handschuhmaterials erfolgt un- ter Beachtung der Durchdringungszeiten und der Degradation. Informationen da- zu halten Sicherheitsdatenblätter oder auch die GESTIS-Stoffdatenbank bereit. Details zur Klassifizierung, Prüfung, Ma- terial und Eigenschaften von Schutzhand- schuhen finden sich unter Lit. 11 . Geeignete Schutzhandschuhe müssen auf jeden Fall das CE-Zeichen tragen. Ein- fache Chemikalienschutzhandschuhe tra- gen das Becherglaspiktogramm („Spritz- Sicherheitshinweis Medizinische Einmalhandschuhe (DIN EN 455) oder auch Lederhandschuhe sind keine Chemikalienschutzhand- schuhe und bieten keinen ausrei- chenden Schutz. Einen erweiterten Schutz gegen chemische Gefähr- dungen bieten Chemikalienschutz- handschuhe nach DIN EN 374, wenn sie mit einem Erlenmeyerkolbenpikto- gramm versehen sind.

takt kommen. Es kann giftiges Chlor- gas entstehen. • Man vermeide Aceton und Wasser- stoffperoxid zu mischen, z. B. Fließmit- telreste aus der Chromatographie. Die beiden Lösungsmittel müssen getrennt voneinander entsorgt werden. Insbe- sondere in Gegenwart katalytischer Mengen Säure bildet sich leicht hoch- explosives Acetonperoxid. • Aceton und Chloroform dürfen nicht gemischt werden. Die Mischung der beiden Lösungsmittel kann eine stark exotherme Reaktion mit erheblicher Brisanz bewirken. Zur bereits erwähnten persönlichen Schutzausrüstung (PSA) im Umgang mit gefährlichen Stoffen gehören auch ge- eignete Handschuhe. Prinzipiell gilt, dass es „den einzig richtigen Handschuh nicht gibt“. 11 Die Beständigkeit des aus einem Gemisch bestehenden Handschuhmateri- als ist nicht vorhersagbar und von Herstel- Exkurs: Hände gut, alles gut?

2: wassergefährdend 3: stark wassergefährdend

Die Einstufung einzelner Stoffe kann on- line in der Datenbank „Rigoletto“ des Umweltbundesamtes recherchiert wer- den. 10 Auch für ein Gemisch lässt sich über Rechenregeln eine WGK ableiten.

Zu vermeidende gefährliche Reaktionen

Viele brenzlige Situationen im Labor, et- wa bei Klein(st)mengenentsorgungen oder Maßnahmen zur Stoffbeseitigung lassen sich durch Beherzigung einiger Grundregeln bereits im Vorfeld vermei- den: • Konzentrierte Säuren werden grund- sätzlich verdünnt, indem man sie in Wasser vorsichtig eingerührt (Schutz- brille, Abzug) – eine Grundregel aus dem Studium. Die Lösung kann sich da- bei, insbesondere beim Verdünnen von konzentrierter Schwefelsäure, stark er- wärmen. Dies gilt für alle starken Mi- neralsäuren! • Keinesfalls mischt man konzentrierte Säuren und Laugen, etwa zu Neutra- lisationszwecken nach Verschütten. Durch die auftretende Neutralisati- onswärme kann sich das Gemisch sehr stark erwärmen. • In fester Form vorliegende anorga- nische Oxidanzien (z. B. Permanganat, Dichromat, Nitrate, Chlorate, Bromate etc.) und organische Stoffe (z. B. Zu- cker, Polyole, Weinsäure, Citronensäu- re etc.) dürfen nicht miteinander ver- mischt werden. Es resultieren mitunter heftige Verpuffungen. • Cyanid-haltige Lösungen dürfen nicht angesäuert werden. Es entwickelt sich sofort hochgiftiger Cyanwasserstoff (Blausäuregas). • Hypochlorit-haltige Lösungen (auch für Reinigungsmittel auf „Chlorba- sis“) dürfen nicht mit Salzsäure in Kon-

EN 374

AJL

Erlenmeyerkolbenpiktogramm: Chemikalienfestigkeit

Piktogramm + exakte Bezeichnung der Norm 3-stelliger Code, z. B. AJL, also Eindringschutz gegen drei (A, J, L) von zwölf (A - L) Prüfsubstanzen von > 30 min Durchbruchszeit (Level 2) A: Methanol, B: Aceton, C: Acetonitril, D: Dichlormethan, E: Kohlenstoffdisulfid, F: Toluol, G: Diethylamin, H: Tetrahydrofuran, I: Ethylacetat, J: n-Heptan, K: NaOH 40%, L: H 2 SO 4 96%

Abbildung 4: Erlenmeyerkolbenpiktogramm (links) und Kennzeichnung einfacher Schutzhandschuhe mit Becherglaspiktogramm (oben rechts).

Tabelle 1: Schutzlevel Schutzhandschuhe mit Durchdringungszeiten in Minuten nach DIN EN 374. Level 1 > 10 Level 3 > 60 Level 5 > 240 Level 2 > 30 Level 4 > 120 Level 6 > 480

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 25 Fortbildung ktuell – Das Journal

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