Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Der Chemie(un)fall in der Apotheke

weile durch Thiosulfat ersetzt. Im Rahmen der Grenzprüfung auf Arsen (Arsenlösung 10 ppm As) wird Arsentrioxid ebenfalls eingesetzt und zur Herstellung der Refe- renzlösung in Alkalihydroxid gelöst. Arsentrioxid findet außerdem Verwen- dung zur Herstellung homöopathischer Zubereitungen (Arsenii trioxidum ad pra- eparationes homoeopathicae). Eine Ent- sorgung/Desaktivierung ist im Apothe- kenlabor kaum möglich. Man sollte die Substanz ggf. durch kommerziellen Ent- sorger im Originalbehältnis abholen las- sen. Sicherheitshinweis Arsentrioxid ist ein starkes Gift und gilt als krebserzeugend nach TRGS 905 (Abzug! Handschuhe! Staubbildung vermeiden). Natriumarsenit ist ein Kontaktgift, bei Herstellung von Arse- nitlösungen sollten unbedingt Hand- schuhe getragen werden.

schutz“). Dieses Piktogramm wird für mehr oder weniger nur „wasserdichte“ Handschuhe benutzt, die Durchbruch- zeiten von < 30 Minuten für die gelisteten Chemikalien aufweisen. Vollwertige, mit einem Erlenmeyerkol- benpiktogramm versehene, chemikali- enbeständige Schutzhandschuhe nach DIN EN 374 erzielen bei mindestens drei von zwölf definierten Prüfchemikalien (Abb. 4) mindestens Level 2 (Durchbruch- zeit > 30 min) (Tab.1). Das in Abb. 4 rechts zusätzlich zu sehende Piktogramm „Bakteriologische Kontami- nation“ ist für Chemikalienschutzhand- schuhe eigentlich unbedeutend. Es kann aber auf wasserdichten Handschuhen auf- gebracht werden, da dann auch eine Un- durchlässigkeit gegenüber Bakterien und Pilzen, nicht jedoch Viren, angenommen wird (wird nach EN 374 nicht gesondert geprüft). 11

Blausäure und Cyanide

Gelegentlich kann man lesen, dass bei Apothekeneinbrüchen auch hochgiftiges Cyanid entwendet wurde. Kaliumcyanid gehörte ehemals zur Grundausstattung des Apothekenlabors mit Prüfmitteln 12 und findet sich daher manchmal im Apo- thekenlabor. Beim Kaliumcyanid (Cyan- kali) handelt es sich um das Kaliumsalz der sehr schwachen Cyanwasserstoffsäu- re („Blausäure“, pKs 9.40 13 ), die demnach durch stärkere Säuren äußerst leicht aus ihren Salzen vertrieben werden kann. Bei Cyaniden kann durch Protolyse bereits bei Wasserkontakt Blausäure entstehen. Cya­ nide neigen auch an der Luft zur Blausäu- rebildung, allerdings ist der charakteri- stische bittermandel- oder marzipanar- tige Geruch der Blausäure nicht von allen Menschen wahrnehmbar. Beim Einatmen der Dämpfe besteht akute Lebensgefahr. Tückisch ist der niedrige Siedepunkt der Blausäure von 25,6 °C. Die Flüssigkeit ver- dunstet schon bei Raumtemperatur und

Einzelfallbetrachtung ausgewählter Gefahrstoffe

An dieser Stelle soll auf eine kleine Aus- wahl gefährlicher Stoffe mit Arzneibuch- bezug, deren Gefahrenpotenzial sowie denkbare Maßnahmen zur Desaktivie- rung eingegangen werden.

Arsentrioxid

Arsentrioxid („Arsenik“) ist ein primärer Standard (Urtiter) zur Herstellung von Ar- senitlösungen (Natriumarsenit-Lösung 0,1 mol/L; Ph. Eur., 4.2.2 Maßlösungen) nach Lösen in Alkalihydroxid (Abb. 5). Arsenit (AsO 3 3– ) ist hervorragend zur Einstellung von Iodlösungen geeignet, wurde aber im Arzneibuch für diesen Zweck mittler-

Abbildung 6: Klein(st)mengeninaktivierung von Cyanid durch Oxidation zu weniger ge- fährlichen Folgeprodukten.

Abbildung 5: Bildung von Arsenit aus Ar- sentrioxid.

26 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe F rtbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 26 – as r al de Apothek k mmer Westfalen-Lippe

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