Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Dr. Helge Prinz

nicht mehr verwendet. Für die Abgabe in der Apotheke gibt es nur ganz wenige plausible Gründe und praktisch keine au- thentisch bekannten medizinischen An- wendungen. Kaliumchlorat gehört, wie auch Kaliumpermanganat, zu den über- wachungsbedürftigen Chemikalien. Es Sicherheitshinweis Wegen der Explosionsgefahr darf man Chlorate nie mit Zucker, Kohle, Schwe- fel, rotem Phosphor, organischen Sub- stanzen oder sonstigen Reduktionsmit- teln mischen. Bereits das Verreiben in der Reibschale oder das Hinstellen des Gemisches auf die Arbeitsplatte hat zu schlimmen Unfällen geführt. Die ge- fahrlose Mischung der Komponenten ist in der Praxis nicht ohne weiteres möglich. Beim Vermischen mit Salzsäure 36 % kommt es durch Synproportionierung zur Bildung von giftigem, grünem Chlorgas! Beim Übergießen mit Schwefelsäure 96 % bildet sich explosives Chlordio- xid!

gelten Dokumentations-, Informations- und Aufzeichnungspflichten nach §3 ChemVerbotsV, da mit solchen Substan- zen illegal Sprengstoff hergestellt wer- den kann. Die Substanz muss getrennt von brennbaren Stoffen gelagert werden. An dieser Stelle sei auf ein weiteres Salz einer Chlorsauerstoffsäure hingewiesen. In einigen Apotheken wird in letzter Zeit Natriumchlorit nachgefragt, der Haupt- bestandteil der Miracle Mineral Soluti- on (MMS). Natriumchlorit ist das Natri- umsalz der Chlorigen Säure und fungiert als gut zu handhabende Speicherform für Chlordioxid (Abb. 7), einer bei Raumtem- Entsorgungshinweis Klein(st)mengen an Kaliumchlorat lassen sich in wässriger Lösung durch Reduktionsmittel wie Sulfit leicht zu Chlorid reduzieren (Abb. 7, Gl. 2). Zu diesem Zweck löst man die Substanz in Wasser (alle Chlorate sind wasser- löslich), säuert mit verdünnter Sal- petersäure an (Indikatorpapier) und versetzt portionsweise mit Natrium- sulfit. Die Chloridbildung lässt sich mit Silbernitratlösung auf Vollständigkeit überprüfen.

bildet zudem ein extrem leicht entzünd- bares Gas.

Desaktivierung von Cyanidresten

Es wäre für chemisch Versierte durch- aus möglich, Kleinstmengen an Cyaniden durch oxidative Zerstörung in stark alka- lischem Milieu mittels Hypochlorit oder Wasserstoffperoxid zu beseitigen. Cyani- dreste dürfen keinesfalls angesäuert wer- den (Blausäureentwicklung)! Bei pH > 11 (stark alkalisch) erfolgt durch Hypochlorit Oxidation von Cyanid zu Cy- anat (ungiftig), aus dem durch weiteres Hypochlorit bei pH 8-9 Kohlendioxid und Stickstoff gebildet werden. Um sicher zu gehen, dass alles Cyanid zerstört wurde, lässt man es am besten 24 Stunden stehen und prüft dann auf Restmengen an Cya- nid mittels der Berliner Blau-Reaktion. 14 Um den Transport von Cyaniden oder Blausäure zu vermeiden, werden diese oft an Ort und Stelle desaktiviert. Eine ge- eignete Vorgehensweise zur Behandlung eingangs gezeigter Blausäurelösung in Ampullen ist beschrieben. 15 Vor dem Öff- nen kann der Ampulleninhalt mittels ei- ner Kältemischung eingefroren werden. Die geöffnete Ampulle stellt man mit der Öffnung nach unten in einen Tropf- trichter mit Schliff und Druckausgleich. Die aufgetaute Blausäure-Lösung tropft dann in die in einer entsprechenden Vor- lage befindliche Oxidationslösung (Hypo- chlorit, pH 10-11). Es handelt sich um das Kaliumsalz der Chlorsäure. Das Chloratom besitzt die Oxidationsstufe +V. Die Substanz ist ein potentes Oxidans, insbesondere in der Hitze. Für sich alleine ist die Substanz pro- blemlos handhabbar. Kaliumchlorat war Bestandteil früherer Reagenziensätze (Abb. 1) 16 , wurde aber schon im DAB 9 Kaliumchlorat

– + 5 Cl – + 6 H +

ClO 3 Chlorat ClO 3 Chlorat

3 Cl 2

+ 3 H 2 O

Cave Chlorbildung!

+ konz. HCl

– + 3 SO 3

2–

Cl – + 3 SO 4

2–

Inaktivierung! durch Reduktion

Sulfit

6 KClO 3

+ 3 H 2 SO 4

4 ClO 2

+ 2 HClO 4 + 3 K 2 SO 4 + 2 H 2 O

Chlordioxid

2 ClO 2

Cl 2

+ 2 O 2

Explosionsartiger Zerfall beim Erwärmen!

4 ClO 2

+ HCl + 2 H 2 O

5 HClO 2

Zersetzung von Chloriger Säure nach Ansäuern von Chloriten, wie z.B. NaClO 2

Chlorige Säure

Chlordioxid

Abbildung 7: Gleichungen zur Beschreibung der Reaktivität von Kaliumchlorat sowie Freisetzung von Chlordioxid aus Chloriger Säure.

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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 27

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