Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015)

Der Chemie(un)fall in der Apotheke

2 SO 4 2– + 4 Br 2 + 5 H 2 O Abbildung 13: Reduktive Inaktivierung von Bromresten durch Thiosulfat. S 2 O 3

2– + 8 Br – + 10 H +

Handelsübliche Ether sind in der Regel stabilisiert (Natriumdiethyldithiocarba- mat, 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol). Durch übermäßig lange Lagerung werden die Stabilisatoren aber unwirksam und es können Peroxide entstehen. Eine Prüfung auf Peroxide kann mittels der Kaliumiodid-Stärke-Reaktion (s. Stär- ke-Papier, Iodidhaltiges R, Reagenz Ph. Eur.), mit Titanperoxidsulfat (Titandioxid Ph. Eur., Identitätsprüfung B) oder mit käuflichen Indikatorstäbchen (Abb. 15) erfolgen. Sie zeigen Peroxide qualita- tiv und halbquantitativ (Farbskala) durch Eintauchen in das Lösungsmittel an. Zur Peroxid-Vernichtung in organischen Lösungsmitteln kann man Reduktionsmit- tel wie z. B. schwefelsaure Eisen(II)sulfat- Lösung einsetzen oder das Lösungsmittel mittels einer Glassäule (Chromatographi- erohr) mit basischem Aluminiumoxid fil- trieren (ca. 30 g Al 2 O 3 für 250 mL Ether). 26 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in den Vorratsräumen manch alter Apotheke noch Bestände an Gelb- em („Weißem“) Phosphor, meist unter- gebracht in einer Phosphordose und in einem sogenannten Phosphorschrank, be- finden. 27 Einen solchen in ein Mauerwerk fest eingebrachten, verschließbaren Phos- phorschrank zeigt Abb. 16. Weißer Phosphor – eine weitere gefähr- liche Hinterlassenschaft

Entsorgungs- und Desaktivierungshinweis

am besten in Glasstopfenflaschen aufbe- wahrt werden. Brom löst sich nur wenig in Wasser. Es findet sich u. a. als Reagenz in der Ph. Eur. zur Herstellung von Bromwas- ser, einer gesättigten Lösung von Brom in Wasser und findet Anwendung bei ver- schiedenen Gehaltsbestimmungen, Iden- titäts- und Reinheitsprüfungen. Elemen- tares Brom wirkt stark ätzend und bildet Sicherheitshinweis Keinesfalls darf man Flaschen mit Di- ethylether öffnen, wenn sich am Ver- schluss eine weiße Kruste oder im In- nern (Glasflaschen) ein Niederschlag gebildet hat! Ältere Behältnisse mit Di- ethylether sind vor Gebrauch gründlich zu begutachten. Vorratsflaschen sollte man nicht nach- füllen, den Ether am besten immer frisch beschaffen und verbrauchen! Der Peroxidgehalt sollte periodisch kontrolliert werden. Bromreste setzt man immer erst mit Thiosulfatlösung um und bedeckt die kontaminierte Fläche dann mit Ab- sorptionsmaterial. Brom wird dabei zu Bromid reduziert während Thiosul- fat im Wesentlichen zu Sulfat, neben Schwefel, oxidiert wird (Abb. 13).

Abbildung 15: Kommerziell erhältliche Peroxid-Teststreifen.

auf der Haut schmerzhafte Wunden und bereits nach kurzem Einwirken Blasen.

Ether

Diethylether (Ether R Ph. Eur.) ist ein häu- fig gebrauchtes Lösungs- und Fließmit- tel, etwa in der Dünnschichtchromatogra- fie. Diethylether war früher wesentlicher Bestandteil der Arningschen Lösung (lat. solutio Arning), einer ethanolisch-ethe- rischen Lösung von Anthrarobin und Ich- thyol. Ether siedet unter Normalbedin- gungen bereits bei 35 °C und ist licht- und luftempfindlich. Er neigt in Gegenwart von Luftsauerstoff über Etherperoxy-Ra- dikale zur Bildung von spontan explo- dierenden kristallinen Hydroperoxiden (Abb. 14) und muss unter Licht- und Luft- ausschluss aufbewahrt werden. In dieser Hinsicht sind Gebinde, wie in Abb. 1 gezeigt, Glasflaschen vorzuziehen. Peroxidexplosionen durch Erschütterung oder Reibung im Flaschenhals sind eine oft unterschätzte Gefahr.

Arzneilich wurde Weißer Phosphor, insbe- sondere vor der Kenntnis des Vitamin D,

Abbildung 14: Etherhydroperoxidbildung nach Lit. 25

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