St. Vinzenz-Hospital.indd
AM ANFANG STAND E I N POCKENZELT ( 1 852–1 87 1 )
RÜCKBL I CK : D I E V I NZENT I NER I NNEN KOMMEN NACH KÖLN
Krankenpflege war nur eines der „mildtätigen Werke“ der Vinzentinerinnen, wie die „Genossen- schaft der Töchter der christlichen Liebe vom hei- ligen Vinzenz von Paul“ mit Hauptsitz in Paris meist genannt wurden. Die ersten vier Schwestern kamen im Frühjahr 1852 nach Köln. Der Über lieferung nach wurden sie am 1. April am Eigel- steintor, einem der mittelalterlichen Stadttore, empfangen. Michael Bill, der beliebte Pfarrer der St. Ursula-Gemeinde, und einige Gemeindemit- glieder begrüßten die Ordensfrauen. Ihre außer- gewöhnliche Tracht erregte einiges Aufsehen, vor allem die auffällige Kopfbedeckung: Die typische Flügelhaube war der Tracht bretonischer Land- frauen des 17. Jahrhunderts nachempfunden. Den Schwestern eilte ein hervorragender Ruf vor- aus, denn sie waren auf vielfältige Art karitativ tä- tig. Sie pflegten nicht nur Kranke und Arme, son- dern betreuten Kinder und übernahmen erziehe- rische und pädagogische Tätigkeiten einschließ- lich der Jugendpflege. Köln hatte damals bereits rund 100.000 Einwohner und die Armut wuchs. Kölner Vinzentiner- oder Lazaristenpatres, wie die Männer des Ordens landläufig genannt wurden, hatten beim Mutterhaus in Paris darum gebeten, einige Vinzentinerinnen zu entsenden. Die Vinzentiner hatten sich erst kurz zuvor mit ei- ner kleinen Gemeinschaft in Köln niedergelassen. Sie erhielten tatkräftige Unterstützung vom dama- ligen Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel und von Pfarrer Michael Bill. Denn auch der Pfar- rer suchte für seine Gemeinde Hilfe bei der Pflege der Kranken und Betreuung der ärmeren Gemein- demitglieder und ihrer Kinder.
CORNET TE Die Vinzentinerinnen trugen eine traditionelle Tracht mit auffälliger Flügelhaube, der Cornette (Darstellung aus dem 19. Jahrhundert).
Die ersten vier Schwestern bezogen zunächst das Haus Im Glockenring 47, ganz in der Nähe der Kirche Sankt Ursula in der Kölner Innenstadt. Die Besitzerin, ein „Fräulein Bohrs“, stellte es dem Orden als Stiftung zur Verfügung. Bereits im Dezember 1852 richtete die inzwischen um einige Schwestern gewachsene Ordensgemeinschaft eine Zweigniederlassung in der nahe gelegenen Stolk gasse in direkter Nachbarschaft der Lazaristen ein. Beide Standorte wurden von einer eigenen Oberin geführt, die Schwestern betrieben Kinder- horte, Näh- und Handarbeitsschulen und eine Volksschule. Im Glockenring war zudem der Sitz des „Marienvereins“, der junge Mädchen betreute. Mit diesen Einrichtungen übernahmen die Vin- zentinerinnen wichtige soziale und karitative Auf- gaben für die Menschen des Viertels. Ihre ursprüngliche Aufgabe, die Betreuung von Alten und Kranken, leisteten die Vinzentinerin- nen jedoch nicht in ihren Häusern, sondern am- bulant in den Wohnungen der bedürftigen Men- schen. In einer Zeit ohne soziale Absicherungen und professionelle Pflegedienste waren ärmere Menschen auf solche kostenlose Hilfe angewiesen. Gemäß demMotto ihres Ordensgründers Vinzenz von Paul – „Ihr habt als Kloster die Häuser der Kranken“ – besuchten die Ordensleute hilfsbe dürftige ältere Menschen und pflegten Kranke zu Hause.
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