St. Vinzenz-Hospital.indd

KRANKENPFLEGE ZWI SCHEN MUT TERHAUS UND HOSP I TAL ( 1 87 1 –1 9 1 8 )

AUF GESETZL I CHER BAS I S

Über die ersten Jahre des St. Vinzenz-Hospitals ist wenig bekannt. Neben Sanitätsrat und Internist Dr. Pilgram, der auch nach 1875 ärztlicher Leiter blieb, waren mit Dr. Cremer, Dr. Decker und Dr. Curt drei weitere Ärzte tätig, deren Fachge­ biete aber nicht überliefert sind. Dr. Decker soll sich später an der Neusser Straße in Nippes als Armenarzt niedergelassen haben. Wie viele Betten das Krankenhaus hatte, lässt sich nicht rekonstru- ieren. Aber immerhin haben die Schwestern und Ärzte 1875 bereits 175 Patienten versorgt. 1877 erhielten die Vinzentinerinnen in Nippes hohen Besuch: Augusta von Sachsen-Weimar- Eisenach (1811–1890), Ehefrau Kaiser Wilhelms I., Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, be- sichtigte das Hospital. Die protestantische Mon- archin hatte sich für die katholischen Orden ein- gesetzt und die strengen Bestimmungen des Kulturkampfs abgelehnt. Die Ausnahmeregelung für die Orden, die Krankenpflege betrieben, war wohl ihr zu verdanken. Sie drängte den Kaiser und vor allem Reichskanzler Bismarck zu weite- ren Lockerungen, um auch die Erziehungstätigkeit katholischer Orden zu ermöglichen. Dies nutzten die Vinzentinerinnen in Nippes und eröffneten bereits 1882 wieder zwei Kindergärten: einen im Zentralhaus und einen weiteren in der Sechzig­ straße. Im Zentralhaus war also noch Platz für einen Kindergarten. Das sollte sich bald ändern. Der Auslöser war das Gesetz „betreffend der Kran- kenversicherung der Arbeiter“ vom 15. Juni 1883, das am 1. Dezember 1884 in Kraft trat und als erste Sozialversicherung weltweit gilt. Alle Arbeiter und Angestellten in fester Anstellung waren nun ver­ sicherungspflichtig, die Beiträge trugen zu je 2/3 die Arbeitnehmer und zu 1/3 die Arbeitgeber. Die Versicherung übernahm die Kosten für ein Kran- kengeld, ärztliche Behandlung, Arzneimittel – und die Kosten eines Krankenhausaufenthalts. Versi­ cherungsträger waren die Krankenkassen, die zum Teil schon bestanden und nun „gesetzliche“ Kran- kenkassenwurden. Darunter waren viele Innungs- krankenkassen der Handwerker, aber zumgrößten Teil Ortskrankenkassen, die jetzt überall gegrün­ det wurden.

DENKMAL Feierliche Einweihung des Denkmals für Kaiserin Augusta auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring (1903)

STADTB I LD Das Diplom zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Fürst Bismarck wurde nicht ausgefertigt. Der Künstler sieht den Dom bereits mit Türmen (Aquarell von 1875).

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