St. Vinzenz-Hospital.indd
DAS „MODERNSTE KRANKENHAUS DES RHE I NL ANDS“ I N UNRUH I GEN ZE I TEN ( 1 9 1 9–1 949 )
MODERNES HOSP I TAL
Das „Neueste“ im Krankenhauswesen
Voller Stolz präsentierte das St. Vinzenz-Hos- pital seinen Neubau in einer Festschrift: „Für die gesamte Ausführung galt als oberster Grundsatz: einfach aber solide.“ Im entlang der Merheimer Straße gelegenen Zentralgebäude befanden sich die große Emp- fangshalle mit ihrenmarkanten Säulen, außer- dem Ärzte- und Besprechungszimmer sowie die Krankenhausverwaltung. Nach links ging es durch den Altbauflügel zu einem großen Anbau mit der Ambulanz, den beiden Ope- rationssälen sowie Behandlungsräumen für HNO-Kranke, Augenleiden, das „Röntgenins- titut“, ein Labor, die „orthopädische Anstalt“ und, im Untergeschoss, die Badeeinrichtun- gen. Im 1. und 2. Stockwerk lagen die Privat- zimmer, alles Einzelzimmer mit dem Blick zum Garten, im 3. Stock Schlafräume der Schwestern. Von der Empfangshalle rechts gelangte man zum 4-geschossigen Hauptkrankenflügel: Hier waren in zehn Abteilungen die Zimmer der Kassenpatienten eingerichtet, meist jeweils mit sechs bis acht Betten. Jede Abteilung ver- fügte über eigene Teeküchen, Wasch- und Toilettenanlagen, Wannen- und Sitzbäder, Untersuchungszimmer und dergleichenmehr. Außerdem lagen hier die Entbindungsstation mit Kreißsaal, ein Wirtschaftsflügel sowie Wohnungen für den Hausgeistlichen, einige Ärzte und weitere Räume für Pflegepersonal und Handwerker. Beim „guten Ausbau“ aller Räume zeige sich „der Einfluß der Schwes- ternschaft als Bauherrin“: Flächen waren ab- waschbar, Abschlüsse zwischen Boden und Wand stets gerundet und die Wände mit waschbaren „Salubratapeten“ (d.h. mit Ölfarbe bedruckte Tapeten) verkleidet. Eine moderne Heizungsanlage versorgte den kompletten Neu- und den Altbau mit Wärme, hinzu kamen Anlagen für die Kalt- und Warmwasserversorgung und leistungsstarke
Elektroanlagen. Die Starkstromaggregate ver- sorgten 1.500 Glühlampen, es gab weitere 300 Steckdosen für Lampen, Heizgeräte, Auf- züge sowie Kühlanlagen, Herde und Maschi- nen für die Küchen, und für die Wäscherei und Bäckerei. Elektrische Einrichtungen gab es auch in den Operationsräumen: z.B. für Rönt- gen- und Sterilisierapparate. Die Operations- tische konnten im Notfall mit Batteriestrom beleuchtet werden. Schwachstromnutzte die „modern ausgebaute Krankenanstalt“ für „Fernsprech-, Uhren-, Lichtruf- und Musikübertragungsanlagen“. Im Haus liefen 85 elektrische, geräuschlose Uhren, die mit der Hauptuhr in der Telefon- zentrale verbunden waren und von dieser ge- steuert wurden. Mit der Lichtrufanlage konn- ten Patienten geräuschlos Hilfe rufen. Zu den Fernsprecheinrichtungen gehörte eine Hauszentrale mit 50 Teilnehmern für den Selbstwählverkehr, so dass alle Abteilungen, Ärzte, Pflegepersonal, Verwaltung usw. schnell erreichbar waren. Eine Postnebenstellenzen- trale mit vier Amtsanschlüssen und 40 Neben- stellen vermittelte zusätzlich Gespräche. So- gar manche Patientenzimmer hatten eine „Fernsprechstation“ – als Angebot für Privat- patienten, die „mit ihren geschäftlichen Unter- nehmungen [..] in Fühlung“ bleiben mussten. Stolz war man imHospital auf die „größte, die bisher im Rheinland errichtete ‚Musiküber- tragungs-‘ bzw. ‚Rundfunkanlage‘, die das Radioprogramm über Kopfhörer und Laut- sprecher in die Krankenzimmer übertrug. Auch Messen aus der Kapelle wurden über tragen. „Die ganze Anlage soll eben dazu die- nen, die Gemütsstimmung der Kranken und der Genesenden günstig zu beeinflussen und besonders dem ans Bett Gefesselten, welcher sonst geistig frisch ist, Unterhaltung und Ab- wechselung zu bringen.“
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