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WACHSTUM UND KOSTENEXPLOS ION ( 1 950-1 970 )

TAUFE Säuglinge wurden in den 1960er Jahren kurz nach der Geburt in der Kapelle getauft.

E I N GROS S STADT- KR ANKENHAUS AN SE I NEN K APA Z I TÄTSGRENZEN

Kapazitäten zu gewinnen. Während die Urologie unter ihrem neuen Leiter Dr. Erkens fortbestand, wurde die Orthopädie aufgegeben, als Chefarzt Dr. Grunert Ende 1968 aus Altersgründen aus- schied. Nachfolger als ärztlicher Leiter des Hos­ pitals wurde zum 1. Januar 1969 der Chirurg Dr. Johannes Dany. Die Bettenknappheit war Ende der 1960er Jahre ein drängendes Problem. Während Anforderun- gen und Nachfrage stiegen, standen seit 1950 wei- terhin nur rund 400 Betten zur Verfügung. Für das St. Vinzenz-Hospital wurde es aufgrund der starken Belegung immer schwieriger, als Akut- krankenhaus die Versorgung für alle Nippeser und die Einwohner der umliegenden Bezirke sicherzustellen. 1968 kam es wegen eines abge- wiesenen Patienten sogar zu Schlagzeilen in der Lokalpresse: „Sind alte Leute rechtlos?“, fragte der „Kölner Kurier“ empört. Das Hospital stellte klar, dass kein akuter Notfall vorgelegen habe. Mit dem Alter des Patienten hätte dies nichts zu tun gehabt. Wäre es klinisch erforderlich gewesen, hätte man ihn, trotz Überbelegung des Hospitals, selbstverständlich aufgenommen. Entscheidend war ein strukturelles Problem, das inzwischen viele Krankenhäuser hatten. Viele Betten waren von älteren, pflegebedürftigen Patientinnen und Patienten belegt: „Trotz intensiver Bemühungen unsererseits ist es unmöglich, diese Menschen in Pflegeheimen unterzubringen – auch dort zu wenig Platz – wodurch viele Betten in der Klinik blockiert sind“, so das St. Vinzenz-Hospital.

ImVordergrund stand weiterhin die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten: Fort- laufend wurden die medizinischen Einrichtungen modernisiert und ergänzt. Als Großstadtkranken- haus war das Hospital für die Patientenversor- gung eines genau abgesteckten Gebiets im Nor- den Kölns verantwortlich, alle akut Erkrankten aus diesem Bezirk mussten aufgenommen und versorgt werden. Allerdings waren die Kapazitäten begrenzt: Mehr als die vorhandenen 400 Patien- tenbetten waren im Gebäude nicht unterzubrin- gen, und auch für weitere Behandlungszimmer, Operationssäle oder eine Intensivstation gab es keinen Platz. Seit Beginn der 1960er Jahre diskutierte die Kran- kenhausleitung daher Ideen zur Erweiterung und deren Finanzierung. Doch solange hierfür keine Lösung gefunden wurde, behalf man sich mit Kompromissen. Die Nutzung der beiden Operati- onssäle erforderte eine strenge Organisation und Planung: Saal I war der Chirurgie, Gynäkologie und Urologie vorbehalten, Saal II für Unfallchirur- gie, Orthopädie, Augenoperationen und sonstige Bereiche reserviert. Dennoch kam es immer wie- der zu Reibereien zwischen den Fachabteilungen. Als der Leiter der Urologischen Abteilung, Dr. Wil- helm Soentgens, 1967 unerwartet starb, schlugen einige Kollegen vor, die Abteilung aufzulösen, um

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